Bericht von Vor­trag und Jah­res­haupt­ver­samm­lung des Ver­eins „Freun­de und För­de­rer des Kli­ni­kums Forch­heim e.V.“

Vor­trag „Wie will ich leben, wenn ich irgend­wann ster­ben muss? – Gesich­ter der Todes“ und Jah­res­haupt­ver­samm­lung des Ver­eins Freun­de und För­de­rer des Kli­ni­kums Forch­heim e.V.am 9.3.2020

Obwohl zusätz­li­che Stüh­le in den Kon­fe­renz­raum gestellt wur­den, reich­te der Platz nicht aus für die mehr als 100 Inter­es­sier­ten, die den Vor­trag von Dr. med. Ulrich von Hint­zen­stern, Chef­arzt für Anäs­the­sie und Inten­siv­me­di­zin am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz, hören woll­ten. Der Vor­trag stellt ver­schie­de­ne Denk­an­sät­ze zum Tod und damit auch zum Leben vor. Ulrich von Hint­zen­stern möch­te zum Nach­den­ken anre­gen, denn „den Tod hat noch kei­ner über­lebt. Er tritt zu 100 Pro­zent ein!“

Die Inspi­ra­ti­on für den Vor­trags­ti­tel erhielt der Anäs­the­sist von der 28-jäh­ri­gen Nina Mar­tin, die für einen Zei­tungs­ver­lag schil­dert, wie sich ihr Blick­win­kel änder­te als sie erfuhr, dass sie wegen einer nicht erkann­ten Herz­rhyth­mus­stö­rung schon 25 Mal bei­na­he am plötz­li­chen Herz­tod gestor­ben wäre. Im Lau­fe der Recher­che stieß der Vor­tra­gen­de auf den Begriff „Tod von Forch­heim“, der wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges ent­stan­den zu sein scheint, als die Forch­hei­mer beson­ders unter den Kriegs­wir­ren zu lei­den hat­ten und des­halb elend aus­sa­hen. Dies sei aber nicht das The­ma, so von Hintzenstern.

Was ist der beste Tod? 

Als Ant­wort­ver­such zieht Ulrich von Hint­zen­stern Par­al­le­len zur grie­chi­schen Mytho­lo­gie, wie die Brü­der Hyp­nos und Tha­na­tos, der Gott des Schla­fes und den Gott des sanf­ten Todes. Ein wei­te­res Brü­der­paar, Kleo­bis und Biton, ster­ben jung und schön im Schlaf. Dies reg­te den Lyri­ker Eugen Roth (gest.1976) zu einem Gedicht an: „In alten Büchern steht geschrie­ben, dass jung stirbt, wen die Göt­ter lie­ben. Wobei sie nicht gleich jeden has­sen, den sie noch län­ger leben lassen.“

Wis­sen­schaft­li­cher ana­ly­siert der Medi­zi­ner Richard Smith die Fra­ge und ver­gleicht fünf Arten zu ster­ben, den plötz­li­chen Tod, den lang­sa­men Tod, den Tod durch Organ­ver­sa­gen, den Tod durch Krebs und Selbst­mord. Er kon­sta­tiert, dass der Tod durch eine Krebs­er­kran­kung der beste Tod sei. Beim plötz­li­chen Tod gebe es kei­ne Mög­lich­keit, die Din­ge ins Rei­ne zu brin­gen und Abschied zu neh­men. Der lang­sa­me Tod, zum Bei­spiel durch Demenz, brin­ge die Aus­lö­schung der Per­sön­lich­keit mit sich. Mul­ti-Organ­ver­sa­gen beschreibt Smith als Höl­len­ritt bei schwe­rer Krank­heit oder im hohen Alter. Zum Selbst­mord ver­weist Ulrich von Hint­zen­stern auf das aktu­el­le Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­rich­tes vom 26. Febru­ar die­sen Jahres.

Ent­ge­gen der weit­brei­te­ten Wunsch­vor­stel­lung zu Hau­se ster­ben zu wol­len, beschreibt der Vor­tra­gen­de die Rea­li­tät: 50 Pro­zent der Deut­schen ster­ben im Kran­ken­haus, 25 Pro­zent zu Hau­se, 20 Pro­zent im Pfle­ge­heim, auf der Pal­lia­tiv­sta­ti­on und im Hos­piz je 2,5 Prozent.

