1.000 Schutz­bril­len für das Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz

v.l. Prokurist Oliver Amon dankt Prof. Dr. Dietmar Drummer für die 1000 Schutzbrillen. © Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz
v.l. Prokurist Oliver Amon dankt Prof. Dr. Dietmar Drummer für die 1000 Schutzbrillen. © Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

Car­men Zieg­ler, die auf der Sta­ti­on mit den Coro­na­vi­rus­po­si­ti­ven Pati­en­ten als Kran­ken­schwe­ster arbei­tet, freut sich über den Besuch ihres Cou­sins im Forch­hei­mer Kran­ken­haus. Das ist Prof. Dr.-Ing. Diet­mar Drum­mer, Lehr­stuhl­in­ha­ber des Lehr­stuhls für Kunst­stoff­tech­nik an der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg. Er lässt es sich nicht neh­men die ersten 1.000 Schutz­bril­len, die an sei­nem Lehr­stuhl pro­du­ziert wur­den, per­sön­lich wäh­rend der Oster­fei­er­ta­ge in sei­ner Geburts­stadt Forch­heim aus­zu­lie­fern. Bril­len, die auf der Sta­ti­on von Car­men Zieg­ler drin­gend benö­tigt werden. 

Eigent­lich for­schen die Wis­sen­schaft­ler an dem Lehr­stuhl zu The­men der addi­ti­ven Fer­ti­gung, Faser­ver­bund­kunst­stoff, Leicht­bau und Ver­bin­dungs­tech­ni­ken, aber im Moment stel­len Dok­to­ran­den, Stu­den­ten, Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­ter, tech­ni­sche und wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter im 3‑Schicht-System 6.000 bis 8.000 Schutz­bril­len pro Tag her, an sie­ben Tagen pro Woche. Unter­stüt­zung erhal­ten sie von vie­len Hel­fern aus dem Depart­ment Maschi­nen­bau und der Mecha­nik- und Elek­tro­nik­werk­statt der Tech­ni­schen Fakul­tät, der Neue Mate­ria­li­en Fürth GmbH, dem Baye­ri­schen Poly­me­r­in­sti­tut sowie von der Uni­ver­si­täts­lei­tung und dem Personalrat.

Hil­fe­ruf der Kli­nik war Auslöser

Aus­lö­ser für die Umstel­lung des Lehr­stuhls, der seit dem 9. April bereits 30.000 Bril­len pro­du­ziert hat, war ein Hil­fe­ruf des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Erlan­gen. Schutz­bril­len und – mas­ken, die dem Kran­ken­haus­per­so­nal für die Ver­sor­gung von an COVID-19 Erkrank­ten vom Robert-Koch-Insti­tut emp­foh­len wer­den, sind am Markt nur noch schwer erhält­lich. Die Coro­na-Pan­de­mie hat für alle Kran­ken­häu­ser zu Ver­sor­gungs­pro­ble­men mit allen Tei­len, die zur Schutz­aus­rü­stung gehö­ren, geführt. Dr. med. Ulrich von Hint­zen­stern, Chef­arzt der Abtei­lung für Anäs­the­sie und Inten­siv­me­di­zin, erfuhr von der inner­uni­ver­si­tä­ren Hil­fe­stel­lung zwi­schen Lehr­stuhl und Erlan­ger Kli­ni­kum und frag­te kur­zer­hand an, ob nicht auch das Aka­de­mi­sche Lehr­kran­ken­haus der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät – das Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz – belie­fert wer­den kön­ne. Am glei­chen Tag stand der Lie­fer­ter­min für zwei Tage spä­ter fest.

Pro­ku­rist Oli­ver Amon, der am Stand­ort Forch­heim für das Kli­ni­kum u.a. den zen­tra­len Ein­kauf lei­tet, weiß ein Lied von der erschwer­ten Beschaf­fung in Coro­na-Zei­ten zu sin­gen: „Wir brau­chen eigent­lich alles, was zu der per­sön­li­chen Schutz­aus­rü­stung gehört: FFP3- Atem­mas­ken, Schutz­an­zü­ge und Mund-Nasen-Schutz sind beson­ders knapp. Wir benö­ti­gen Mar­gen in der Grö­ßen­ord­nung von 5.000 bis 20.000 Stück und dau­er­haf­te, ver­läss­li­che Lie­fer­ket­ten. Die Schutz­bril­len vom Lehr­stuhl für Kunst­stoff­tech­nik sind uns eine gro­ße Hil­fe. Vie­len Dank für die Unter­stüt­zung und Soli­da­ri­tät in die­sen schwie­ri­gen Zei­ten! Mit den Bril­len sind unse­re Pfle­ge­kräf­te und Ärz­te auch wei­ter­hin sehr gut aus­ge­stat­tet, denn unse­re Mit­ar­bei­ter sind das wich­tig­ste Hab und Gut bei der Bewäl­ti­gung der Kri­se. Die gilt es zu schützen.“

