Blick über den Zaun: Stif­tung Kul­tur­er­be Bay­ern kauft Schloss Erkersreuth

Schloss Erkersreuth. Foto: Kulturerbe Bayern
Schloss Erkersreuth. Foto: Kulturerbe Bayern

Kul­tur­er­be Bay­ern über­nimmt mit dem Wohn­sitz des Por­zel­lan­un­ter­neh­mers Phil­ip Rosen­thal ein ein­zig­ar­ti­ges Gesamtkunstwerk

Barock­schloss, Begeg­nungs­ort, Designhotspot

“Schla­fen im Bedui­nen­zelt, Gäste emp­fan­gen im Barock­saal unter Stuck“ solch unver­ein­bar schei­nen­de Erleb­nis­se ermög­lich­te Schloss Erkers­reuth bei Selb (Ober­fran­ken) sei­nem frü­he­ren Bewoh­ner, dem inter­na­tio­nal bekann­ten Por­zel­lan­un­ter­neh­mer Phil­ip Rosen­thal (1916–2001). Um des­sen außer­ge­wöhn­li­chen, denk­mal­ge­schütz­ten Wohn­sitz im Fich­tel­ge­bir­ge dau­er­haft für die All­ge­mein­heit zugäng­lich und erleb­bar zu machen, hat die Stif­tung Kul­tur­er­be Bay­ern das Schloss von der Fir­ma Rosen­thal gekauft.

„Das Schloss Erkers­reuth schlägt eine Brücke vom Barock zum moder­nen Design von Welt­gel­tung“, erläu­tert Land­tags­prä­si­dent a.D. Johann Böhm, der Vor­sit­zen­de des Stif­tungs­vor­stands. „Es ver­eint die feu­da­le Adels­welt frü­he­rer Jahr­hun­der­te mit der Auf­bruchs­stim­mung und dem Lebens­ge­fühl der Wirt­schafts­wun­der­zeit nach dem 2. Welt­krieg“. Als Begeg­nungs­ort von Poli­tik, Wirt­schaft und Kunst hat­te es eine weit über die Gren­zen Bay­erns und der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hin­aus rei­chen­de Aus­strah­lung. Hier traf sich Phil­ip Rosen­thal mit Wil­ly Brandt, Franz-Josef Strauß und Hel­mut Schmidt genau­so wie mit Wal­ter Gro­pi­us und Andy Warhol.

„Wir schät­zen uns sehr glück­lich und dan­ken der Fir­ma Rosen­thal und ihrem Geschäfts­füh­rer, Herrn Pier­lui­gi Cop­po, sehr dafür, dass wir die­sen ein­zig­ar­ti­gen Ort in Obhut neh­men kön­nen, um ihn zu erhal­ten und zugäng­lich zu machen “für alle und für immer“, so Böhm wei­ter. Mit sei­ner Ver­bin­dung von alter Archi­tek­tur und moder­ner Aus­stat­tung ist das Schloss ein heu­te nur noch wenig bekann­ter, aber bedeu­tungs­vol­ler Teil des kul­tu­rel­len Erbes Bay­erns. Die Stif­tung kommt mit dem Erwerb ihrem Auf­trag nach, als Treu­hän­de­rin kul­tu­rel­le Schät­ze zu bewah­ren, deren Zukunft sonst unge­wiss wäre.

„Uns war es sehr wich­tig, die­sen für die Erfolgs­ge­schich­te des Unter­neh­mens Rosen­thal so bedeut­sa­men und aus­sa­ge­kräf­ti­gen Ort in Hän­de zu geben, die sowohl die authen­ti­sche Erhal­tung des Gesamt­kunst­werks garan­tie­ren als auch vie­le Men­schen an sei­ner beson­de­ren Aura teil­ha­ben las­sen“, sagt Pier­lui­gi Cop­po, Geschäfts­füh­rer der Rosen­thal GmbH, die seit 2009 Teil der ita­lie­ni­schen Arc­turus Group ist.

Das Schloss – Geburts­stät­te der welt­be­rühm­ten Por­zel­lan­fir­ma und her­aus­ra­gen­des Raum­kunst­werk des visio­nä­ren, sei­ner­zeit aber auch umstrit­te­nen Unter­neh­mers, Kunst­lieb­ha­bers und Poli­ti­kers Rosen­thal – soll unter der Obhut der Stif­tung zusam­men mit dem umge­ben­den Park in der Zukunft wie­der das sein, was es in der Ver­gan­gen­heit war: ein inspi­rie­ren­der Ort für Begeg­nun­gen und unge­wöhn­li­che Kul­tur­er­leb­nis­se. „Jeder wird hier bei Events, Füh­run­gen oder Vol­un­tee­ring­ak­tio­nen das Ver­mächt­nis von Phil­ip Rosen­thal und die beson­de­re Atmo­sphä­re des Schlos­ses erle­ben kön­nen“, erklärt Alex­an­der Frei­herr von Horn­stein, der als Mit­glied des Stif­tungs­vor­stands die Ãœber­nah­me­ver­hand­lun­gen gelei­tet hat.

