BR-Bay­ern­Trend zur Kom­mu­nal­wahl: „Hohe Zufrie­den­heit mit der Kom­mu­nal­po­li­tik im Freistaat

Unmit­tel­bar vor der Kom­mu­nal­wahl zei­gen sich die Men­schen in Bay­ern hoch­zu­frie­den mit den Lebens­be­din­gun­gen in ihrer Stadt oder Gemein­de. Dies ergibt der BR-Bay­ern­Trend zur Kom­mu­nal­wahl, eine reprä­sen­ta­ti­ve Umfra­ge des Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts Infra­test dimap im Auf­trag des Baye­ri­schen Rundfunks.

92 Pro­zent der Befrag­ten geben an, mit den Lebens­be­din­gun­gen in ihrer Stadt oder Gemein­de sehr zufrie­den (36 Pro­zent) oder zufrie­den (56 Pro­zent) zu sein, ledig­lich 8 Pro­zent sagen, sie sei­en damit weni­ger (6 Pro­zent) oder gar nicht (2) zufrie­den. Mit Aus­nah­me der AfD-Anhän­ger – bei ihnen sind nur 72 Pro­zent zufrie­den und immer­hin 28 unzu­frie­den – sind die Anhän­ger aller im Land­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en mit Wer­ten weit über 90 Pro­zent sehr posi­tiv gestimmt. Ver­gleicht man die Ergeb­nis­se mit denen der Befra­gung vor der Kom­mu­nal­wahl 2014 ist die Stim­mung der Men­schen unver­än­dert gut.

Par­tei­en­zu­frie­den­heit: SPD legt zu, FDP und AfD verlieren

Bei der Zufrie­den­heit mit den im Land­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en wirkt sich dage­gen die bun­des­po­li­ti­sche Lage sicht­bar aus. Nach­dem die SPD ihre Füh­rungs­fra­ge im Bund geklärt und bei der Ham­burg-Wahl erfolg­reich abge­schnit­ten hat, ver­bes­sert sich ihr Wert im Ver­gleich zum Janu­ar 2020 auch in Bay­ern deut­lich. 32 Pro­zent (+11) der Befrag­ten zei­gen sich zufrie­den mit der Arbeit der SPD. Die bei­den baye­ri­schen Regie­rungs­par­tei­en blei­ben auf hohem Niveau: 56 Pro­zent (+3) beur­tei­len die Arbeit der CSU posi­tiv, 46 Pro­zent (+3) die der Frei­en Wäh­ler. Bei den Oppo­si­ti­ons­par­tei­en schnei­den die Grü­nen mit 47 Pro­zent (-1) nach wie vor am besten ab. Die FDP lei­det offen­sicht­lich unter den Vor­gän­gen in Thü­rin­gen. Sie hat bei der Zufrie­den­heit mit 19 Pro­zent (-5) am mei­sten ver­lo­ren. Die AfD bleibt Schluss­licht im Lei­stungs­ur­teil der Befrag­ten. Nur 8 Pro­zent (-3) stel­len der AfD ein gutes Zeug­nis aus.

Poli­tik vor Ort ent­schei­dend für die Wahlentscheidend

Das Erschei­nungs­bild einer Par­tei auf Lan­des- und Bun­des­ebe­ne ist für die Ent­schei­dung der Men­schen bei der Kom­mu­nal­wahl aller­dings nur nach­ran­gig. 76 Pro­zent der Befrag­ten geben an, dass die Kom­mu­nal­po­li­tik vor Ort die wich­tig­ste Rol­le spielt. Für Anhän­ger der AfD trifft dies mit 65 Pro­zent weni­ger zu als für die Anhän­ger der ande­ren Par­tei­en (CSU: 79 Pro­zent; Grü­ne: 78 Pro­zent; Freie Wäh­ler: 81 Pro­zent; SPD: 85 Pro­zent). Die Lan­des­po­li­tik gibt für 11 Pro­zent der Befrag­ten den ent­schei­den­den Aus­schlag, die Bun­des­po­li­tik nur für 9 Pro­zent. Für Anhän­ger der AfD spielt die Bun­des­po­li­tik eine wich­ti­ge­re Rol­le: 21 Pro­zent geben an, die­se sei für sie wahl­ent­schei­dend. Dies ist im Ver­gleich mit den ande­ren Par­tei­en ein hoher Wert. (CSU: 6 Pro­zent; Grü­ne 11 Pro­zent; Freie Wäh­ler: 4 Pro­zent; SPD: 6 Prozent).

Kom­mu­nal­wahl­ent­schei­dung: Kan­di­da­ten am bedeutsamsten

Bei den Direkt­wah­len der Bür­ger­mei­ster, Ober­bür­ger­mei­ster und Land­rä­te ist der Kan­di­dat von zen­tra­ler Bedeu­tung für die Wahl­ent­schei­dung der Bür­ger. Aber auch bei der Wahl der kom­mu­na­len Par­la­men­te, bei der in Bay­ern mit den Mög­lich­kei­ten des Kumu­lie­rens und Pana­schie­rens eine stär­ke­re Kan­di­da­ten­ori­en­tie­rung ein­her­geht, sind die zur Wahl ste­hen­den Poli­ti­ker von gro­ßer Rele­vanz. Ähn­lich wie im Janu­ar 2020 gibt in Bay­ern die deut­li­che Mehr­heit der Bür­ger (86 Pro­zent) an, sich bei ihrer Ent­schei­dung bei den Kom­mu­nal­wah­len ins­be­son­de­re von Kan­di­da­ten lei­ten zu las­sen. Für mehr als drei Vier­tel der Bay­ern (77 Pro­zent) sind außer­dem die inhalt­li­chen Aus­sa­gen der zur Wahl ste­hen­den Par­tei­en und Listen sehr wich­tig oder wich­tig. Die lang­fri­sti­ge Par­tei­b­in­dung (40 Pro­zent) beein­flusst vier von zehn Bür­gern. Der Wahl­kampf der Par­tei­en oder Listen spie­len bay­ern­weit für 34 Pro­zent eine Rolle.