Die Hil­fe bleibt in der Fami­lie – im Gro­ßen wie im Kleinen

Diet­mar Drum­mer ist es wich­tig, dass ein Aka­de­mi­sches Lehr­kran­ken­haus belie­fert wird: „Dann bleibt es sozu­sa­gen ‚in der Fami­lie‘, denn wir kön­nen im Moment aus­schließ­lich das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum belie­fern, prü­fen aber, inwie­weit wir auch dar­über hin­aus unter­stüt­zen kön­nen“, sagt er. Der 48-Jäh­ri­ge ver­steht die kurz­fri­sti­gen Pro­duk­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten des Lehr­stuhls als tem­po­rä­re Not­hil­fe, um ekla­tan­te Lücken zu schlie­ßen. Bei den Bril­len han­de­le es sich nicht um ein markt­gän­gi­ges Pro­dukt, son­dern um eine Sofort­hil­fe. „Neben der gera­de ange­lau­fe­nen Eigen­pro­duk­ti­on bau­en wir Netz­werk­struk­tu­ren auf, so dass in weni­gen Wochen die Indu­strie über­neh­men kann.“

Bei der Ent­wick­lung des Pro­to­ty­pens stan­den die Eigen­schaf­ten ‚kosten­gün­stig‘, ‚in hohen Stück­zah­len, schnell pro­du­zier­bar‘ und ‚Weg­werfar­ti­kel zur Ver­mei­dung mög­li­cher Infek­ti­ons­ket­ten‘ im Vor­der­grund. „Mit­hil­fe des 3‑D-Drucks konn­ten wir nicht in den gewünsch­ten Men­gen pro­du­zie­ren, des­halb haben wir auf spritz­ge­gos­se­ne Tei­le und laser­ge­schnit­te­ne Foli­en zurück­ge­grif­fen“, erläu­tert Diet­mar Drummer.

Prof. Dr.-Ing. Diet­mar Drum­mer wur­de 1971 in Forch­heim gebo­ren. Er gehör­te zum ersten Jahr­gang, der 1990 am neu gegrün­de­ten Ehren­bürg-Gym­na­si­um sei­ne Abitur­prü­fung ableg­te. Nach dem Abschluss sei­nes Stu­di­ums der Fer­ti­gungs­tech­nik mit Schwer­punkt Kunst­stoff­tech­nik und Höhe­rer Mecha­nik arbei­te­te er von 1997 bis 2004 als wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter am LKT im Bereich der Mehr­kom­po­nen­ten­spritz­gieß­tech­nik und Hoch­ge­füll­ter Kunst­stof­fe. Dort war er zuletzt als Ober­inge­nieur und Stell­ver­tre­ter des dama­li­gen Lehr­stuhl­in­ha­bers, Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Gott­fried W. Ehren­stein, tätig. Er pro­mo­vier­te schließ­lich zum The­ma „Ver­ar­bei­tung und Eigen­schaf­ten kunst­stoff­ge­bun­de­ner Dau­er­ma­gne­te“ im Okto­ber 2004 und erhielt für die­se aus­ge­zeich­ne­te Arbeit im März des dar­auf fol­gen­den Jah­res den Pro­mo­ti­ons­preis der Tech­ni­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg. Anschlie­ßend wech­sel­te Prof. Drum­mer in den indu­stri­el­len Bereich. Seit 2004 lei­te­te er das Tech­no­lo­gie­ma­nage­ment der Oechs­ler AG und war als Pro­ku­rist ver­ant­wort­lich für die Auf­ga­ben­ge­bie­te Tech­no­lo­gie­ma­nage­ment, Ver­fah­rens­ent­wick­lung, Tech­ni­sches Ange­bots­we­sen, Mate­ri­al­prü­fung, Mar­ke­ting und PR sowie Paten­te. Gleich­zei­tig war er Lehr­be­auf­trag­ter der Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg. Von April 2004 bis Okto­ber 2007 führ­te er die Lehr­ver­an­stal­tun­gen im Bereich der Kunst­stoff­tech­nik zum The­ma „Ein­füh­rung in die Pro­duk­ti­ons­tech­nik“ und anschlie­ßend zum The­ma „Qua­li­täts­si­che­rung beim Spritz­gie­ßen“ durch. Seit 1. Mai 2009 ist er als Nach­fol­ger von Prof. Dr.-Ing. Ernst Schmach­ten­berg Inha­ber des Lehr­stuhls für Kunst­stoff­tech­nik der Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg. Quel­le: https://​www​.lkt​.tf​.fau​.de/​d​a​s​-​t​e​a​m​/​a​k​t​u​e​l​l​e​-​m​i​t​a​r​b​e​i​t​e​r​/​d​r​u​m​m​e​r​-​d​i​e​t​m​ar/ Home­page Lehr­stuhl für Kunststofftechnik