Auch wenn der bau­li­che Zustand des Schlos­ses rela­tiv gut ist, wird die Stif­tung drin­gen­de Reno­vie­rungs­ar­bei­ten schul­tern müs­sen. Neben der Fas­sa­de, den Fen­stern und den Außen­trep­pen des Schlos­ses müs­sen die stark sanie­rungs­be­dürf­ti­gen und eben­falls denk­mal­ge­schütz­ten Neben­ge­bäu­de, ein Brun­nen­häus­chen und das ehe­ma­li­ge Braue­rei­ge­bäu­de, instand gesetzt und wie­der mit einer sinn­vol­len Nut­zung ver­se­hen werden.

Wer die Pro­jek­te von Kul­tur­er­be Bay­ern unmit­tel­bar erle­ben und unter­stüt­zen möch­te, ist ein­ge­la­den, als Mit­glied, frei­wil­li­ger Hel­fer, Spen­der oder Zustif­ter dabei zu sein und damit dazu bei­zu­tra­gen, dass Schät­ze in ganz Bay­ern erhal­ten blei­ben (Spen­den­kon­to: Stif­tung Kul­tur­er­be Bay­ern, DE38 7005 1540 0280 7801 98, BIC: BYLADEM1DAH, Spar­kas­se Dachau).

Über Schloss Erkersreuth:

Das Schloss wur­de 1748 von Johann Chri­sti­an August von Lin­den­fels, einem Gefolgs­mann des Mark­gra­fen von Bay­reuth, in der Nähe der ober­frän­ki­schen Stadt Selb erbaut. Seit dem 19. Jahr­hun­dert ist die­ser Ort untrenn­bar mit einem der auf­re­gend­sten Kapi­tel der deut­schen Wirt­schafts­ge­schich­te ver­bun­den: 1879 leg­te Phil­ipp Rosen­thal (1855–1937) im Schloss mit einer Por­zel­lan­ma­le­rei den Grund­stein für sei­ne welt­be­kann­te Mar­ke. Sein Sohn Phil­ip gestal­te­te ab 1950 Schloss Erkers­reuth nach sei­nen Vor­stel­lun­gen um und ver­band – so sein Mot­to – „das echt Neue mit dem echt Alten“. Jeder Raum über­rascht mit unge­wöhn­li­chen Ein­drücken und Per­spek­ti­ven: Moder­nes Por­zel­lan­de­sign von inter­na­tio­na­len Künst­lern trifft auf frän­ki­schen Barock – eine Mischung, die fas­zi­niert und welt­weit ein­zig­ar­tig ist.

Über Kul­tur­er­be Bayern

Kul­tur­er­be Bay­ern besteht aus dem 2015 gegrün­de­ten Ver­ein und der 2018 von acht Stif­ter­per­sön­lich­kei­ten ins Leben geru­fe­nen bür­ger­li­chen Stif­tung Kul­tur­er­be Bay­ern. Als bür­ger­schaft­li­cher Natio­nal Trust für Bay­ern nimmt Kul­tur­er­be Bay­ern geschichts­träch­ti­ge Gebäu­de und Kul­tur­land­schafts­tei­le in sei­ne Obhut, um sie zu bewah­ren und erleb­bar zu machen – für alle und für immer. Als ersten Schütz­ling ret­tet die Initia­ti­ve in Rothen­burg ob der Tau­ber ein bedroh­tes spät­mit­tel­al­ter­li­ches Stadt­haus (Juden­gas­se 10) vor dem wei­te­ren Ver­fall und führt es einer neu­en Nut­zung zu. Sei­nen ört­li­chen Part­nern hilft Kul­tur­er­be Bay­ern unter ande­rem bei der Pfle­ge des Seidl­parks in Mur­nau (Ober­bay­ern) und der Instand­set­zung des Musi­ker­hau­ses in Mistel­gau (Ober­fran­ken). Die Initia­ti­ve lebt vom Enga­ge­ment ihrer Mit­glie­der, Vol­un­teers, Spen­der, Stif­ter und Part­ner. Auf Beschluss des Baye­ri­schen Land­tags wird Kul­tur­er­be Bay­ern vom Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst gefördert.

www​.kul​tur​er​be​bay​ern​.de