Lan­des­bund für Vogel­schutz (LBV) ruft zur Stun­de der Gar­ten­vö­gel auf – Wer zählt mit?

Blaumeise. Foto: Pixabay/Ginger
Blaumeise. Foto: Pixabay/Ginger

Stun­de der Gar­ten­vö­gel vom 8.–10. Mai: End­lich Coro­na-Vogel­wis­sen anwenden!

Mehr Inter­es­se an den Vögeln im Gar­ten wäh­rend der Aus­gangs­be­schrän­kun­gen – Aus­wir­kun­gen des Blau­mei­sen­ster­bens erkennbar?

Am kom­men­den Mut­ter­tags-Wochen­en­de kön­nen alle Bay­ern end­lich ihr ver­bes­ser­tes Vogel­wis­sen aus den letz­ten acht Wochen anwen­den. Seit den Aus­gangs­be­schrän­kun­gen haben vie­le Men­schen mehr Zeit im hei­mi­schen Gar­ten ver­bracht und dabei Vögel beob­ach­tet, denen sie bis­her eher weni­ger Beach­tung schen­ken konn­ten. Das bestä­ti­gen auch die Web­sei­ten­zu­grif­fe des LBV, die seit Mit­te März im Ver­gleich zum Vor­jah­res­zeit­raum um durch­schnitt­lich 50 Pro­zent gestie­gen sind. „Dabei wer­den seit­dem vor allem unse­re Vogel­ar­ten­por­traits und Vogel­be­stim­mungs­sei­ten ver­stärkt besucht. Vie­le Men­schen in Bay­ern inter­es­siert in der Coro­na-Kri­se, wer genau in ihrem Gar­ten her­um­fliegt“, so der LBV-Vor­sit­zen­de Dr. Nor­bert Schäf­fer. Bei der am Frei­tag begin­nen­den „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ kann nun jeder zum Bür­ger­for­scher wer­den und durch sei­ne Beob­ach­tun­gen den baye­ri­schen Natur­schüt­zern wich­ti­ge Daten über die hei­mi­sche Vogel­welt lie­fern. Bereits zum 16. Mal rufen der LBV und sein bun­des­wei­ter Part­ner NABU dazu auf, eine Stun­de lang die Vögel im Gar­ten, am Fen­ster oder auf dem Bal­kon zu zäh­len. Mit­ma­chen kann jeder von 8. bis 10. Mai unter www​.stun​de​-der​-gar​ten​voe​gel​.lbv​.de.

Wer durch das Zuhau­se­blei­ben in der Coro­na-Kri­se etwas über die Vogel­welt vor sei­ner Haus­tü­re gelernt hat, kann sei­ne Beob­ach­tun­gen nun end­lich an den LBV los­wer­den und bei der „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ einen wich­ti­gen Bei­trag zur Wis­sen­schaft lei­sten. Die baye­ri­schen Arten­schüt­zer inter­es­siert die­ses Jahr vor allem, wie stark die baye­ri­schen Bestän­de der Blau­mei­se unter einer in Deutsch­land vor kur­zem neu ent­deck­ten Vogel­krank­heit lei­den und wie stark die Mei­sen­art im Frei­staat betrof­fen ist. „Lei­der erlie­gen in die­sem Früh­jahr vie­le der klei­nen Vögel mit dem blau-gel­ben Feder­kleid dem für Mei­sen meist töd­li­chen Erre­ger Sut­to­nella orni­tho­co­la. Der belieb­te Gar­ten­vo­gel steht heu­er des­halb auch beson­ders im Blick­punkt der Zäh­lung“, sagt Dr. Nor­bert Schäffer.

Bis­her kann nur spe­ku­liert wer­den, wie sich der neue Erre­ger lang­fri­stig auf den Bestand aus­wirkt. „Im besten Fall kön­nen die über­le­ben­den Mei­sen in die­sem Jahr beson­ders erfolg­reich brü­ten, da sie weni­ger Kon­kur­renz haben als nor­ma­ler­wei­se“, sagt der LBV-Vor­sit­zen­de. „Im schlech­te­sten Fall könn­te mit der Krank­heit ein andau­ern­der Abwärts­trend des Blau­mei­sen-Bestands begin­nen. So beob­ach­ten wir es beim Grün­fink, des­sen Zahl seit 2013 unter ande­rem auf­grund des Tricho­mo­na­den-Erre­gers abnimmt.“

Beson­ders span­nend wird für die Arten­schüt­zer der Ver­gleich der Blau­mei­sen-Daten aus der „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ mit vom neu­en Erre­ger beson­ders betrof­fe­nen Gebie­ten. Bei der Mel­de­ak­ti­on zum Blau­mei­sen­ster­ben wur­den LBV und NABU bereits über 1.500 Ver­dachts­fäl­le von toten oder kran­ken Blau­mei­sen in Bay­ern gemeldet.

Vie­le Men­schen haben in den letz­ten Wochen mit Aus­gangs­be­schrän­kun­gen den Wert der Natur in ihrer unmit­tel­ba­ren Nähe wie­der neu schät­zen gelernt. Gar­ten­vö­gel wie Blau- oder Kohl­mei­se haben dabei in die­sem Früh­ling sicher­lich deut­lich mehr Auf­merk­sam­keit erfah­ren als in ande­ren Jah­ren. „Wir freu­en uns, wenn sich das gestie­ge­ne Inter­es­se an der Natur vor der Haus­tü­re in einer beson­ders regen Betei­li­gung an der Vogel­zäh­lung nie­der­schlägt“, so Schäf­fer. Der LBV-Arten­schüt­zer rät: „Wer mehr Natur in sei­nem Umfeld erle­ben und Gar­ten­vö­geln hel­fen möch­te, soll­te sei­nen Hof oder Gar­ten zum Mini-Natur­schutz­ge­biet auf­rü­sten.“ Tipps für einen vogel­freund­li­chen Gar­ten hat der LBV unter www​.lbv​.de/​g​a​r​ten zusammengestellt.

Im ver­gan­ge­nen Jahr haben im Frei­staat knapp 12.000 Vogel­freun­de bei der „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ mit­ge­zählt und Beob­ach­tungs­zah­len von ins­ge­samt mehr als 265.000 Vögeln aus über 8.000 Gär­ten gemel­det. Gemein­sam mit der Schwe­ster­ak­ti­on, der „Stun­de der Win­ter­vö­gel“, han­delt es sich damit um Deutsch­lands größ­te bür­ger­wis­sen­schaft­li­che Mitmach-Aktion.

Und so funk­tio­niert es: Von einem ruhi­gen Plätz­chen im Gar­ten, auf dem Bal­kon oder vom Zim­mer­fen­ster aus wird von jeder Vogel­art die höch­ste Anzahl notiert, die im Lau­fe einer Stun­de gleich­zei­tig beob­ach­tet wer­den konn­te. Die Beob­ach­tun­gen kön­nen am besten online unter www​.stun​de​-der​-gar​ten​voe​gel​.lbv​.de gemel­det werden.