Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Ver­su­che mit der sel­te­nen „Dicken Trespe“

Dicke Trespe. Foto: Nicole Fleischer
Dicke Trespe. Foto: Nicole Fleischer

In einem von der Ober­fran­ken­stif­tung geför­der­ten For­schungs­pro­jekt arbei­ten die Uni­ver­si­tät Bay­reuth, das Bezirks­lehr­gut Bay­reuth und die Fir­ma IRE­KS (Kulm­bach) eng zusam­men. Im Mit­tel­punkt steht die Dicke Tres­pe. Die­se zu den Grä­sern gehö­ri­ge Art wird ver­mehrt und erst­ma­lig auf Back- und Bier­brau­ei­gen­schaf­ten untersucht.

„Zu unse­ren Land­wirt­schaft­li­chen Lehr­an­stal­ten in Bay­reuth gehört auch das Bezirks­lehr­gut. Hier wer­den Maschi­nen und Pro­duk­ti­ons­ver­fah­ren erprobt und Ver­su­che in Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Insti­tu­tio­nen durch­ge­führt. Alle Betei­lig­ten pro­fi­tie­ren von die­ser Koope­ra­ti­on, die einen Aus­tausch über Pra­xis und Wis­sen bie­tet. Auf einer unse­rer Flä­chen läuft der­zeit der Ver­such mit der Dicken Tres­pe“, so Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm.

Die Dicke Tres­pe (Bro­mus grossus) ist eine uralte, schon in der Stein­zeit kul­ti­vier­te Gras­art. Ähn­lich wie beim Rog­gen ent­wickel­te sich die Dicke Tres­pe aus einer Wild­art durch die Jahr­tau­sen­de lan­ge Inkul­tur­nah­me und unbe­wuss­te Aus­le­se durch den Men­schen. „Die Dicke Tres­pe hat es fast zu einem Getrei­de ´geschafft´, indem sie sich an die beson­de­ren Bedin­gun­gen des Acker­baus und der nach­fol­gen­den Ern­te ange­passt hat. Außer­dem erreicht die Körn­er­grö­ße die von Getrei­de­ar­ten“, erklärt Dr. Pedro Gerst­ber­ger vom Lehr­stuhl Pflan­zen­öko­lo­gie der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, der ver­ant­wort­lich für das For­schungs­pro­jekt ist.

Die Kör­ner fal­len näm­lich nach der Rei­fe nicht aus der Ris­pe, wie bei Wild­grä­sern, son­dern ver­blei­ben an der Pflan­ze und kön­nen so ohne Ver­lu­ste geern­tet wer­den. Zudem erfolgt die Kei­mung rasch und die Kei­mungs­ra­te ist sehr hoch.

Das Beson­de­re an der Dicken Tres­pe ist, dass sie im 20. Jahr­hun­dert infol­ge der moder­nen Rei­ni­gung des Getrei­de-Saat­gu­tes nahe­zu völ­lig ver­schwun­den war und ein­hei­mi­sche Vor­kom­men sehr sel­ten sind. Es ist zu befürch­ten, dass sie gänz­lich aus­stirbt. Durch das Washing­to­ner Arten­schutz­ab­kom­men und durch die Bun­des­ar­ten­schutz­ver­ord­nung ist die Dicke Tres­pe streng geschützt. Erhal­tungs­kul­tu­ren, wie am Bay­reu­ther Bezirks­lehr­gut, sind jedoch erlaubt. Das Saat­gut für die Stu­die kam aus Erhal­tungs­kul­tu­ren von Bota­ni­schen Gär­ten. Ziel der Stu­die ist es, das sel­te­ne Gras acker­bau­lich zu ver­meh­ren und Back-Ver­su­che mit stei­gen­dem Anteil des Tre­s­pen­mehls durch­zu­füh­ren. Auf­grund des hohen Pro­te­in­ge­halts der Kör­ner wäre auch die Her­stel­lung von Nudel­wa­ren mög­lich. Die­se Unter­su­chun­gen wer­den von der Fir­ma IRE­KS in Kulm­bach durch­ge­führt. Dar­über hin­aus wer­den im Lehr­stuhl für Bio­pro­zess­tech­nik an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth Bier­sor­ten gebraut und geschmack­lich bewer­tet, mit unter­schied­li­chen Antei­len des Tre­s­pen­mal­zes zum Gerstenmalz.

Gleich­zei­tig lau­fen auf der pro­duk­ti­ons­bio­lo­gi­schen Sei­te auch Züch­tungs­an­stren­gun­gen, die zum Ziel haben, die Körn­er­zahl pro Pflan­ze zu erhöhen.
Damit kön­nen letzt­lich Erkennt­nis­se gewon­nen und Nut­zungs­mög­lich­kei­ten erkun­det wer­den, um die Dicke Tres­pe vor dem völ­li­gen Aus­ster­ben zu bewahren.