Ener­gie- und Kli­ma­al­li­anz Forch­heim: „Dür­re – eine gefähr­li­che Fol­ge der Klimakrise“

Erin­nern Sie sich noch an 2018? Deutsch­land und wei­te Tei­le Euro­pas waren von einer Dür­re unge­kann­ter Hef­tig­keit betrof­fen: Ern­te­aus­fäl­le, Wald­brän­de und zahl­rei­che Todes­fäl­le durch Hit­ze waren die Fol­ge. 2019 war es nicht ganz so dra­ma­tisch. Auch 2020 „genie­ßen“ wir einen herr­lich trocke­nen, war­men und son­ni­gen April – eine direk­te Fol­ge des Kli­ma­wan­dels – und bereits jetzt fängt die Trocken­heit an, unse­ren Wäl­dern und den Land­wir­ten zuzu­set­zen. Ein The­ma auch in der Pres­se: So frag­te die NN am 22.4.20: „Wo bleibt bloß der Regen“; am 21.4.20 wur­de dort berich­tet, „Der Bor­ken­kä­fer setzt dem Wald zu“.

Kei­ne Ein­bil­dung: Der Wald­brand­ge­fah­ren­in­dex des Deut­schen Wet­ter­dien­stes zeig­te am 23.4.20 für fast ganz Fran­ken und die Ober­pfalz Stu­fe 4 (von 5). Der Dür­re­mo­ni­tor des Helm­holtz-Zen­trums für Umwelt­for­schung mel­det „unge­wöhn­lich trocken“ bis „außer­ge­wöhn­li­che Dür­re“. Die Böden im Land­kreis Forch­heim zei­gen Ris­se: Was­ser­man­gel, nicht nur in unse­rer Regi­on. Dort, wo die Bäu­me aus­schla­gen, tun sie dies weit vor Mai. An der Erlan­ger Stra­ße in Neun­kir­chen haben man­che Lin­den ihre Blät­ter schon ent­fal­tet, ande­re ste­hen noch ganz kahl direkt dane­ben. Vögel suchen ver­ge­bens aus­rei­chend Fut­ter für ihren Nach­wuchs. Was ist los? Die Jah­res­zeit scheint verschoben.

Trotz der offen­kun­di­gen Wahr­neh­mung, dass nicht alles in Ord­nung ist, sucht man ver­ge­bens in den durch­aus aus­führ­li­chen Medi­en­be­rich­ten das Wort „Kli­ma­wan­del“, als hät­te man Angst davor die Dür­re als des­sen direk­te Fol­ge zu benen­nen. Doch Kli­ma­wan­del ist der Grund, dass welt­weit neun der bis­her zehn wärm­sten Jah­re seit Auf­zeich­nun­gen in die­sem Jahr­hun­dert lie­gen. Dass es sich um ein glo­ba­les Pro­blem han­delt zeigt der Blick nach Spa­ni­en, Austra­li­en und Chi­le. In Chi­le ver­trock­nen gan­ze Land­stri­che und das Trink­was­ser wird knapp, denn die dor­ti­ge Rekord­dür­re geht ins elf­te Jahr. Vor einem hal­ben Jahr blick­ten wir mit Schrecken nach Ama­zo­ni­en, wo die grü­ne Lun­ge der Erde vertrocknete.

Seit Mit­te Dezem­ber 2018 strei­ken in Deutsch­land die Jugend­li­chen für mehr Kli­ma­schutz, seit März 2019 haben sie mit Sci­en­tist for Future welt­weit Unter­stüt­zung von der Wis­sen­schaft. Am 24. April fin­det der Streik wegen des Coro­na­vi­rus als „Netz­streik fürs Kli­ma“ zwangs­wei­se nur im Inter­net statt. Die ver­gleichs­wei­se klei­ne, weil vor­über­ge­hen­de, Kri­se Coro­na stiehlt den eigent­li­chen, da dau­er­haf­ten, Über­le­bens­kri­sen „Kli­ma­ver­än­de­run­gen“ und „gro­ßes Arten­ster­ben“ die Auf­merk­sam­keit. Das ist fatal.

Denn auch wenn die Regen­men­gen im jähr­li­chen Sal­do nicht so viel abwei­chen, auch wenn die Tem­pe­ra­tu­ren im Schnitt in Deutsch­land bis­her nur um ca. 1,2°C gestie­gen sind: Es sind – noch – nur die Schwan­kun­gen und Aus­schlä­ge, die zu gra­vie­ren­den Fol­gen füh­ren. Hit­ze­wel­len töten, auch in kur­zer Zeit; Nie­der­schlä­ge, die zu der Zeit aus­blei­ben, in der sie not­wen­dig wären, ver­nich­ten Ern­ten, zer­stö­ren die was­ser­auf­neh­men­den Wur­zeln von Bäu­men, die jeden nach­fol­gen­den Regen nicht mehr nut­zen können.

Um eine Kata­stro­phe zu ver­hin­dern, muss pri­mär der Anstieg der glo­ba­len Durch­schnitts-Tem­pe­ra­tur auf 1,5 Grad Cel­si­us begrenzt wer­den. Das schaf­fen wir nur, in der man auch in der Regi­on erneu­er­ba­re Ener­gien ver­zehn­facht. Wir brau­chen hier ein kla­res „Ja“ zur Ener­gie­wen­de vor Ort auch mit Windraft, wenn wir die die Schön­heit der Frän­ki­schen Schweiz ret­ten wol­len. Anson­sten ver­schwin­den unser Wald und unse­re Kul­tur­land­schaft mit dem Kli­ma­wan­del. Dis­kus­sio­nen um immer wei­te­ren Stra­ßen­bau, wie bei der B470, kön­nen wir uns schen­ken, denn um die Kata­stro­phe abzu­wen­den brau­chen wir weni­ger Auto­ver­kehr. Die Coro­na­kri­se zeigt uns gera­de, dass wir den Stra­ßen­ver­kehr mit Home­Of­fice ein­fach und effek­tiv redu­zie­ren kön­nen. Home­of­fice für Alle und Schluss mit dem Stra­ßen­bau, dass ist gute Poli­tik für unse­re Zukunft.

Unse­re Erd­at­mo­sphä­re ist für alle Men­schen gleich. Kli­ma­schutz kann jeder Ein­zel­ne. Hier kann die Coro­na­kri­se einen Bewusst­seins­wan­del ansto­ßen: Muss es ein Fern­ur­laub sein oder erfüllt uns die Ost­see genau­so. Müs­sen wir zu Mee­tings quer durch Deutsch­land und jeden Tag ins Büro fah­ren? Brau­chen wir Impor­te aus aller Her­ren Län­der oder ist der Hof­la­den im Nach­bar­dorf eine gute Alter­na­ti­ve für die Abwechs­lung auf dem Tel­ler. Nut­zen wir die­se Chan­ce. Auch für ein öko­lo­gi­sches Umden­ken in der Wirt­schaft. Aber nen­nen wir die Kata­stro­phe klar beim Namen. Die Kli­ma­ver­än­de­run­gen sind eine weit grö­ße­re Her­aus­for­de­rung als Coro­na. Auch wenn wir sie nicht direkt als Todes­ur­sa­che sehen, die Kata­stro­phe ist real und bedroht unser Über­le­ben: Hit­ze, Dür­re und Stür­me sind auf Dau­er töd­li­cher als Corona.