Kastel­lan vom Bam­ber­ger Dom­berg geht in Pension

Bap­tist Ruß küm­mer­te sich 39 Jah­re um die Alte Hof­hal­tung und die Neue Resi­denz Bamberg

Seit 39 Jahren war Baptist Ruß als Schlossführer dann Kastellan und schließlich Stellvertreter des Verwaltungsvorstands der Schloss- und Gartenverwaltung Bamberg für die Alte Hofhaltung, die Neue Residenz in Bamberg, Schloss Seehof in Memmelsdorf und Burg Lauenstein bei Ludwigstadt verantwortlich. Foto: privat

Seit 39 Jah­ren war Bap­tist Ruß als Schloss­füh­rer dann Kastel­lan und schließ­lich Stell­ver­tre­ter des Ver­wal­tungs­vor­stands der Schloss- und Gar­ten­ver­wal­tung Bam­berg für die Alte Hof­hal­tung, die Neue Resi­denz in Bam­berg, Schloss See­hof in Mem­mels­dorf und Burg Lau­en­stein bei Lud­wig­stadt ver­ant­wort­lich. Foto: privat

Trau­ri­ge Stim­mung herrsch­te die­ser Tage in den bei­den gro­ßen Palä­sten am Dom­berg. Bap­tist Ruß, seit Jahr­zehn­ten für die Schloss- und Gar­ten­ver­wal­tung Bam­berg täti­ger Kastel­lan und Stell­ver­tre­ter des Amts­vor­stands, ging am Frei­tag in die Pen­si­on ver­ab­schie­det. Coro­na bedingt wur­de der seit 1981 in der Neu­en Resi­denz am Dom­platz täti­ge Beam­te in klei­ner Run­de von Amts­vor­stand Bern­hard Schnei­der für sei­ne lang­jäh­ri­gen Ver­dien­ste gewürdigt.

„Es war stets eine Freu­de, mit Herrn Ruß zusam­men­zu­ar­bei­ten, der sei­ne Tätig­keit über die rei­nen Ver­wal­tungs­auf­ga­ben auch als ech­te Beru­fung sah und aus­üb­te“, so Ver­wal­tungs­vor­stand Schnei­der. Ihm sei dabei sei­ne Empa­thie und auch sein hand­werk­li­ches Geschick zugu­te­ge­kom­men. Für die Schloss­füh­re­rin­nen und Schloss­füh­rer, die Gärt­ner und die Ver­wal­tungs­kräf­te sei er stets ein Ansprech­part­ner mit offe­nem Ohr und viel Lang­mut gewe­sen, der sich der Sor­gen Fra­gen und an ihn her­an getra­ge­nen Ideen und Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge gegen­über stets auf­ge­schlos­sen gegen­über gezeigt habe.

Der Amts­vor­stand blick­te mit einem gewis­sen Stolz auf über drei­ßig Jah­re gemein­sa­mer Arbeit mit dem Kastel­lan für die Schloss- und Gar­ten­ver­wal­tung Bam­berg zurück, die zu ein­em­Prunk­stück im Kul­tur­ange­bot Bam­bergs gewor­den sei. Schnei­der gab zu, auch nach über 35 Jah­ren Zusam­men­ar­beit mit Ruß immer noch von des­sen Detail­wis­sen über die Lie­gen­schaf­ten der Schloss- und Gar­ten­ver­wal­tung Bam­berg ver­blüfft zu sein. „Auch als 2003 das Schloss See­hof von der Schlös­ser­ver­wal­tung vom Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge über­nom­men wur­de, hat sich Herr Ruß in die­ses neue Objekt sofort inten­siv ein­ge­ar­bei­tet und gro­ße Kennt­nis­se dazu ange­eig­net“. Kennt­nis­se, die nun mit ihm in Pen­si­on gehen.

