Eggols­hei­mer Land­wirt Mar­kus Hasl­beck hat bio­lo­gi­sche Viel­falt auf dem Acker -

Acker­wild­kraut-Wett­be­werb 01.07.2020; v.l.n.r.: Mai­ke Fischer (DVL), Otto Els­ner (Kar­tie­rer), Mar­kus Hasl­beck (Land­wirt), Mari­on Rup­pa­ner (BN), Katha­ri­na Schertler (Bio­land), Dr. Fran­zis­ka May­er (LfL), Foto: Pau­li­ne Unseld, DVL

Kein Unkraut, son­dern Acker­wild­kraut: 128 Wild­pflan­zen­ar­ten auf Äckern in Ober­fran­ken entdeckt

Wild­krautrei­che Äcker sind sel­ten gewor­de­ne Klein­ode unse­rer bäu­er­li­chen Kul­tur­land­schaft. Doch viel­fäl­ti­ge Äcker wer­den von Jahr zu Jahr weni­ger. Im Mit­tel­punkt des Acker­wild­kraut-Wett­be­werbs 2020 des Deut­schen Ver­ban­des für Land­schafts­pfle­ge (DVL), der Baye­ri­schen Lan­des­an­stalt für Land­wirt­schaft (LfL), Bio­land und dem BUND Natur­schutz in Bay­ern (BN) steht die Viel­falt auf den Fel­dern in Oberfranken.

Ansbach/​Eggolsheim, 01.07.2020 – Acker­wild­kräu­ter sind Natur­schät­ze, die für den Anbau von Kul­tur­ar­ten meist unschäd­lich sind. Von den 200 hei­mi­schen Acker­wild­kraut­ar­ten sind zwei Drit­tel in Bay­ern gefähr­det oder bereits aus­ge­stor­ben. Dabei sind sie wich­ti­ge Nah­rungs­lie­fe­ran­ten für Wild­in­sek­ten, Vögel und ande­re Tier­ar­ten. Um den unschein­ba­ren Arten mehr Auf­merk­sam­keit zukom­men zu las­sen, haben DVL, LfL, Bio­land und BN gemein­sam einen Acker­wild­kraut-Wett­be­werb in Ober­fran­ken ausgeschrieben.

Ange­pass­te Bewirt­schaf­tung honorieren

Die Kar­tie­rung der 27 ange­mel­de­ten Wett­be­werbs­äcker steht kurz vor dem Abschluss. Mai­ke Fischer, DVL-Pro­jekt­lei­te­rin, erklärt: „Die Viel­falt und Schön­heit der baye­ri­schen Kul­tur­land­schaf­ten ist ein­zig­ar­tig. Es sind unse­re Land­wir­tin­nen und Land­wir­te, die sie durch eine ange­pass­te Bewirt­schaf­tung erhal­ten. Sie sind es, die Acker­wild­kräu­ter als wert­vol­le Kul­tur­gü­ter auf ihren Äckern beher­ber­gen. Ihr wich­ti­ger Bei­trag zum Schutz der bio­lo­gi­schen Viel­falt muss aner­kannt und ange­mes­sen hono­riert wer­den! Rari­tä­ten mit klin­gen­den Namen wie Frau­en­spie­gel, Mäu­se­schwänz­chen, Ado­nis­rös­chen oder der klein­früch­ti­ge Leind­ot­ter kom­men in Ober­fran­ken noch vor“, unter­streicht Fischer.

„Die EU-Kom­mis­si­on for­dert in ihrer jüng­sten Stra­te­gie „vom Hof auf den Tel­ler“ (farm to fork), dass Bio­di­ver­si­tät und Öko­sy­ste­me bes­ser geschützt wer­den sol­len. So soll auch der Pflan­zen­schutz­mit­tel­ein­satz in der Land­wirt­schaft bis zum Jahr 2030 hal­biert wer­den. Es müs­sen in der künf­ti­gen gemein­sa­men Agrar­för­der­pe­ri­ode ab 2021 mehr Finanz­mit­tel für die För­de­rung der Bio­di­ver­si­tät wie auch für den Aus­bau von Acker­wild­kraut­pro­gram­men bereit­ge­stellt wer­den. Denn zum Bei­spiel über Pesti­zid­ver­zicht und wei­te Saat­rei­hen kann viel Lebens­raum für die Insek­ten und Feld­vö­gel ent­ste­hen, und den Land­wir­ten für den Ertrags­ver­zicht und ihre zusätz­li­che Arbeit ein finan­zi­el­ler Aus­gleich gebo­ten wer­den“, betont Mari­on Rup­pa­ner, BN-Agrar­re­fe­ren­tin.

