Bay­ern: Öko­lo­gi­scher Jagd­ver­ein kri­ti­siert den Baye­ri­schen Jagd­ver­band scharf

Klar­stel­lung: „Wir jagen tier­schutz­ge­recht für den Wald und nicht gegen die Natur“ Der Baye­ri­sche Jagd­ver­band e.V. ver­sucht in sei­ner neue­sten Pres­se­mit­tei­lung vom 22.04.2020 „Jagd gegen die Natur“ gegen wald­freund­li­che Jagd, enga­gier­te För­ster und gegen hunting4future Stim­mung zu machen. Der Vize­prä­si­dent Tho­mas Schre­der behaup­tet dort unter ande­rem, dass die Initia­ti­ve hunting4future Drück­jag­den auf Reh-und Rot­wild bereits im Früh­som­mer pro­pa­giert. Die­se Vor­wür­fe sind schlicht und ergrei­fend falsch! Erst auf Nach­fra­ge beim BJV wur­de über­haupt klar, was der Anlass die­ser Behaup­tun­gen ist: Bei einem Pres­se­ter­min von hunting4future im Stadt­wald Lohr am Main („Öko­jä­ger bla­sen zur Jagd“, erschie­nen am 14. März 2020 in der Main­post) wird bei einem Wald­be­gang vom Lei­ter der Forst­ver­wal­tung erklärt, dass ein­mal im Jahr eine gro­ße Jagd statt­fin­det und zusätz­lich ein, zwei klei­ne­re Jag­den. Der Begriff „Drück­jagd“ wird nicht ver­wen­det, es wird von „Jagd“ gespro­chen, was auch Sam­mel­an­sit­ze mit meh­re­ren Schüt­zen beinhal­tet. Danach folgt die­Aus­sa­ge, dass nur in Zei­ten gejagt wird,in denen es erfolgs­ver­spre­chend ist: im Früh­som­mer, im Herbst und im Win­ter. Dass sich die­se Aus­sa­ge nicht auf Drück­jag­den im Früh­som­mer bezieht ist so selbst­ver­ständ­lich wie offen­sicht­lich. Weder der Forst­be­trieb der Stadt Lohr am Main noch der ÖJV Bay­ern haben sich jemals für Drück­jag­den im Früh­som­mer aus-gespro­chen. Das ist aus Tier­schutz­grün­den wegen des träch­ti­gen weib­li­chen Wil­des ein No-Go. Selbst­ver­ständ­lich hat auch beim ÖJV-Bay­ern der Mut­ter­tier­schutz einen zen­tra­len Stel­len­wert. Zudem mach­tes auch jagd­prak­tisch über­haupt kei­nen Sinn, im dicht­be­laub­ten Wald bei ein­ge­schränk­tem Sichts­feld eine Bewe­gungs­jagd abzu­hal­ten. Will man sei­tens des BJV etwas bewusst falsch ver­ste­hen? Der BJV äußert sich pla­ka­tiv und unzu­tref­fend, hunting4future und der ÖJV Bay­ern ste­hen für Drück­jag­den zur Setz­zeit. Fakt ist, die Forst­ver­wal­tung der Stadt Lohr hat selbst­ver­ständ­lich noch nie eine Drück­jagd im Früh­som­mer oder im Som­mer abge­hal­ten –und wird es auch in Zukunft nicht tun. Zu behaup­ten, dasshunting4future oder der ÖJV Drück­jag­den im Früh­som­mer-und dadurch in der Setz-und Auf­zucht­zeit des Reh-und Rot­wil­des ‑pro­pa­giert, ist eine halt­lo­se Dif­fa­mie­rung und offen­kun­dig reineStimmungsmache!

„Hoher Jagd­druck scha­det dem Wald“ So for­mu­liert der BJV ins­ei­ner PM und der ÖJV stimmt dem unein­ge­schränkt zu. Hoher Jagd­druck ent­steht durch Dau­er­be­la­ge­rung am Hoch­sitz oder durch völ­lig unnö­ti­ge Beun­ru­hi­gung. Bei­spiel­haft wären hier z.B. die frag­wür­di­gen baye­ri­schen Fuchs­wo­chen des BJVs mit­ten im Win­ter (Febru­ar), wo das Wild eher Ruhe haben soll­te, zu nen­nen. Zudem wird bei den Fuchs­wo­chen auf längst träch­ti­ge Fuchs­weib­chen Jagd gemacht. Aber das scheint den angeb­lich tier­schutz­freund­li­chen BJV nicht zu stö­ren. Wird hier mit zwei­er­lei Maß gemes­sen? Mit einer der­ar­ti­gen jagd­li­chen Dau­er­be­la­ge­rung hat das Jagd­kon­zept der Städ­ti­schen Forst­ver­wal­tung Lohr eben nichts zu tun. Ganz im Gegen­teil: Kon­zen­triert auf eini­ge weni­ge Wochen im Früh­jahr (natür­lich ohne Drück­jag­den!), Ansitz und Bewe­gungs­jag­den im Herbst und Win­ter, in denen die Erfolgs­wahr­schein­lich­keit am höch­sten ist, wird kurz­zei­tig inten­siv gejagt. Im Hoch­som­mer herrscht hin­ge­gen­wie im Arti­kel beschrie­ben Jagd­ru­he ‑zusätz­lich zur gesetz­li­chen Schon­zeit. Die Jagd­kon­zep­te, die der BJV dem ÖJV Bay­ern unter­stellt, ent­beh­ren jeg­li­cher Rea­li­tät bzw. Grund­la­ge. Der öko­lo­gi­sche Ansatz: Zukunfts­fä­hi­ge Wäl­der durch ange­pass­te Wild­be­stän­de Wir sind Herrn Schre­der und dem BJV dank­bar, dass sie mit dem Wald­um­bau im Kli­ma­wan­del ein ganz wich­ti­ges The­ma auf­ge­grif­fen haben. Dabei ist die Jagd nach herr­schen­der Mei­nung der Fach­leu­te­ein zen­tra­les The­ma, wenn nicht sogar der Schlüs­sel für den­im Zuge des Kli­ma­wan­dels drin­gend not­wen­di­gen Wald­um­bau. Die Wild­be­stän­desind näm­lich in fast der Hälf­te der Baye­ri­schen Hege­ge­mein­schaf-ten immer noch­so­hoch, dass­sich der Wald nicht sinn­voll ent­wickeln kann. Rela­tiv kli­ma­sta­bi­le, aber lei­der ver­biss­emp­find­li­che Baum­ar­ten, wie die Eiche und die Tan­ne haben auf Grund des hohen Ver­biss­drucks meist kei­ne Chan­ce. Gera­de die­se Baum­ar­ten kom­men mit dem Kli­ma­wan­del aber bes­ser zurecht und wer­den in einem kli­ma­to­le­ran­ten, zukunfts­fä­hi­gen Misch­wald drin­gend gebraucht. Es ver­wun­dert, dass der BJV davon redet, das Gan­ze in den Blick zu neh­men, den Wald dabei aber ein­fach über­sieht, bzw. ledig­lich als Kulis­se für die Jagd betrach­tet. Auf­wän­di­ge Pflan­zun­gen hin­ter Zaun oder mit Ein­zel­schutz kön­nen da kein Aller­heils­mit­tel sein.

