IHK for­dert Elek­tri­fi­zie­rung der Schie­nen­ver­bin­dung Nürnberg-Marktredwitz-Prag

„Die Die­sel­in­sel muss weg!“

Ohne Lok­wech­sel könn­ten Züge heu­te quer durch Euro­pa durch­gän­gig unter „Fahr­draht“ fah­ren, wenn es nicht die „frän­ki­sche Die­sel­in­sel“ gäbe. Bereits vor 25 Jah­ren wur­de die Elek­tri­fi­zie­rung Nürn­berg-Markt­red­witz-Prag zwi­schen Deutsch­land und Tsche­chi­en ver­ein­bart, auf baye­ri­scher Sei­te sind aber wei­ter­hin aus­schließ­lich Die­sel­lo­ko­mo­ti­ven unterwegs.

Erst mit der Elek­tri­fi­zie­rung der letz­ten noch ver­blie­be­nen 140 km zwi­schen Nürn­berg und der Gren­ze zu Tsche­chi­en wird die Elek­tri­fi­zie­rungs­lücke auf der zen­tra­len euro­päi­schen Ost-West-Ach­se geschlos­sen. „Das spart Zeit und Kosten“, betont stell­ver­tre­ten­der IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Wolf­ram Brehm, der auch für den Bereich Stand­ort­po­li­tik ver­ant­wort­lich zeich­net. „Dies wäre auch ein Quan­ten­sprung für die Bahn­hö­fe in Bay­reuth, Markt­red­witz und Hof.“

Gemein­sam mit vie­len Part­nern setzt sich die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth seit Jah­ren für die Elek­tri­fi­zie­rung aller Bahn­strecken in Ober­fran­ken ein, um die bestehen­den Stand­ort­nach­tei­le für die Logi­stik­wirt­schaft zu beheben.

„Seit 25 Jah­ren ist von der Elek­tri­fi­zie­rung auf der baye­ri­schen Sei­te nichts zu sehen. Obwohl die Moder­ni­sie­rung und Elek­tri­fi­zie­rung Nürn­berg-Markt­red­witz ‑Gren­ze mit unse­rem Nach­barn Tsche­chi­en ver­ein­bart wur­de, ist seit Jahr­zehn­ten nichts pas­siert“, kri­ti­siert Brehm die Situation.

Aus­bau vor 25 Jah­ren vereinbart

Am 7. Juni vor 25 Jah­ren tra­fen der dama­li­ge Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ster Mat­thi­as Wiss­mann und sein tsche­chi­scher Amts­kol­le­ge Jan Strá­s­ký die Ver­ein­ba­rung über die Zusam­men­ar­beit für eine moder­ne durch­ge­hen­de und elek­tri­fi­zier­te Eisen­bahn­ver­bin­dung zwi­schen Nürn­berg und Prag über Markt­red­witz. Durch die Elek­tri­fi­zie­rung und den Aus­bau sowie den Ein­satz von Nei­ge­tech­nik­zü­gen soll­te die Fahrt­zeit zwi­schen Nürn­berg und Prag von 5 auf 3 Stun­den 20 Minu­ten ver­rin­gert wer­den. Brehm: „Damit wäre die Bahn­ver­bin­dung eine attrak­ti­ve und kon­kur­renz­fä­hi­ge Alter­na­ti­ve zur Straße.“

Aber die Vor­aus­set­zun­gen für einen rei­bungs­lo­sen Fern­ver­kehr und Schie­nen­gü­ter­ver­kehr von und nach Ost­eu­ro­pa und damit die Anbin­dung an die „Neue Sei­den­stra­ße“ sind bis heu­te nicht gege­ben. Brehm: „Die Chan­cen, die im Aus­bau des Trans­eu­ro­päi­schen Kor­ri­dors in Rich­tung Ost­eu­ro­pa und Sei­den­stra­ße lie­gen, wer­den noch immer ver­spielt. Die Aus­sich­ten der Elek­tro­mo­bi­li­tät auf der Schie­ne, auch in punc­to CO2-Ein­spa­rung und Kli­ma­schutz, blei­ben wei­ter ungenutzt.“