Mit gebührendem Abstand und ohne große Feierlichkeit aber dennoch würdig und mit viel Lob verabschiedete der Verwaltungsvorstand der Schloss- und Gartenverwaltung Bamberg Bernhard Schneider (links) seinen Stellvertreter Baptist Ruß nach 39 Jahren im Kaisersaal der Neuen Residenz in den Ruhestand. Foto: Peil

Mit gebüh­ren­dem Abstand und ohne gro­ße Fei­er­lich­keit aber den­noch wür­dig und mit viel Lob ver­ab­schie­de­te der Ver­wal­tungs­vor­stand der Schloss- und Gar­ten­ver­wal­tung Bam­berg Bern­hard Schnei­der (links) sei­nen Stell­ver­tre­ter Bap­tist Ruß nach 39 Jah­ren im Kai­ser­saal der Neu­en Resi­denz in den Ruhe­stand. Foto: Peil

Der 1954 gebo­re­ne Ruß absol­vier­te eine kauf­män­ni­sche Aus­bil­dung und wech­sel­te 1981 von einem gro­ßen Han­dels­kon­zern für Auto­zu­be­hör und Werk­statt­ein­rich­tung in den Staats­dienst und fing zunächst als Schloss­füh­rer in der Neu­en Resi­denz an. Ab 1984 wur­de er Kastel­lan der Neu­en Resi­denz und kur­ze Zeit spä­ter mit mehr Per­so­nal­ver­ant­wor­tung auch für die von Bam­berg aus ver­wal­te­te Burg Lau­en­stein in Lud­wig­stadt Stell­ver­tre­ter des Amts­vor­stands. Vie­len Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern und als Aus­hil­fen im Muse­ums­dienst täti­gen war er ein Men­tor, der nicht nur Dienst­zei­ten ein­plan­te, son­dern ihnen das gan­ze Wis­sen um die Schlös­ser, den Umgang mit Kol­le­gen und Besu­chern mit­ge­ben konn­te. Vie­le Stu­den­ten konn­te von ihm für ihr spä­te­res Leben so manch wich­ti­ge Lek­ti­on lernen.

Gera­de auch das Kul­tu­rel­le war Ruß sehr am Her­zen gele­gen. Die Bewah­rung der Schlös­ser ver­such­te er mit den unter­schied­li­chen Nut­zun­gen der­sel­ben in Ein­klang zu brin­gen. Schnei­der erin­ner­te an zahl­rei­che Aus­stel­lun­gen in der Neu­en Resi­denz, die Ruß beglei­tet und vor Ort mit orga­ni­siert habe. Der Kastel­lan trug durch sein Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent und sein aus­glei­chen­des Wesen zum Erfolg von mehr als einem Dut­zend von vie­len zahn­tau­send Besu­chern gese­he­nen Aus­stel­lun­gen bei, wie etwa „Von Athen nach Bam­berg – König Otto von Grie­chen­land“ im Jahr 2002, „Kai­ser­räu­me- Kai­ser­träu­me“ von 2007. Auch die in weni­gen Tagen begin­nen­de Aus­stel­lung „Unbe­kann­te Schät­ze. Möbel und Kunst­wer­ke aus den Depots der Bam­ber­ger Resi­denz“ hat er in den ver­gan­ge­nen Mona­ten noch in Zusam­men­ar­beit mit dem Muse­ums­re­fe­ren­ten Dr. Seba­sti­an Kar­natz vor­be­rei­tet. Dabei war sich Ruß stets bewusst, dass er einen wesent­li­chen Teil des in christ­li­cher Tra­di­ti­on und auf Basis des Glau­bens ent­stan­de­nen archi­tek­to­ni­schen und künst­le­ri­schen Erbes der Fürst­bi­schö­fe von Bam­berg und der Bam­ber­ger Kir­che als Gan­zes ver­wal­te­te. Des­sen Erhalt und Schutz war für ihn immer vor­ran­gig, eine gute Zusam­men­ar­beit mit der katho­li­schen Kir­che als Nach­barn stets wichtig.

Im Erdgeschoss der Neuen Residenz am Bamberger Domplatz war Jahrzehnte lang das Büro von Kastellan Baptist Ruß, der von hier auch die gegenüber liegende Alte Hofhaltung, die bei Ludwigstadt auf einem berg thronende Burg Lauenstein und seit 2003 Schloss Seehof in Memmelsdorf betreute und der nun seit Juni 2020 in Pension ist. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Im Erd­ge­schoss der Neu­en Resi­denz am Bam­ber­ger Dom­platz war Jahr­zehn­te lang das Büro von Kastel­lan Bap­tist Ruß, der von hier auch die gegen­über lie­gen­de Alte Hof­hal­tung, die bei Lud­wig­stadt auf einem berg thro­nen­de Burg Lau­en­stein und seit 2003 Schloss See­hof in Mem­mels­dorf betreu­te und der nun seit Juni 2020 in Pen­si­on ist. Foto: Baye­ri­sche Schlösserverwaltung

