Lebens­mit­tel­in­du­strie arbei­tet am Limit: 2.100 Beschäf­tig­te im Kreis Kulmbach

Hoch­pro­duk­ti­on durch Coro­na: „Arbeits­zeit­vor­schrif­ten nicht aushebeln“

Damit der Einkaufskorb nicht leer bleibt: Beschäftigte in der Ernährungsindustrie und im Lebensmittelhandwerk arbeiten aktuell auf Hochtouren. Darauf weist die Gewerkschaft NGG hin. Foto: NGG

Damit der Ein­kaufs­korb nicht leer bleibt: Beschäf­tig­te in der Ernäh­rungs­in­du­strie und im Lebens­mit­tel­hand­werk arbei­ten aktu­ell auf Hoch­tou­ren. Dar­auf weist die Gewerk­schaft NGG hin. Foto: NGG

Sie sor­gen für Nach­schub im Super­markt: Die rund 2.100 Men­schen, die im Land­kreis Kulm­bach in der Lebens­mit­tel­in­du­strie arbei­ten, lei­sten in der Coro­na­vi­rus-Pan­de­mie einen ent­schei­den­den Bei­trag dafür, dass Essen und Trin­ken nicht knapp wer­den. Dar­auf hat die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) hin­ge­wie­sen. „Über­stun­den und Extra-Schich­ten sind in der Lebens­mit­tel­in­du­strie schon seit Wochen an der Tages­ord­nung. Die Men­schen arbei­ten am Limit, damit Aldi, Lidl, Rewe, Ede­ka & Co. die Ware nicht aus­geht“, sagt Micha­el Grundl von der NGG-Regi­on Ober­fran­ken. Die Poli­tik habe dies erkannt und die Lebens­mit­tel­bran­che für „system­re­le­vant“ erklärt. Bei den Beschäf­tig­ten aller­dings tau­chen gera­de jetzt vie­le Fra­gen auf, so die Gewerkschaft.

„Klar ist, dass die Ver­sor­gung mit Lebens­mit­teln an der Indu­strie, aber auch am Bäcker- und Flei­scher­hand­werk nicht schei­tert. Wenn Nudel­re­ga­le ein­mal leer oder Tief­kühl­piz­zen aus­ver­kauft sind, dann liegt das vor allem an über­trie­be­nen Ham­ster­käu­fen und an Pro­ble­men in der Logi­stik“, macht Grundl deut­lich. Schar­fe Kri­tik übt der NGG-Geschäfts­füh­rer vor allem aber auch an den Vor­ga­ben von Super­markt­ket­ten. Die Kon­zer­ne for­der­ten von den Her­stel­lern auf der einen Sei­te, in der Kri­se noch schnel­ler und noch mehr zu pro­du­zie­ren. Zugleich wol­le man die Prei­se drücken. „Das geht letzt­lich auf Kosten der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, die ohne­hin unter Voll­last arbei­ten“, so Grundl.

Da es, wie auch die Poli­tik bestä­tigt, in der Lebens­mit­tel­in­du­strie der­zeit kei­ner­lei Ver­sor­gungs­eng­päs­se gibt, warnt die NGG vor geplan­ten ein­schnei­den­den Ein­grif­fen in das Arbeits­zeit­ge­setz. „Coro­na darf nicht dafür her­hal­ten, die Höchst­gren­zen bei der Arbeits­zeit aus­zu­he­beln. In Tarif­ver­trä­gen und Betriebs­ver­ein­ba­run­gen haben wir in der Lebens­mit­tel­in­du­strie längst die nöti­ge Fle­xi­bi­li­tät, um Hoch­pha­sen zu stem­men. Sonst wären die Super­markt­re­ga­le ja längst leer“, betont der Gewerk­schaf­ter. Gesetz­li­che Stan­dards sei­en wich­tig. Sonst lei­de am Ende die Gesund­heit der Beschäf­tig­ten: „Wer eine 12-Stun­den-Schicht in der Back­wa­ren­in­du­strie hin­ter sich hat, bei dem steigt die Unfall­ge­fahr“, sagt Grundl. Das der­zeit gül­ti­ge Arbeits­zeit­ge­setz set­ze ein kla­res Limit: nicht mehr als zehn Stun­den am Tag und nicht mehr als 60 Stun­den pro Woche.

Auch der rich­ti­ge Arbeits­schutz sei mit Blick auf den lau­fen­den Hoch­be­trieb in der Ernäh­rungs­in­du­strie und im Lebens­mit­tel­hand­werk „extrem ernst“ zu neh­men. „Die Fir­men müs­sen dafür sor­gen, dass genug Schutz­klei­dung da ist und die Abstands­re­geln – etwa an Pro­duk­ti­ons­stra­ßen – ein­ge­hal­ten wer­den. Der Schutz vor Infek­tio­nen hat höch­ste Prio­ri­tät“, so Grundl.

Die NGG rät Beschäf­tig­ten, die Miss­stän­de beob­ach­ten oder unter Über­la­stung lei­den, sich an die Gewerk­schaft oder den Betriebs­rat zu wen­den. Umfas­sen­de Arbeit­neh­mer-Infos zur Coro­na­vi­rus-Pan­de­mie – von der not­wen­di­gen Vor­sor­ge am Arbeits­platz durch die Arbeit­ge­ber über die Kin­der­be­treu­ung und wich­ti­ge Azu­bi-Fra­gen bis hin zu Fie­ber­kon­trol­len am Werks­tor – hat die NGG online gestellt: www​.ngg​.net/​c​o​r​ona

Mit einer digi­ta­len Demon­stra­ti­on unter dem Mot­to #Gesich­ter­Der­Kri­se gibt die NGG betrof­fe­nen Beschäf­tig­ten zudem die Mög­lich­keit, auf ihre Situa­ti­on auf­merk­sam zu machen. Wei­te­re Infos: www​.face​book​.com/​G​e​w​e​r​k​s​c​h​a​f​t​NGG