Möch­ten Sie unsterb­lich sein?

Auch der Schwei­zer Schrift­stel­ler Max Frisch (gest. 1991) wid­met in dem zwei­ten Tage­buch dem The­ma Tod und stellt Fra­gen: „Möch­ten Sie wis­sen, wie Ster­ben ist?“, „Wem gön­nen Sie ihren eige­nen Tod?“

Abschlie­ßend regt Ulrich von Hint­zen­stern an, sich früh­zei­tig mit dem eige­nen Able­ben aus­ein­an­der zu set­zen und Pati­en­ten­ver­fü­gung und Vor­sor­ge­voll­macht bereit zu haben, wenn man nicht die Ein­stel­lung – Nach mir die Sint­flut! – vertritt.

Jah­res­haupt­ver­samm­lung des Fördervereins

Der erste Vor­sit­zen­de Franz Streit dank­te Ulrich von Hint­zen­stern für den Vor­trag und eröff­ne­te die Sit­zung. Er ließ die Akti­vi­tä­ten des För­der­ver­eins im ver­gan­ge­nen Jahr Revue pas­sie­ren und in einer Gedenk­mi­nu­te dach­ten alle Anwe­sen­den an den frü­he­ren Vor­sit­zen­den des För­der­ver­eins, den ehe­ma­li­gen Ober­bür­ger­mei­ster Franz Stumpf, der am 9. April 2019 ver­starb. Die­ser habe sich vie­le Jah­re für den För­der­ver­ein ein­ge­setzt, denn Wirt­schaft, Sozia­les und Gesund­heit waren die Schwer­punk­te sei­nes Wir­kens für die Stadt Forch­heim, so Franz Streit.

Sechs Mit­glie­der wur­den für ihre 15-jäh­ri­ge Mit­glied­schaft im För­der­ver­ein geehrt: Dr. Bar­ba­ra Wil­lac­zek, Dr. Bern­hard Drum­mer, Hel­ma Gös­s­wein, Cor­ne­lia Klumm, Hans Pohl und Anne­lie­se Schneider-Bauer.

Anschlie­ßend gab der Schatz­mei­ster des För­der­ver­eins, Sven Oel­kers, Aus­kunft über den Finanzstatus:

Ende 2018 ver­füg­te der Ver­ein über 20.798 Euro liqui­de Mit­tel, Ende 2019 über 13.569 Euro. Aus­ga­ben waren u. a.

  • Schrei­ner­ar­bei­ten für einen Sarg, um den Hin­ter­blie­be­nen der Ster­nen­kin­der eine wür­de­vol­le Beer­di­gungs­ze­re­mo­nie zu ermöglichen,
  • Lea­sing­ge­büh­ren für das Elek­tro­au­to, wel­ches u.a. für Fort­bil­dungs­fahr­ten ver­wen­det wird,
  • Fort­bil­dung von Mit­ar­bei­tern, wie bei­spiels­wei­se das Dees­ka­la­ti­ons­trai­ning für Mit­ar­bei­ter der Notaufnahme
  • Lap­top für die Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit des Fördervereins,
  • Anzei­gen, Pla­ka­te, Geschenke
  • Zuschuss zur Gesundheitsmesse
  • Adi­po­si­tas-Tag
  • Heb­am­men­kon­gress
  • Ret­tungs­tag

Die Kas­sen­prü­fer, Ger­hard Käding und Alex­an­der Brehm, bestä­tig­ten die Ord­nungs­mä­ßig­keit der Kas­sen­füh­rung über den Prü­fungs­zeit­raum und emp­fah­len der Mit­glie­der­ver­samm­lung dem Schatz­mei­ster und dem Vor­stand die Ent­la­stung aus­zu­spre­chen. Vor­stand und Schatz­mei­ster wur­den bei der anschlie­ßen­den Abstim­mung ein­stim­mig von den anwe­sen­den Mit­glie­dern entlastet.