Zwi­schen Stadt und Land gibt es hier Unter­schie­de. Gefragt wie wich­tig der Kan­di­dat sei, ant­wor­ten auf Land­kreis­ebe­ne 43 Pro­zent mit „sehr wich­tig“, in den kreis­frei­en Städ­ten ist die Per­son nur für 33 Pro­zent „sehr wich­tig“. Hier spie­len die poli­ti­schen Aus­sa­gen der Par­tei­en und Listen mit 36 Pro­zent eine sehr wich­ti­ge Rol­le, die­ses Urteil geben auf Land­kreis­ebe­ne nur 26 Pro­zent der Befrag­ten ab.

Wich­tig­ste Kom­mu­nal­pro­ble­me: Mobi­li­tät und Wohnen

Aus Sicht der Bür­ger sind Ver­kehrs­in­fra­struk­tur und Fra­gen der Mobi­li­tät die aktu­ell größ­ten kom­mu­nal­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen. 39 Pro­zent der Bay­ern (-5 im Ver­gleich zu Janu­ar 2020) sehen hier­in ein Pro­blem, um das sich Städ­te und Gemein­den vor­ran­gig küm­mern soll­ten. Eine bedeut­sa­me Rol­le spielt eben­so die Situa­ti­on am Woh­nungs­markt. Sie ist im Frei­staat für fast ein Drit­tel (32 Pro­zent, +5) die zen­tra­le kom­mu­nal­po­li­ti­sche Auf­ga­be die­ser Tage. Erwar­tungs­ge­mäß gibt es hier einen gro­ßen Unter­schied zwi­schen Stadt (46 Pro­zent) und Land (27 Pro­zent). Auf Platz drei fol­gen Fra­gen des kom­mu­na­len Umwelt­schut­zes und des Kli­ma­wan­dels (13 Pro­zent, ‑1) gleich­auf mit der wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on in den Kom­mu­nen (13 Pro­zent; +3). Die früh­kind­li­che Betreu­ung ist für 10 Pro­zent (+2) vor­ran­gig. Fast gleich­auf liegt das The­ma Sozia­les mit Freizeit‑, Jugend- und Senio­ren­an­ge­bo­ten mit 9 Pro­zent (+2). Die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung und Pfle­ge nen­nen 8 Pro­zent (+1) der Befrag­ten bei den wich­tig­sten The­men. Vor dem Hin­ter­grund von Kran­ken­haus­schlie­ßun­gen und Land­arzt­man­gel ist es ver­ständ­lich, dass die­ses The­ma für Men­schen auf dem Land (10 Pro­zent) wich­ti­ger ist als für Städ­ter (5 Pro­zent). Bil­dungs­fra­gen bren­nen 8 Pro­zent (-2) beson­ders auf den Nägeln, noch vor dem The­ma der Inte­gra­ti­on von Aus­län­dern mit 7 Pro­zent (-3). 5 Pro­zent hal­ten die Haus­halts­la­ge der Kom­mu­ne für ein beson­ders wich­ti­ges Thema.

CSU wei­ter vor­ne bei kom­mu­nal­po­li­ti­scher Kompetenz 

Wel­cher Par­tei trau­en die Men­schen am ehe­sten zu, ihre Pro­ble­me vor Ort zu lösen? Bei die­ser Fra­ge liegt die CSU wie auch vor der Kom­mu­nal­wahl 2014 mit 34 Pro­zent weit vor den ande­ren Par­tei­en. Aller­dings ver­liert sie 5 Punk­te. Auch SPD (14 Pro­zent; ‑4) und Freie Wäh­ler (11 Pro­zent; ‑4) ver­zeich­nen hier Ver­lu­ste. Die Grü­nen dage­gen legen mit 11 Pro­zent (+5) bei der Par­tei­kom­pe­tenz vor Ort deut­lich zu. AfD, FDP und Die Lin­ke kom­men bei die­ser Fra­ge nur auf 2 Prozent.

Für die Umfra­ge wur­den von Infra­test dimap im Zeit­raum von 6. bis 11. März 2020 ins­ge­samt 1.007 Wahl­be­rech­tig­te in Bay­ern tele­fo­nisch inter­viewt. Stich­pro­be: Reprä­sen­ta­ti­ve Zufalls­aus­wahl. Feh­ler­to­le­ranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte.

Alle Ergeb­nis­se aus­führ­lich am Sonn­tag, 15. März 2020, 17.45 Uhr in der Sen­dung „Kom­mu­nal­wahl 2020 – Die Ent­schei­dung“ im BR Fern­se­hen sowie in der Wahl­son­der­sen­dung ab 18.00 Uhr auf B5 aktuell.

Quel­le: „BR-Bay­ern­Trend zur Kom­mu­nal­wahl 2020“