Intel­li­gen­te Steue­rung von Wär­me­pum­pen kann Netz­eng­päs­se reduzieren

Netz­be­trei­ber und Stadt­wer­ke wol­len regio­na­le Fle­xi­bli­tä­ten intel­li­gent nut­zen, um Eng­päs­se im Netz zu ver­mei­den. Dazu zählt auch die Steue­rung von Wärmepumpen.

Nach der erfolg­rei­chen Koope­ra­ti­on und den posi­ti­ven Ergeb­nis­sen des gemein­sa­men Pro­jekts „Heat­Flex“ wei­ten Bay­ern­werk Netz GmbH (Bay­ern­werk) und Ten­neT TSO GmbH (Bay­reuth) das Pro­jekt aus. Die Netz­be­trei­ber freu­en sich über drei neu­en Pro­jekt­part­ner: die Regens­burg Netz GmbH, die Stadt­werk Haß­furt GmbH sowie die SWW Wun­sie­del GmbH. Künf­tig soll noch mehr loka­le Fle­xi­bi­li­tät intel­li­gent genutzt wer­den, um die dezen­tra­le Ener­gie­wen­de erfolg­reich zu machen. Außer­dem wer­den wei­te­re steu­er­ba­re, dezen­tra­le Strom­ver­brau­cher und alter­na­ti­ve Anwen­dungs­zwecke im Pro­jekt untersucht.

„Die Ener­gie­wen­de fin­det in Bay­ern im regio­na­len Ver­teil­netz, also in den Net­zen vor Ort, statt. Die näch­ste Pha­se rückt die­se Netz­ebe­nen in den Mit­tel­punkt, denn wir erwar­ten in den kom­men­den Jah­ren eine stei­gen­de Anzahl von regio­na­ler Fle­xi­bi­li­tät, wie zum Bei­spiel Wär­me­pum­pen“, erklärt Dr. Egon West­phal, Tech­nik-Vor­stand des Bay­ern­werks. „Durch deren fle­xi­ble Fahr­wei­se kön­nen sie ihren Teil zum Gelin­gen der Ener­gie­wen­de bei­tra­gen.“ Gleich­zei­tig kön­nen die Kosten für die All­ge­mein­heit gesenkt wer­den, da das gesam­te Strom­netz effek­ti­ver genutzt wird. Als regio­na­ler Ver­teil­netz­be­trei­ber ist sich das Bay­ern­werk sei­ner Bedeu­tung in einem zukünf­ti­gen dezen­tra­len Ener­gie­sy­stem bewusst. „Wir ste­hen mit der dezen­tra­len Fle­xi­bi­li­tät in unse­rem Netz dem Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber als Part­ner zur Sei­te“, sagt Dr. Egon Westphal.

Wegen der zuneh­men­den dezen­tra­len Ein­spei­sung erneu­er­ba­rer Ener­gien kommt es immer öfter zu Trans­por­t­eng­päs­sen im Strom­netz. Um sie zu ver­mei­den, grei­fen die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber wie Ten­neT in die Erzeu­gung von fos­si­len Kraft­wer­ken und von erneu­er­ba­ren Ener­gien-Anla­gen ein und sor­gen dafür, dass der Strom­trans­port im Rah­men der Über­tra­gungs­ka­pa­zi­tät des Net­zes liegt. Die Kosten hier­für lagen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren bei deut­lich über einer Mil­li­ar­de Euro jähr­lich und wer­den über die Netz­ent­gel­te letzt­lich von den Strom­ver­brau­chern getra­gen. Um sol­che Ein­grif­fe zu redu­zie­ren, sol­len zukünf­tig auch die fle­xi­blen Kapa­zi­tä­ten von klei­nen, dezen­tra­len Strom­ver­brau­chern wie etwa Wär­me­pum­pen genutzt werden.

Gesamt­bild der Energiewende

„Die intel­li­gen­te Steue­rung von klein­sten, dezen­tra­len Strom­ver­brau­chern ist ein klei­ner, aber wich­ti­ger Bau­stein“, sagt Ten­neT-Geschäfts­füh­rer Tim Mey­er­jür­gens, „denn mit vie­len Puz­zle­tei­len ergibt sich das Gesamt­bild für die Ener­gie­wen­de.“ Letzt­lich lie­ßen sich durch sol­che intel­li­gen­te Maß­nah­men Kosten ein­spa­ren, zukünf­tig zusätz­lich nöti­ger Netz­aus­bau kön­ne redu­ziert und die Ener­gie­wen­de beschleu­nigt wer­den, ohne dass die System­si­cher­heit gefähr­det wer­de. „Das ist letzt­lich unser Ziel und unse­re Auf­ga­be in einem System mit immer weni­ger zen­tra­len Groß­kraft­wer­ken“, erklärt Tim Meyerjürgens.

Seit Novem­ber 2019 set­zen die Pro­jekt­part­ner bereits erste kon­kre­te Maß­nah­men auf Basis der Ergeb­nis­se aus dem Pro­jekt „Heat­Flex“ um: Die beim Bay­ern­werk ange­schlos­se­nen Wär­me­pum­pen und Direkt­hei­zun­gen wer­den intel­li­gent geschal­tet, um prä­ven­tiv Netz­eng­päs­se zu ver­mei­den. Hin­ter­grund des Pro­jekts „Heat­Flex“ ist die Unter­su­chung der Wirk­sam­keit und Nut­zung von klei­nen, dezen­tra­len Strom­ver­brau­chern für den Netz­be­trieb der Zukunft. Dezen­tra­le Wär­me­pum­pen und Direkt­hei­zun­gen sol­len die system­sta­bi­li­sie­ren­de Auf­ga­be von fos­si­len Kraft­wer­ken teil­wei­se über­neh­men und dadurch auch CO2 ein­spa­ren. Durch die Nut­zung der bereits bestehen­den Rund­steu­er­tech­no­lo­gie sind kei­ne zusätz­li­chen Inve­sti­tio­nen erforderlich.

Weni­ger Schwan­kun­gen im Netz

Bei­de Netz­be­trei­ber wol­len mit die­sem Pro­jekt auf­zei­gen, wie durch Koope­ra­ti­on und Koor­di­na­ti­on inno­va­ti­ve Wege beschrit­ten wer­den kön­nen. Im Pro­jekt wur­de wei­ter­hin fest­ge­stellt, dass sich durch intel­li­gen­te­re Schal­tun­gen von Nacht­spei­cher­hei­zun­gen und Wär­me­pum­pen auch die Aus­wir­kun­gen auf die Netz­fre­quenz redu­zie­ren las­sen könn­ten. Die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber in ganz Euro­pa haben die Auf­ga­be, die Fre­quenz sta­bil bei 50 Hertz zu hal­ten. Inwie­weit hier­bei auch steu­er­ba­re Ver­brauchs­ein­hei­ten zur Reduk­ti­on von Schwan­kun­gen bei­tra­gen kön­nen, soll mit der Ver­län­ge­rung des Pro­jek­tes unter­sucht werden.

Ein wei­te­rer Fokus des Pro­jek­tes liegt auf geeig­ne­ten regu­la­to­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen für die akti­ve und gemein­sa­me netz­dien­li­che Nut­zung von dezen­tra­len Stromverbrauchern.