Rekord­ver­däch­tig: Deutsch­lands größ­te Dieselinsel

„Nord­ost­bay­ern ist deutsch­land­weit die größ­te Die­sel­in­sel“ bestä­tigt IHK-Ver­kehrs­re­fe­rent Ste­phan Jar­mer. Betrof­fen sind vor allem die Ver­bin­dun­gen von Nürn­berg über Markt­red­witz nach Prag, von Nürn­berg nach Sach­sen und der Ost­kor­ri­dor zwi­schen Hof und Regens­burg. Die Elek­tri­fi­zie­rung Nürn­berg-Markt­red­witz-Prag strahlt auch in das inner­deut­sche Schie­nen­netz aus, ist sie doch ein wich­ti­ges Teil­stück der „Fran­ken-Sach­sen-Magi­stra­le“, das Nürn­berg über Markt­red­witz und Hof mit Sach­sen ver­bin­det. „Ober­fran­ken muss end­lich unter Fahr­draht. Das gilt auch für die Ober­fran­ken­ach­se und die Anbin­dung der Stadt Bay­reuth“, for­dern auch Jörg Lich­ten­eg­ger, IHK-Vize­prä­si­dent und Vor­sit­zen­der des IHK-Gre­mi­ums Bay­reuth, mit dem gesam­ten IHK-Gre­mi­um Bay­reuth seit Jah­ren vehement.

Die Tsche­chen machen es vor: Elek­tri­fi­zie­rung bereits 2012

Nach­dem 2012 der Aus­bau und die Elek­tri­fi­zie­rung zwi­schen Prag und baye­ri­scher Gren­ze auf tsche­chi­scher Sei­te erfolgt sind, wird nun end­lich auch auf baye­ri­scher Sei­te geplant. Ende des Jah­res will die Bahn die Ergeb­nis­se der Vor­pla­nun­gen für den Aus­bau und die Elek­tri­fi­zie­rung der Strecke zwi­schen Nürn­berg und der Gren­ze nach Tsche­chi­en vorstellen.

„Nun kommt es dar­auf an, dass der Bund die not­wen­di­gen Finanz­mit­tel für Elek­tri­fi­zie­rung und Aus­bau zur Ver­fü­gung stellt und die Bahn umge­hend mit der Ent­wurfs- und Geneh­mi­gungs­pla­nung beauf­tragt“, so Brehm. „Die­se Pla­nungs­pha­sen müs­sen wie­der­um zügig von der Bahn umge­setzt werden.“

Gera­de in Coro­na-Zei­ten ist die Aus­sicht auf schnel­le und effi­zi­en­te Ver­bin­dun­gen im Güter­ver­kehr und Fern­ver­kehr ein wich­ti­ger Impuls für die export­ori­en­tier­te hei­mi­sche Wirt­schaft, betont Lichtenegger.

Aus­bau mit Hoch­druck umsetzen!

„Ein zöger­li­ches ‚wei­ter so‘, bei dem es – wie in den letz­ten 25 Jah­ren – de fac­to nicht sicht­bar wei­ter geht, bremst die Ent­wick­lung und das Zusam­men­wach­sen des ober­frän­kisch-west­böh­mi­schen Wirt­schafts­rau­mes und geht an den Bedürf­nis­sen der Wirt­schaft vor Ort vor­bei“, kri­ti­siert auch Dr. Lau­ra Krainz-Leu­poldt, IHK-Vize­prä­si­den­tin und Vor­sit­zen­de des IHK-Gre­mi­ums Markt­red­witz. „Die Poli­tik auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne ist im kom­men­den Jahr am Zug, gemein­sam mit der Deut­schen Bahn AG den Aus­bau und die Elek­tri­fi­zie­rung mit Hoch­druck umzusetzen.