Bam­ber­ger BUND Natur­schutz stellt Stadt­rat „Urban Gardening“-Projekte vor

"Urban Gardening" in Bamberg. Foto: BN
"Urban Gardening" in Bamberg. Foto: BN

Soli­da­ri­sches Wirt­schaf­ten als Modell für die Gesell­schaft – Rad­tour und Filmabend

Bei einer som­mer­li­chen Radl­tour infor­mier­te der BUND Natur­schutz im Rah­men sei­ner Pro­jekt­werk­statt „Vom Acker auf den Tel­ler“ neu gewähl­te Bam­ber­ger Stadt­rats­mit­glie­der über Urban Gar­dening Pro­jek­te in Bam­berg und warb um Unter­stüt­zung von Sei­ten der Stadt.

„Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft und Selbst­ern­te­gär­ten bie­ten kon­kre­te Zukunfts­per­spek­ti­ven für Bam­berg als Gärt­ner­stadt. Sie sind Model­le für eine Gesell­schaft, die auf Soli­da­ri­tät, und gegen­sei­ti­ges Ver­trau­en statt auf Ego­is­mus und Gewinn­ma­xi­mie­rung aus­ge­rich­tet ist“, so Chri­sti­an Luplow, einer der Mit­grün­der der Sola­wi (Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft) Bam­berg und Mit­ar­bei­ter der Pro­jekt­werk­statt. Eine Flä­che von nur einem Hekt­ar rei­che aus, um 80 Fami­li­en mit fri­schem, öko­lo­gisch ange­bau­tem Gemü­se zu ver­sor­gen und um die Arbeits­kraft eines Gärt­ners zu finanzieren.

Die Sola­wi ist als Ver­ein orga­ni­siert und beschäf­tigt den Gärt­ner. Des­sen Stel­le wird über die soge­nann­ten Ern­te­tei­ler, die pro Monat eine feste Sum­me zah­len, getra­gen. Die­ser Betrag ist unab­hän­gig davon, wie groß oder klein die Ern­te aus­fällt. Der Gärt­ner müs­se nicht mög­lichst viel pro­du­zie­ren, son­dern so, dass die Frucht­bar­keit der Bodens auf Dau­er erhal­ten bleibt. Mit dem Kauf von Bil­lig­ge­mü­se, bei dem Unmen­gen von Was­ser ein­ge­setzt wird, gan­ze Land­stri­che etwa in Süd­spa­ni­en ver­öden, der Boden und Men­schen als Arbeits­skla­ven aus­ge­beu­tet wer­den, las­se sich die­se Art des Kon­sums nicht ver­glei­chen. Im Gegen­satz dazu wer­den mit der Sola­wi die Nach­hal­tig­keits­zie­le, die soge­nann­ten Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals (SDGs) der Ver­ein­ten Natio­nen ganz kon­kret vor Ort umge­setzt und ein akti­ver Bei­trag zum Kli­ma­schutz gelei­stet. „Allein aus die­sem Grund soll­te die Stadt Bam­berg ein gro­ßes Inter­es­se dar­an haben, die­se Gar­ten­bau-Model­le aktiv zu unter­stüt­zen“ wünscht sich Mar­tin Bücker, Vor­sit­zen­der des BUND Natur­schutz Bamberg.

Als Bei­spie­le für die Bele­bung der Bam­ber­ger Gärt­ner­kul­tur wur­den bei der Stadt­rats-Radl­tour auch der Selbst­ern­te­gar­ten Süd und der neue Gemein­schafts­gar­ten in der Hei­lig­grab­stra­ße besich­tigt. Wäh­rend bei der Sola­wi die Haupt­ar­beit beim ange­stell­ten Gärt­ner liegt, wer­den die Selbst­ern­te­gär­ten gemein­schaft­lich bewirt­schaf­tet. Kon­kret wird jeweils ein Acker mit 1000 Qua­drat­me­tern in 20 Par­zel­len unter­teilt, die von 2 bis 5 Leu­ten bewirt­schaf­tet wer­den. Jun­ge Fami­li­en, Stu­die­ren­de, älte­re Bam­ber­ger – die Grup­pen der Selbst­ern­te­gärt­ner sind bunt gemischt. Im Früh­jahr wird das Feld von einem Bam­ber­ger Gärt­ner vor­be­rei­tet, dann wird bei Gemein­schafts­ak­tio­nen mit­ein­an­der gepflanzt und gesät. Die Bewäs­se­rung ist zen­tral orga­ni­siert. Für die Pfle­ge und Ern­te ist jede Par­zel­len­ge­mein­schaft selbst ver­ant­wort­lich. Dabei unter­stützt man sich aber gegen­sei­tig. Gar­ten-Neu­lin­ge ler­nen von den alten Hasen, Tipps und Rezep­te wer­den aus­ge­tauscht und über­schüs­si­ge Ern­te­men­gen ver­teilt. Alle Betei­lig­ten über­neh­men selbst Ver­ant­wor­tung und brin­gen sich nach ihren indi­vi­du­el­len Mög­lich­kei­ten in das Pro­jekt ein.

Fach­lich wer­den sowohl die Selbst­ern­te­gär­ten wie die Sola­wi von Wil­ly Schu­bert, dem ehe­ma­li­gen Lei­ter des Öko­lo­gi­schen Ver­suchs­be­triebs der Lan­des­an­stalt für Wein- und Gar­ten­bau unter­stützt. Er ent­wickelt zum Bei­spiel die Pflanz­plä­ne, die sich an der Frucht­fol­ge des öko­lo­gi­schen Land­baus orientieren.

