Wiesenttal-Radweg bei Behringersmühle: BN lehnt weitere Eingriffe in den empfindlichen und geschützten Talraum ab

Naturschonende Alternativen möglich

Der BUND Naturschutz sorgt sich um den europäisch geschützten Talraum der Wiesent im Bereich Doos bis Behringersmühle. Hinter den Kulissen würden vom Staatlichen Bauamt Bamberg Planungen vorangetrieben, die einen weiteren massiven Eingriff direkt am Fluss befürchten liessen: Es soll ein neuer und breit asphaltierter Radweg gebaut werden. Bei einem Ortstermin im Wiesenttal stellten Vertreter des BN die Situation vor.

Im letzten Jahr wurde bereits weiter flussaufwärts im Landkreis Bayreuth ein neuer Radweg gebaut. Erst bei Beginn der Baumaßnahmen wurde der BN durch Anrufe besorgter BürgerInnen über die gewaltigen Eingriffe in den Talraum aufmerksam, seine Beschwerden beim dort zuständigen Staatlichen Bauamt Bayreuth konnten den Eingriff aber nicht mehr stoppen.

„Anders als viele Bürgerinnen und Bürger denken, wird der BN leider bei solchen Verfahren nicht beteiligt. Wir bekommen weder Pläne zu Gesicht noch haben wir die Möglichkeit, die Planungen rechtzeitig zu stoppen, vor allem, wenn wir nichts davon wissen. Und wenn die zuständige Behörde wie das Landratsamt Bayreuth dem Eingriff nicht vehement widerspricht, bauen die Straßenbauer eben auch ins europäische Schutzgebiet. Das ist ärgerlich, aber wir als Naturschutzverband haben da nicht genug Macht“, so Peter Ille, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Bayreuth.

„Es geht ja beim Wiesenttal nicht nur um einen Höhepunkt fränkischer Landschaft, zurecht geschützt als Landschaftsschutzgebiet, sondern auch um ein europäisch doppelt geschütztes Gebiet, weil hier zahlreiche seltene Vogelarten wie der Eisvogel und die Wasseramsel vorkommen und der Fluss mit seiner Unterwasservegetation außergewöhnlich ist“, so Dr. Ulrich Buchholz, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Forchheim.

Christian Kiehr, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Ebermannstadt-Wiesenttal: „Wir wollen naturverträglichen Tourismus im Wiesenttal. Und Radtourismus gehört für uns da absolut dazu. Aber die Radinfrastruktur darf doch nicht zerstören, was die Radlerinnen und Radler hier suchen, nämlich ein schönes Tal, das von technischen Bauwerken weitgehend verschont blieb. Die bisher an uns herangetragenen Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern unterstützen uns in dieser Ansicht, dass es schwer nachvollziehbar ist, zunächst die Natur zu zerstören, um anschließend die Natur auf dem Rad zu erfahren und zu erleben.“

Wie schlimm so eine scheinbar harmlose Baumaßnahme für einen Radweg werden kann, zeigen die Vertreter des BN zwischen Rabeneck und Doos. Dort wurde vorletztes Jahr der Radweg neu gebaut. Inmitten der Flussaue wurden Stützmauern, ein breites Asphaltband und Böschungen wie für eine Staatsstraße angelegt. Doch die verläuft daneben. Die vom BN ins Spiel gebrachte Alternative, ein bestehender Feld- und Forstweg auf der anderen Flussseite, war vom Staatlichen Bauamt nicht in Betracht gezogen worden. Die Sendung des Bayerischen Rundfunks „Quer“ berichtete bereits darüber, weil dieses Vorgehen offenbar bayernweit ein Problem ist.

Hintergrund ist eine Förderrichtlinie, nach der es Förderungen in Höhe von 80-90% des Gesamtprojekts gibt, wenn die Trasse an der Straße verläuft. Es gibt allerdings Ausnahmen davon.

„Damit auf Forchheimer Seite nicht dasselbe passiert, haben wir uns bereits am 28.4.2020 an das hier zuständige Bauamt Bamberg gewandt. Wir wollen nicht nur Akteneinsicht nehmen, um die Planungen frühzeitig zu sehen, sondern auch am Verfahren beteiligt werden. Die Reaktion zeigt uns, dass wir erst recht hellhörig werden müssen, denn die Akteneinsicht wird dem BN derzeit verweigert“, so Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken.

„Auch im Landkreis Forchheim, bei Kunreuth, gibt es zumindest ein Beispiel, bei dem von der Straße abgewichen und – soweit wir wissen -die Förderung nicht beschnitten wurde. Ein Radweg ist nicht per se ein umweltverträgliches Projekt und vermeidbare Eingriffe in die Schutzgebiete müssen auch vermieden werden“, so Konopka.

Der BN appelliert an das Landratsamt Forchheim sowie die Gemeinden Markt Wiesenttal und Markt Gößweinstein, hier nicht denselben Fehler wie zwischen Rabeneck und Doos zu machen. Das Kapital des Tourismus ist die Landschaft, die es zu erhalten gilt!

Für den Abschnitt Doos – Behringersmühle fordert der BN ein transparentes Planungsverfahren mit Alternativenprüfung. Eine Alternativenprüfung ist bei Eingriffen in europäische Flora-Fauna-Habitat-Gebiete und Vogelschutz-Gebiete zwingend nötig, wenn erhebliche Eingriffe drohen. Für den BN wäre angesichts der engen Talsituation der geplante Eingriff auf jeden Fall erheblich.