Die aktu­ell lau­fen­de Gene­ral­sa­nie­rung der Neu­en Resi­denz ver­lang­te ihm in den ver­gan­ge­nen Jah­re viel Arbeit und Geduld ab. Ruß war als per­so­ni­fi­zier­te Schnitt­stel­le in der Resi­denz zwi­schen aus­füh­ren­den Fir­men, der Baye­ri­schen Schlös­ser­ver­wal­tung und dem Staat­li­chen Bau­amt Bam­berg gefrag­ter Part­ner in vie­len Fach­fra­gen von not­wen­di­ger Elek­tri­fi­zie­rung über Pla­nung von Ver­an­stal­tun­gen bis hin zum Ver­bleib und kor­rek­ten Lage­rung von Kunst­gut in den zahl­rei­chen Depots der Verwaltung.

Vie­le gro­ße Feste hat Ruß in der Neu­en Resi­denz und in See­hof erlebt und mit orga­ni­siert, dar­un­ter Staats­emp­fän­ge für die drei Mini­ster­prä­si­den­ten Franz-Josef Strauß, Edmund Stoi­ber und Mar­kus Söder sowie einer gan­zen Rei­he von Finanz­mi­ni­stern. Zuletzt den Emp­fang von Staats­mi­ni­ster Albert Für­acker anläss­lich der Aus­stel­lungs­er­öff­nung „Maje­stä­ten, Königs­kin­der, Ver­fas­sungs­vä­ter“ vom Juni 2019. Auch für die Auf­trit­te gro­ßer Künst­ler wie dem Sän­ger Herr­mann Prey oder dem Pia­ni­sten Alain Bern­heim und den Bam­ber­ger Sym­pho­ni­kern und für die Rosen­gar­ten Sere­na­den schuf Ruß mit sei­nen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen Vor­aus­set­zun­gen und den Rah­men für denk­wür­di­ge Auf­trit­te im Kai­ser­saal. Auch bei den Pla­nun­gen für Groß­ver­an­stal­tun­gen auf dem Dom­platz und in der Alten Hof­hal­tung wie etwa den all­jähr­li­chen Ver­ei­di­gun­gen der Bun­des­po­li­zei, dem Hein­richs­fest, den Cal­de­ron-Fest­spie­len oder den Dom­platz-Open Airs war der heu­te 65-jäh­ri­ge in viel­fäl­ti­ger Wei­se betei­ligt. Der tech­nisch wie kul­tu­rell ver­sier­te Kastel­lan war als hel­fen­der Held im Hin­ter­grund tätig für zahl­rei­che Dreh­ar­bei­ten für Spiel­fil­me wie die „Drei Mus­ke­tie­re“ von 2011 oder „Fari­nel­li“ von 1994 und Fern­seh­pro­duk­tio­nen „Die See­len im Feu­er“ des ZDF oder „Kunst- und Krem­pel“ des BR aus dem Kai­ser­saal der Neu­en Residenz.

Einen stets guten Draht bewahr­te sich der aus­ge­wie­se­ne Pro­fi im Kul­tur­be­trieb dabei zum Tou­ris­mus- und Kon­gress­ser­vice und den Muse­en der Stadt Bam­berg, der katho­li­schen Kir­che und dem Staat­li­chen Bau­amt Bam­berg, wohl wis­send, wie not­wen­dig eine gute und rück­sichts­vol­le Zusam­men­ar­beit im Her­zen des UNESCO-Welt­erbes Alt­stadt Bam­berg ist.

Ruß wird sich als Pen­sio­när nicht der Ruhe und Muße hin­ge­ben, son­dern laut eige­nen Anga­ben um die Aus­stat­tung sei­nes Hau­ses mit neu gebau­tem Kalt­win­ter­gar­ten sowie als Hel­fer im Land­wirt­schafts­be­trieb sei­ner Fami­lie betä­ti­gen. Sei­ne tech­ni­schen und mensch­li­chen Fähig­kei­ten wer­den ihm dabei bestimmt von Nut­zen sein.