Ober­fran­ken: Vogel­jun­ge wie­der unterwegs

Fal­sche Tier­lie­be scha­det: Jung­vö­gel sind kei­ne Haustiere

Es tschilpt und tschirpt in Nist­kä­sten, Hecken und Gebü­schen. Die ersten Küken sind schon unter­wegs und bald wer­den sich vie­le wei­te­re Jung­vö­gel aus den schüt­zen­den Nestern wagen. So errei­chen den LBV der­zeit zahl­rei­che Anfra­gen von rat­su­chen­den Tierfreund*innen, die ver­meint­lich in Not gera­te­nen oder ver­las­se­nen jun­gen Vögeln hel­fen wol­len. Der LBV rät hier erst­mal: Fin­ger weg! „Die Vogel­jun­gen sind uner­fah­ren und im Flie­gen noch etwas unge­übt und wir­ken des­halb oft hilf­los. Sie auf­zu­neh­men, ist aber falsch ver­stan­de­ne Tier­lie­be“, so die LBV-Arten­schutz­re­fe­ren­tin Dr. Miri­am Hans­bau­er. Der LBV bit­tet alle Vogelfreund*innen, die halb­flüg­gen, so genann­ten Äst­lin­ge ein­fach sit­zen zu las­sen. Kat­zen­be­sit­zer soll­ten in den näch­sten Wochen ihre Stu­ben­ti­ger mor­gens und abends im Haus behal­ten. Wei­te­re hilf­rei­che Tipps und ein kosten­lo­ses Falt­blatt gibt es unter www​.lbv​.de/​v​o​g​e​l​-​g​e​f​u​n​den.

Auf Wie­sen oder auf Wegen sit­zen der­zeit schein­bar ver­las­se, noch nicht ganz flug­fä­hi­ge Jung­vö­gel, die herz­zer­rei­ßend rufen. Die Vogel­jun­gen schrei­en jedoch nicht um Hil­fe, son­dern bet­teln um Fut­ter und hal­ten so Kon­takt zu ihren Eltern. Sie sit­zen in der Nähe des ver­las­se­nen Nestes und wer­den von den Vogel­el­tern ver­sorgt. „Bit­te die Jung­vö­gel unbe­dingt an Ort und Stel­le las­sen. Greift der Mensch in die­ser sen­si­blen Pha­se ein, unter­bricht er die Bin­dung zwi­schen Alt- und Jung­vo­gel“, erklärt Hans­bau­er. Ver­lo­ren gegan­ge­ne Jung­vö­gel wer­den bis zu 24 Stun­den lang von ihren Eltern gesucht. Hil­fe benö­ti­gen befie­der­te Jung­vö­gel des­halb nur, wenn sie nach zwei bis drei Stun­den immer noch nicht von einem Alt­vo­gel gefüt­tert wurden.

Droht den flau­schi­gen Feder­bäl­len Gefahr durch Kat­zen oder Stra­ßen­ver­kehr, kön­nen sie ohne Pro­ble­me kurz auf­ge­nom­men und in Hör­wei­te am Fund­ort umge­setzt wer­den, am besten in eine Ast­ga­bel oder einen Busch. „Anders als bei zum Bei­spiel Reh­kit­zen neh­men Vogel­el­tern ihre Jun­gen wie­der an, wenn die­se von einem Men­schen berührt wur­den“, sagt die LBV-Arten­schüt­ze­rin. Die ein­fa­che Gra­fik unter www​.lbv​.de/​v​o​g​e​l​-​g​e​f​u​n​den hilft schnell bei der Ent­schei­dung, ob ein Jung­vo­gel Hil­fe braucht. Der LBV stellt klar: Jung­vö­gel sind Wild­tie­re, ihnen darf nur im ech­ten Not­fall gehol­fen wer­den. Anson­sten liegt ein Ver­stoß gegen das Natur­schutz­ge­setz vor.

Kat­zen jetzt zeit­wei­se im Haus lassen

Wer Kat­zen besitzt, soll­te sei­nen Stu­ben­ti­ger für eini­ge Tage wenig­stens mor­gens und abends im Haus hal­ten. Die halb­flüg­gen Jung­vö­gel sind leich­te Beu­te. „Ein natur­na­her Gar­ten mit abwechs­lungs­rei­chen, ein­hei­mi­schen Pflan­zen, wo Vögel Bee­ren, Wür­mer und Insek­ten fin­den und sich über­all gut ver­stecken kön­nen, ist immer noch die beste Vogel­hil­fe“, so Hansbauer.

Sind die jun­gen Vögel alle aus­ge­flo­gen, sind die Vogel­el­tern noch lan­ge nicht fer­tig. Nach einer kur­zen Ver­schnauf­pau­se star­ten vie­le Vogel­ar­ten mit einer zwei­ten und anschlie­ßen­den drit­ten Brut. „Die Brut­sai­son beschränkt sich nicht nur auf den Früh­ling, wie vie­le Leu­te glau­ben. Vie­le unse­rer Gar­ten­vö­gel, wie die Kohl- und Blau­mei­se, brü­ten bis zu drei­mal in einem Jahr und das dau­ert bis in den August hin­ein“, sagt Miri­am Hans­bau­er. Wer einen Nist­ka­sten besitzt, muss die­sen nach der ersten Brut nicht säu­bern. Nur wenn mit abso­lu­ter Sicher­heit über etwa fünf Tage hin­weg kein Vogel ein– und aus­fliegt, kann man die Nist­hil­fe reinigen.

LBV-Fami­li­en­tipp:

Wer fliegt vor mei­nem Fen­ster, im Gar­ten oder auf dem Bal­kon? Wir wol­len es wis­sen bei der „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ am kom­men­den Wochen­en­de vom 08. bis 10. Mai. Ein­fach eine Stun­de Zeit neh­men und zäh­len wer vor­bei­schaut. Die Beob­ach­tun­gen kön­nen dann auf www​.stun​de​-der​-gar​ten​voe​gel​.lbv​.de gemel­det wer­den. Und – auch die noch nicht ganz flug­fä­hi­gen Jung­vö­gel dür­fen mit­ge­zählt werden.