Wei­ßer Ring Forch­heim befürch­tet Anstieg der häus­li­chen Gewalt auf­grund von Corona

Symbolbild Polizei

In der Coro­na-Kri­se wird es zu deut­lich mehr Fäl­len von häus­li­cher Gewalt kom­men als sonst. Davon geht der WEI­SSE RING aus, Deutsch­lands größ­te Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für Opfer von Kri­mi­na­li­tät. „Wir müs­sen lei­der mit dem Schlimm­sten rech­nen“, sagt Moni­ka Vieth, Lei­te­rin der Außen­stel­le Forchheim.

„Die Coro­na-Kri­se zwingt die Men­schen, in der Fami­lie zu blei­ben, hin­zu kom­men Stress­fak­to­ren wie finan­zi­el­le Sor­gen und Zukunfts­un­si­cher­heit. Die­se Span­nung kann sich in Gewalt ent­la­den“, warnt Vieth. „Unse­re Opfer­hel­fer ken­nen das von Fest­ta­gen wie Weih­nach­ten: Wenn die Men­schen tage­lang zu Hau­se sind, gehen die Fall­zah­len in die Höhe. Die Kon­takt­sper­re wegen Coro­na dau­ert aber sehr viel län­ger als Weih­nach­ten, die Stress­fak­to­ren sind auch größer.“

Wie groß die Gefahr ist, bele­gen aktu­el­le Berich­te aus Chi­na, wo Fami­li­en zum Teil bereits seit zwei Mona­ten in häus­li­cher Qua­ran­tä­ne leben. In die­ser Zeit hät­ten sich die Hil­fe­ge­su­che von Gewalt­op­fern ver­drei­facht, erklär­te eine Spre­che­rin der Frau­en­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on Wei­ping vor kur­zem gegen­über der bri­ti­schen BBC. Der WEI­SSE RING befürch­tet nun auch für Deutsch­land, dass mit den Maß­nah­men zum „Social Distan­cing“ Tau­sen­de Gewalt­op­fer den Tätern aus­ge­lie­fert sind.

Die Gewalt geschieht jetzt – sicht­bar wird sie aber erst, wenn die Kon­takt­sper­ren auf­ge­ho­ben sind. Das zei­gen die Erfah­run­gen der Opfer­hel­fer nach den Weih­nachts­ta­gen: Betrof­fe­ne mel­den sich nicht, solan­ge sie mit den Tätern auf engem Raum zusammensitzen.

Häus­li­che Gewalt ist auch in „nor­ma­len“ Zei­ten in Deutsch­land all­täg­lich: Mehr als 140.000 Fäl­le wur­den 2018 bei der Poli­zei ange­zeigt – sta­ti­stisch wird dem­nach knapp alle vier Minu­ten ein Mensch Opfer von Gewalt in den pri­va­ten vier Wän­den. Die Dun­kel­zif­fer ist aller­dings erheb­lich, der WEI­SSE RING geht ins­ge­samt von mehr als einer Mil­li­on Fäl­le pro Jahr aus. In die­sem Jahr könn­ten es wegen der Coro­na-Maß­nah­men deut­lich mehr Opfer werden.

Der WEI­SSE RING ruft des­halb Fami­li­en­mit­glie­der, Nach­barn und Bekann­te zu beson­de­rer Acht­sam­keit auf. Die Opfer­hel­fe­rin­nen und Opfer­hel­fer des WEI­SSEN RINGS sind auch wäh­rend der Coro­na-Kri­se erreichbar:

Die Hot­line des WEI­SSEN RINGS ist an sie­ben­Ta­gen in der Woche jeweils von 7 bis 22 Uhr besetzt: 116 006

  • Die Bera­tungs­stel­le des WEI­SSEN Ring e.V. ist in Forch­heim unter: 09545 – 509099 (AB)oder per e- mail: mkavieth@t‑online.de zu erreichen
  • Not­ruf bei sexua­li­sier­ter Gewalt: 0951 – 98687–30
    Erreich­bar: Diens­tag 9 – 11 Uhr und Don­ners­tag 9–11 + 16–8,
    e‑mail: notruf@​skf-​bamberg.​de
  • Frau­en­haus Bam­berg: Tel.: 0951 – 582 80
  • Poli­zei­in­spek­tio­nen:
    • Forch­heim: 09191 – 7090 – 0
    • Eber­mann­stadt: 09194 – 7388 – 0
  • online unter www​.wei​sser​-ring​.de

„In den rund 400 Außen­stel­len des WEI­SSEN RINGS sind die Opfer­hel­fer wei­ter­hin erreich­bar“, sagt Moni­ka Vieth. „Sie ken­nen mög­li­che Anlauf­stel­len vor Ort wie Frau­en­häu­ser oder Schutz­räu­me, sie kön­nen finan­zi­el­le Hil­fen geben, um Flucht zu ermög­li­chen. Und ganz wich­tig: Rufen Sie in einer aku­ten Gefah­ren­si­tua­ti­on die Poli­zei unter 110!“ Denn selbst­ver­ständ­lich gel­ten auch jetzt die Rege­lun­gen des Gewalt­schutz­ge­set­zes: Wer schlägt der geht! So besteht die Mög­lich­keit, durch die Poli­zei die Täter aus der Woh­nung zu wei­sen und ein gericht­li­ches Nähe­rungs­ver­bot zu erwirken.

Für Fra­gen rund um das The­ma Coro­na hat der WEI­SSE RING eine Info-Sei­te ein­ge­rich­tet: www​.wei​sser​-ring​.de/​c​o​r​ona

Der WEI­SSE RING wur­de 1976 in Mainz gegrün­det als „Gemein­nüt­zi­ger Ver­ein zur Unter­stüt­zung von Kri­mi­na­li­täts­op­fern und zur Ver­hü­tung von Straf­ta­ten e. V.“. Er ist Deutsch­lands größ­te Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für Opfer von Kri­mi­na­li­tät. Der Ver­ein unter­hält ein Netz von rund 2.900 ehren­amt­li­chen, pro­fes­sio­nell aus­ge­bil­de­ten Opfer­hel­fe­rin­nen und ‑hel­fern in bun­des­weit rund 400 Außen­stel­len, beim Opfer-Tele­fon und in der Online­be­ra­tung. Der WEI­SSE RING hat mehr als 100.000 För­de­rer und ist in 18 Lan­des­ver­bän­de geglie­dert. Er ist ein sach­kun­di­ger und aner­kann­ter Ansprech­part­ner für Poli­tik, Justiz, Ver­wal­tung, Wis­sen­schaft und Medi­en in allen Fra­gen der Opfer­hil­fe. Der Ver­ein finan­ziert sei­ne Tätig­keit aus­schließ­lich aus Mit­glieds­bei­trä­gen, Spen­den und testa­men­ta­ri­schen Zuwen­dun­gen sowie von Gerich­ten und Staats­an­walt­schaf­ten ver­häng­ten Geld­bu­ßen. Der WEI­SSE RING erhält kei­ner­lei staat­li­che Mittel.