Staat­li­ches Bau­amt Bam­berg: For­schungs­pro­jekt zur Ein­däm­mung der Ambrosiapflanze

Thomas Neundörfer und Sabrina Hörl vom Staatlichen Bauamt in Bamberg zeigen symbolisch die Anbringung der Beschilderung parallel zur B 22 Richtung Stegaurach. Foto: Stbaba
Thomas Neundörfer und Sabrina Hörl vom Staatlichen Bauamt in Bamberg zeigen symbolisch die Anbringung der Beschilderung parallel zur B 22 Richtung Stegaurach. Foto: Stbaba

Die Pol­len der Ambro­sia (Ambro­sia arte­mi­sii­fo­lia L.) gehö­ren zu den stärk­sten bekann­ten All­er­gie­aus­lö­sern. Bereits drei Pol­len pro Kubik­me­ter Luft kön­nen bei emp­find­li­chen Per­so­nen, zu Reak­tio­nen wie Haut­rei­zun­gen, Heu­schnup­fen und Asth­ma führen.

Ambrosia. Foto: Pixabay

Ambro­sia. Foto: Pixabay

Das Staat­li­che Bau­amt Bam­berg errich­tet ab Mit­te April auf der Bun­des­stra­ße B 22 zwi­schen Bam­berg und Bur­ge­brach in Fahrt­rich­tung Ste­gau­rach eine kur­ze Test­strecke zur Bekämp­fung der der­zeit nur dort an den Bun­des­stra­ßen in West­ober­fran­ken vor­kom­men­den Ambro­siapflan­ze, die vor allem für All­er­gi­ker gefähr­lich wer­den kann. Der Test erfolgt unter wis­sen­schaft­li­cher Lei­tung der Uni­ver­si­tät für Boden­kul­tur Wien. Das Pilot­pro­jekt ist auf meh­re­re Jah­re (2020–2022) ange­legt. Auf­grund des Ver­suchs­auf­bau­es und des lau­fen­den Moni­to­rings ist ein Beginn nun im Früh­jahr zwin­gend erfor­der­lich, um wich­ti­ge Ergeb­nis­se für das Ver­suchs­jahr 2020 zu erhal­ten, auch in Zei­ten der Corona-Pandemie.

Das Baye­ri­sche Staats­mi­ni­ste­ri­um für Woh­nen, Bau und Ver­kehr hat die groß ange­leg­te Stu­die zur Bekämp­fung von Ambro­sia beauf­tragt. An ins­ge­samt acht Stand­or­ten in Bay­ern wer­den Ver­suchs­flä­chen ein­ge­rich­tet, auf denen ver­schie­de­ne Mäh­zy­klen, sowie phy­si­ka­li­sche Bekämp­fungs­me­tho­den auf Ihre Effi­zi­enz erprobt werden.

Schilder zur Kennzeichnung der Teststrecke, bereitgestellt durch die Universität für Bodenkultur Wien. Foto: stbaba

Schil­der zur Kenn­zeich­nung der Test­strecke, bereit­ge­stellt durch die Uni­ver­si­tät für Boden­kul­tur Wien. Foto: stbaba

Auf der Test­strecke des Ban­ketts an der B 22 wer­den die Mahd und zwei phy­si­ka­li­sche Ein­däm­mungs­me­tho­den gete­stet. Zur Kenn­zeich­nung der Ver­suchs­strecke wird in den kom­men­den Tagen eine ent­spre­chen­de Beschil­de­rung errichtet.

Die durch­zu­füh­ren­den Arbei­ten sind für die Ver­kehrs­teil­neh­mer auf der Bun­des­stra­ße und dem dane­ben­lie­gen­den Rad­weg ungefährlich.

Für den Test­zeit­raum an der Bun­des­tra­ße 22 wur­den ver­schie­de­ne Mäh­zeit­punk­te defi­niert, die sich an der phy­sio­lo­gi­schen Ent­wick­lung der Pflan­ze ori­en­tie­ren. Neben der Mahd wird zum einen die Behand­lung mit Heiß­schaum gete­stet. Hier­bei soll die Ambro­siapflan­ze durch Hit­ze abge­tö­tet wer­den. Der pesti­zid­freie Schaum aus Was­ser, Zucker und Fett soll, im Ver­gleich zu Heiß­was­ser oder Dampf, die Dau­er der Hit­ze­ein­wir­kung erhö­hen und somit ein Abster­ben der Pflan­ze bewirken.

Ein wei­te­rer Ver­suchs­auf­bau testet die Bekämp­fung der Ambro­sia durch ein sog. Elek­tro­ver­fah­ren. Dabei wird Strom durch die Was­ser­bahn der Pflan­ze, von der Pflan­zen­spit­ze bis in die Wur­zel, gelei­tet und das Gewächs dadurch von innen zer­stört. Der Strom wirkt dabei aus­schließ­lich inner­halb der Pflanze.

Die Ambro­sie wur­de vor etwa 150 Jah­ren aus Nord­ame­ri­ka ein­ge­schleppt und tritt in Bay­ern unter ande­rem an Stra­ßen­rän­dern, Bahn­däm­men und in Gär­ten auf. Eine ein­zel­ne Pflan­ze der bei­fuß­blätt­ri­gen Ambro­sie pro­du­ziert bis zu einer Mil­li­ar­de Pol­len. Das ver­mehr­te Auf­tre­ten von Ambro­sia ver­ur­sacht ins­be­son­de­re für All­er­gi­ker gro­ße Pro­ble­me. Das all­er­ge­ne Poten­ti­al der Pol­len ist um ein viel­fa­ches höher als bei hei­mi­schen Grä­sern. Durch ihre spä­te Blü­te ver­län­gert die Ambro­sie die sonst übli­che Pol­len­zeit um rund zwei Monate.

Die Pflan­ze erobert auch immer mehr Ban­ket­te neben baye­ri­schen Bun­des­stra­ßen und Auto­bah­nen, die einen idea­len Lebens­raum für die Pflan­ze dar­stel­len. Durch ihre Tole­ranz gegen­über Trocken­heit, Näh­stoff­man­gel, Schwer­me­tal­len und sogar Salz hat Ambro­sia einen Vor­teil gegen­über hei­mi­schen Pflan­zen, die an die­sen Stand­or­ten häu­fig Pro­ble­me haben zu wach­sen und sich zu etablieren.

Hin­zu kommt, dass die Ban­ket­te in der Regel nicht ange­sät wer­den, und die Vege­ta­ti­ons­decke durch den Stra­ßen­un­ter­halt regel­mä­ßig abge­tra­gen wird, um den Was­ser­ab­fluss von der Fahr­bahn zu gewähr­lei­sten. Die­se Ban­ket­te sind somit eine opti­ma­le Ein­tritts­pfor­te für eine Erst­be­sie­de­lung durch Ambro­sia. Ein­mal eta­bliert, wer­den die flug­un­fä­hi­gen Samen der Pflan­ze leicht mit Rei­fen und Fahrt­wind weiterverbreitet.

Für eine erfolg­rei­che Bekämp­fung der all­er­ge­nen Pflan­ze muss eine wei­te­re Aus­brei­tung der Pflan­ze ver­hin­dert wer­den. Dabei steht die Ver­hin­de­rung der Samen­pro­duk­ti­on im Fokus, da die Samen der Pflan­ze bis zu 40 Jah­re im Boden keim­fä­hig über­dau­ern können.