Sie­ger­eh­rung am 16. Sep­tem­ber 2020

Otto Els­ner, Pflan­zen­ex­per­te, der die ange­mel­de­ten Flä­chen inner­halb des Pro­jek­tes kar­tiert, erläu­tert: „Ins­ge­samt wur­den bei den Kar­tie­run­gen mehr als 128 Arten gefun­den.“ Der Acker von Land­wirt Mar­kus Hasl­beck bei Eggols­heim, Land­kreis Forch­heim, steht zum Zeit­punkt der Feld­be­sich­ti­gung am 1. Juli 2020 noch gut da, so dass Bota­ni­ker Els­ner den Anwe­sen­den eini­ge Fun­de zei­gen kann. Über den sehr sel­te­nen Acker­kohl freut sich Land­wirt Hasl­beck beson­ders, da die­se Art in Bay­ern stark gefähr­det ist. Die Sie­ger­be­trie­be wer­den am 16. Sep­tem­ber im Wett­be­werbs­ge­biet geehrt.

„Im Wett­be­werb wer­den Äcker mit kon­kur­renz­schwa­chen und sel­te­nen Acker­wild­pflan­zen prä­miert. Arten wie Acker­kratz­di­stel, Klet­ten­lab­kraut oder Quecke, die Pro­ble­me berei­ten kön­nen, wer­den nicht posi­tiv bewer­tet.“, erläu­tert Dr. Fran­zis­ka May­er vom Insti­tut für Agrar­öko­lo­gie der Lan­des­an­stalt für Land­wirt­schaft. Mit dem Wis­sen, dass es nur sehr weni­ge ech­te „Pro­blemun­kräu­ter“ gibt, kann ein Land­wirt die Viel­falt an klei­nen Wild­kräu­tern im Acker durch­aus ent­spannt beob­ach­ten. Wild­pflan­zen geben auch Hin­wei­se auf den pH-Wert oder den Was­ser­haus­halt des Bodens.

Cha­rak­te­ri­stisch für die Fran­ken­alb sind „stein­rei­che“ Äcker, auch Kalk­scher­be­näcker genannt. Typi­sche Pflan­zen die­ser Äcker sind das sel­te­ne Som­mer-Ado­nis­rös­chen oder der Acker-Hah­nen­fuß, die Pflan­zen­spe­zia­list Els­ner auf Wett­be­werbs­äckern zum Bei­spiel im Land­kreis Coburg gefun­den hat. Über Fun­de wei­te­rer Rote Liste-Arten, wie den Frau­en­spie­gel und Möh­ren-Haft­dol­de freut er sich beson­ders, da sie in Bay­ern und teils in ganz Deutsch­land bereits gefähr­det sind.

Katha­ri­na Schertler, Bio­land: „Wir freu­en uns dar­über, dass so vie­le Bio­be­trie­be Acker­flä­chen ange­mel­det haben und damit stolz zei­gen, wel­chen Bei­trag hier der Öko­lo­gi­sche Land­bau für den Erhalt gefähr­de­ter Arten lei­sten kann.“

„Auf Äckern, die am Ver­trags­na­tur­schutz-Pro­gramm (VNP) teil­neh­men und die dadurch beson­ders natur­ver­träg­lich bewirt­schaf­tet wer­den, kom­men die besten Wild­kraut­be­stän­de vor. Daher sind wir in Ober­fran­ken bestrebt, die gut geför­der­te VNP-Maß­nah­me ‚Exten­si­ve Acker­nut­zung‘ wei­ter aus­zu­bau­en“, merkt Alex­an­der Ulmer von der Höhe­ren Natur­schutz­be­hör­de in Bay­reuth an.