Aus­schlag­ge­bend für den Wald­um­bau ist es aber, die Scha­len­wild­be­stän­de so anzu­pas­sen, dass sich die Natur­ver­jün­gung aller vor­han­de­nen Baum­ar­ten­ent­wickeln kann. Daher for­dern der ÖJV und hunting4future ledig­lich die Umset­zung der gesetz­li­chen Vor­ga­ben: Es soll ein stand­ort­ge­mä­ßer und mög­lichst natur­na­her Zustand des Wal­des unter Berück­sich­ti­gung des Grund­sat­zes „Wald vor Wild“ bewahrt oder her-gestellt wer­den (Arti­kel 1 Baye­ri­sches Wald­ge­setz). Ins­be­son­de­re soll die Beja­gung die natür­li­che Ver­jün­gung der stand­ort­ge­mä­ßen Baum­ar­ten im Wesent­li­chen ohne Schutz­maß­nah­men ermög­li­chen (Arti­kel 1 Baye­ri­sches Jagd­ge­setz). Und dass dies mit einem moder­nen Jagd­ma­nage­ment auch funk­tio­nie­ren kann, zei­gen die Bestän­de, z. B. der Städ­ti­schen Forst­ver­wal­tung in Lohr, der Juli­us-Spi­tal-Stif­tung­Würz-burg, aber auch zahl­rei­che Eigen­jag­den und Jagd­ge­nos­sen­schaf­ten in Bay­ern. Wo Wald­be­sit­zer, Grund­ei­gen­tü­mer und Jäger zusam­men­ar­bei­ten gelingt das. Jagen für unse­re Wäl­der-hun­tin­g4­fu­ture. Die Initia­ti­ve hunting4future, wie auch der ÖJV Bayern,sieht die Jagd als Dienst­lei­stung für die Gesell­schaft und für zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen. Die Ansprü­che der Gesell­schaft an den Wald haben Vor­rang vor den Par­tial­in­ter­es­sen der Jäger. Vor allem der Gesell­schaft und zukünf­ti­gen Gen­ra­tio­nen istes egal,welche Tro­phä­en ein Jäger aus dem Wald „ern­tet“ und sie dann auf den öffent­li­chen Hege­schau­en­stolz prä­sen­tiert. Die Gesell­schaft braucht ein mög­lichst intak­tes Öko­sy­stem Wald. Da gehö­ren neben Rehen, Hir­schen und Gäm­sen aber auch­re­la­tiv kli­ma­to­le­ran­te, wenn auch ver­biss­emp­find­li­che Baum­ar­ten wie Eiche und Tan­ne dazu-und kei­ne kilo­me­ter­lan­gen Zäu­ne oder unzäh­li­ge Ver­biss­schutz­hül­len aus Plastik.

Gez. Dr. Wolf­gang Kornder(Vorsitzender ÖJV Bay­ern e.V.)

Über den ÖJV­Der Öko­lo­gi­sche Jagd­ver­ei­nist ein 1988 gegrün­de­ter Jagd­ver­band, der sich der öko­lo­gi­schen Jagd ver­pflich­tet hat. Der ÖJV refor­miert aktiv das deut­sche Jagd­we­sen und trägt dazu bei, dass die Jagd auch in Zukunft in der Gesell­schaft Akzep­tanz findet.Der ÖJV sieht die Jagd als eine legi­ti­me Form der nach­hal­ti­gen Natur­nut­zung an. Die Öko­lo­gie soll dabei als wert­freie Wis­sen­schaft Grund­la­gen für die Jagd lie­fern, von der Wald­bau, Natur‑, Arten-und Tier­schutz betrof­fen sind. Auf­ga­be der Jagd ist es, in der Kul­tur­land­schaft öko­lo­gi­sche und unzu­mut­ba­re öko­no­mi­sche Schä­den zu ver­hin­dern und eine nach­hal­ti­ge Nut­zung der natür­li­chen Res­sour­cen zu ermög­li­chen. Dem­zu­fol­ge muss bei­spiels­wei­se das Schwarz­wild wegen sei­ner Schä­den in der Land­wirt­schaft oder Scha­len­wild wie Rehe wegen ihrer Schä­den im Wald regu­liert werden