Blick über den Zaun: Bad Winds­heim – Frän­ki­sches Frei­land­mu­se­um beginnt mit Wie­der­auf­bau der Syn­ago­ge aus Allersheim

Symbolbild Bildung

Muse­ums­bau­hof­lei­ter Fried­rich Hart­leh­nert, Muse­ums­lei­ter Dr. Her­bert May, Sta­ti­ker Wal­ter Schwarz­Bü­ro Liebberger&SchwarzBad Winds­heimund Archi­tekt Her­mann Keim vom Büro Keim Archi­tek­ten Fürth­mach­ten am 3. April den­er­sten­Spa­ten­stich zum Wie­der­auf­bau der Syn­ago­ge aus Aller­s­heim im Frän­ki­schen Frei­land­mu­se­um. Foto: Lisa Balu­schek, Frän­ki-sches Freilandmuseum

Am Frei­tag­vor­mit­tag, den 3. April, hat­das­Frän­ki­scheFrei­land­mu­se­um des Bezirk Mit­tel­fran­ken mit dem Wie­der­auf­bau der Syn­ago­ge aus Aller​s​heim​be​gon​nen​.Im klein­sten Kreis führ­ten­Mu­se­ums­lei­ter Dr. Her­bert May, Archi-tekt Her­mann Keim vom Büro Keim­Ar­chi­tek­ten Fürth, Sta­ti­ker Wal­ter Schwarz­vom Büro Liebberger&SchwarzBad Winds­heim, Muse­ums­bau-hof­lei­ter Fried­rich Hart­leh­nert und der wis­sen­schaft­li­che Volon­tär des Muse-ums und Juda­istik-Spe­zia­list Jonas Blum M. A. den ersten Spatenstichdurch.Damit ist das Frän­ki­sche Frei­land­mu­se­um das erste süd­deut­sche Frei­land­mu­se­um, das eine Syn­ago­ge errich​tet​.In der „Bau­grup­pe West“–zwischen dem Schul­haus und der Weil­tin­ger Scheune–ist heu­te schon der Grund­riss des zukünf­ti­gen Gebäu­des abge-steckt. Wie an sei­nem ursprüng­li­chen Stand­ort in Aller­s­heim, einem Orts­teil von Gie­bel­stadt bei Würz­burg, wird das Syn­ago­gen­ge­bäu­de im Muse­um et-was am Rand­des Dor­fe­sund doch in der Nähe des Dorf­plat­zes ste­hen. So kön­nen die Besu­cher erle­ben, wie nahe und selbst­ver­ständ­lich im tra­di­tio-nel­len Frän­ki­schen Dorf das Zusam­men­le­ben zwi­schen Juden und Chri­sten war. Muse­ums­lei­ter Dr. Her­bert May freut sich beson­ders, dass man nun end­lich­auch im Frei­land­mu­se­um der Bedeu­tung des Frän­ki­schen Land­ju-den­tums gerecht wird.Das Gebäu­de der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge­von Aller­s­heim stand schon eini­ge Jah­re leer und war kurz vor dem Ein­sturz, als es die Mit­ar­bei­ter des Frän­ki-schen Frei­land­mu­se­ums 2014–15 abbau­ten. Vor Ort hat­te sich kei­ne Nut-zung gefun­den. Von außen glich das schlich­te Gebäu­de einem Bau­ern­hausund war auch zuletzt auch als sol­ches genutztund ent­hielt den­noch das kom­plet­te­Raum­pro­gramm einer Landsynagoge.

Die 1740 errich­tet Syn­ago­ge beher­berg­teur­sprüng­lich im Kel­ler die Mik­we, das jüdi­sche Ri-tual­bad, das sich bei archäo­lo­gi­schen Gra­bun­gen fand. Im Erd­ge­schoss­war die Woh­nung des Rab­bi­ners oder des Vor­sän­gers unter­ge­bracht. Und im Ober­ge­schoss­gab es einen Bet-saal mit einer höl­zer­nen gewölb­ten Decke. Als mit dem Weg­fall der Nie­der­las­sungs­be-schrän­kun­gen für Juden in den gro­ßen Städ­ten immer mehr Land­ju­den in die grö­ße­ren Städ­te weg­zo­gen, schwand die Mit­glie­der­zahl der jüdi­schen Gemein­de in Aller­s­heim. Schließ­lich wur­de das Gebäu­de 1911 an einen ört­li­chen Land­wirt ver­kauft. Er bau­te im Bet-saal Wohn­stu­be und Kam­mer ein. Beim Abbau des Gebäu­des fan­den sich Tei­le der Decke des Bet­saals wie­der­ver­wen­det im Fehlboden.Zu Hoch­zei­ten Anfang des 19. Jahr­hun­derts gab es in Aller­s­heim 18 jüdi­sche Haus­hal­te und mit 27,9% gehör­te mehr als ein Vier­tel der Bevöl­ke­rung des klei­nen Dor­fes zur jüdi­schen Ge-meinde.Allersheim beher­berg­te nicht nur die Syn­ago­ge, son­dern dort war auch der jüdi­sche Fried­hof für die umlie­gen­den Gemein­den ange­sie­delt. Ein For­schungs­pro­jekt im Frän­ki­schen Frei­land­mu­se­um ver­folgt nun die Lebens­we­ge der ehe­ma­li­gen Gemein­de­mit­glie­der. Nun gilt es,beim Wie­der­auf­bau des Syn­ago­gen­ge­bäu­des die Puz­zle­tei­le­des Gebäu­des wie-der­zu­sam­men­zu­brin­gen. Die Bau­fach­leu­te des Frei­land­mu­se­ums­ha­ben viel Erfah­rung im Ver­setz­ten (Fach­ter­mi­nus: „Trans­lo­zie­ren“) histo­ri­scher­Ge­bäu­de. Gan­ze Wand­tei­le der Sy-nago­ge haben sie in einem Stück abge­baut. Doch gibt es schwie­ri­ge Rekonstruktionsaufga-ben,wie etwa die Auf­ga­be, den ehe­mals gewölb­ten Bet­saal wie­der­ein­zu­rich­ten. Die Eröff­nung ist für die Muse­ums­sai­son 2022geplant.Einebesondere Freu­de wäre, dann auch Nach­fah­ren der Aller­s­hei­mer Gemein­de­mit­glie­der als Gäste begrü­ßen zu können