„Uns ist es wich­tig, mit den Bam­ber­ger Gärt­nern zusam­men zu arbei­ten. Die neu­en Initia­ti­ven sol­len nicht als Kon­kur­renz son­dern als Berei­che­rung und Ergän­zung gese­hen wer­den. Alle die mit­ma­chen, ler­nen den Wert von regio­nal ange­bau­tem und sai­so­na­lem Gemü­se schät­zen. Sie erfah­ren, wo es Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten bei Bam­ber­ger Gärt­nern und Hof­lä­den gibt. Eini­ge Gärt­ner haben uns schon bestä­tigt, dass sie durch die Selbst­ern­te­gär­ten und die Info­an­ge­bo­te neue Kun­din­nen und Kun­den gewon­nen haben“ freut sich Hei­ke Kett­ner. Sie koor­di­niert die Bil­dungs­ar­beit der Pro­jekt­werk­statt „Vom Acker auf den Tel­ler“, die aus Mit­teln des baye­ri­schen Umwelt­mi­ni­ste­ri­ums finan­zi­ell geför­dert wird.

Es gibt wei­ter­hin sehr gro­ßes Inter­es­se, bei der Sola­wi und bei Selbst­ern­te­gär­ten mit­zu­ma­chen, aber es ist sehr schwer, neue, geeig­ne­te Flä­chen zu fin­den und zu erschlie­ßen. Die Bam­ber­ger Gärt­ner sind für Koope­ra­tio­nen offen. Sie sehen, dass hier die Gärt­ner­kul­tur und ihre Arbeit wie­der mehr Wert­schät­zung erfährt. Ein gro­ßes Pro­blem ist der Zugang zu den Flä­chen inner­halb des Welt­erbes, da die Fel­der hin­ter den Häu­sern lie­gen und nur über die pri­va­ten Ein­gän­ge zu errei­chen sind. „Hier sind Krea­ti­vi­tät und Fle­xi­bi­li­tät gefragt, damit Gärt­ner­flä­chen wie­der bewirt­schaf­tet wer­den und es auch in Zukunft noch eine leben­di­ge Gärt­ner­kul­tur im Welt­erbe gibt. Dabei set­zen wir auch auf die Unter­stüt­zung der Stadt“ appel­liert Hei­ke Kett­ner zum Abschluss der Ver­an­stal­tung an die Stadträte.

Gele­gen­heit, um Bam­bergs Urban Gar­de­i­ning Pro­jek­te ken­nen zu ler­nen, gibt es wie­der am Sams­tag, 25. Juli:

Mit dem Rad zu Bam­bergs Gartenprojekten

Bei der abend­li­chen Tour wer­den die Sola­wi, der Selbst­ern­te­gar­ten in der Süd­flur sowie der Gemein­schafts­gar­ten in der Hei­lig­grab­stra­ße besich­tigt. Es gibt aus­führ­li­che Infos zu den Pro­jek­ten, die inspi­rie­ren und zei­gen sol­len, was ent­steht, wenn Men­schen soli­da­risch zusam­men arbeiten.

Anmel­dung ist bis Don­ners­tag, 23. Juli an projektwerkstatt-​bamberg@​bund-​naturschutz.​de oder Tel: 0951/​5190611möglich. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt. Treff­punkt ist um 18 Uhr, der Ort wird bei der Anmel­dung bekannt gegeben.

Gleich im Anschluss kann, wer mag, beim Open Air Gärt­ner­film­abend noch tie­fer in die Bam­ber­ger Gärt­ner­kul­tur blicken.

Bam­ber­ger Gärtnerfilmabend

Die bei­den belieb­ten Kurz­fil­me rund um die Bam­ber­ger Gärt­ner­kul­tur lau­fen am 25. Juli mit­ten im Gärt­ner­vier­tel. Die Vor­stel­lung fin­det als Silent Open Air des Licht­spiel­ki­nos in Koope­ra­ti­on mit der Akti­ven Mit­te, Tran­si­ti­on Bam­berg und dem Zen­trum Welt­erbe statt. Vor Film­start gibt es ein Gespräch mit Gästen zum The­ma Bam­ber­ger Gärt­ner­kul­tur und Urban Gar­dening. Fol­gen­de Fil­me wer­den gezeigt:

„Nicht nur Süß­holz­raspler und Zwie­bel­tre­ter – Geleb­te Gärt­ner­tra­di­ti­on im Welt­erbe Bam­berg“ von Ger­hard Hagen und „Ern­ten was man sät“, ein Por­trait des ersten Bam­ber­ger Selbst­ern­te­gar­tens von Chri­sti­an Beyer.

Ein­lass: 20.30 Uhr, Film­be­ginn bei Dämmerung

Ort: Zukünf­ti­ges Spiel­platz­ge­län­de in der Tock­ler­gas­se. Ein­gang über die Kul­tur­Gärt­ne­rei (Ecke Färbergasse/​Mittelstraße). Kopf­hö­rer wer­den gegen Pfand gestellt, es kön­nen aber auch eige­ne Funk­kopf­hö­rer mit­ge­bracht werden.