Staats­an­walt­schaft und ober­frän­ki­sche Kri­mi­nal­po­li­zei set­zen rumä­ni­sche Ein­bre­cher­ban­de fest

Symbolbild Polizei

Ober­staats­an­walt aus Hof und Ermitt­ler der Kri­mi­nal­po­li­zei mit Zen­tral­auf­ga­ben Ober­fran­ken über­füh­ren rumä­ni­sche Einbrecherbande

BAYREUTH/OBERFRANKEN/RUMÄNIEN. Die mona­te­lan­gen und arbeits­in­ten­si­ven Ermitt­lun­gen der Staats­an­walt­schaft Hof und der ober­frän­ki­schen Kri­mi­nal­po­li­zei mit Zen­tral­auf­ga­ben (KPI/Z) über­führ­ten eine mehr­köp­fi­ge rumä­ni­sche Ein­bre­cher­ban­de, die über einen län­ge­ren Zeit­raum für zahl­rei­che Fir­men­ein­brü­che, bevor­zugt in Nord- und Nord­ost­bay­ern, drin­gend tat­ver­däch­tig ist. In enger Zusam­men­ar­beit mit der rumä­ni­schen Poli­zei erfolg­ten umfang­rei­che Durch­su­chungs­maß­nah­men und die Fest­nah­me von meh­re­ren Tatverdächtigen.

Häu­fung von Ein­brü­chen in Nordbayern

Im Zeit­raum ab April 2017 bis Okto­ber 2018 kam es im baye­ri­schen Raum zu einer Häu­fung von Ein­bruchs­dieb­stäh­len in Gewer­be­fir­men. Die Schwer­punk­te der in der Nacht­zeit began­ge­nen, über 200 Ein­brü­che lagen in den Berei­chen Hof, Bay­reuth, Würz­burg, Regens­burg und Wei­den und wur­den zunächst von den Ermitt­lern der ört­lich zustän­di­gen Kri­mi­nal­po­li­zei­in­spek­tio­nen über­nom­men. Nach ersten Erkennt­nis­sen hiel­ten sich die bis dahin unbe­kann­ten Täter meist eini­ge Tage in Deutsch­land auf und bra­chen inner­halb einer Nacht oft in meh­re­re Fir­men­ge­bäu­de ein, die meist ört­lich eng bei­ein­an­der lagen. Auf­fäl­lig war hier­bei die beson­de­re Tat­aus­füh­rung zum Ein­drin­gen in die Objek­te in der Form des „Glass­te­chens“ oder auch des „Kitt­falz­ste­chens“.

Erste Erkennt­nis­se auf Bandenstrukturen

Durch die Ermitt­lun­gen und Spu­ren­aus­wer­tun­gen ört­li­cher Fäl­le durch die Kri­mi­nal­po­li­zei­in­spek­ti­on Hof geriet zunächst ein 36-jäh­ri­ger Rumä­ne aus dem Ort Cala­ra­si in Süd­ost-Rumä­ni­en in den Fokus der poli­zei­li­chen und staats­an­walt­schaft­li­chen Ermitt­lun­gen. Er wur­de bei der Tat­aus­füh­rung aber durch wei­te­re, zunächst unbe­kann­te Mit­tä­ter unter­stützt. Einer sei­ner Kom­pli­zen wie­der­um hin­ter­ließ bei min­de­stens 26 Tat­or­ten sei­ne indi­vi­du­el­len Spu­ren. Die glei­chen Spu­ren tauch­ten bereits 2016 bei Ein­brü­chen in Fürth auf. Schnell zeig­te sich, dass das Täter­ge­flecht offen­sicht­lich kom­plex auf­ge­baut ist und sich Quer­ver­bin­dun­gen zu ande­ren Tatört­lich­kei­ten und Ein­bruch­se­ri­en her­stel­len ließen.

Ver­bin­dun­gen zu einer Ein­bruch­se­rie im Raum Gütersloh

Im Raum Güters­loh wur­de durch die ört­li­che Kri­mi­nal­po­li­zei 2019 eben­falls eine rumä­ni­sche Ein­bre­cher­ban­de aus Cala­ra­si ermit­telt. Die Mit­glie­der die­ser Ban­de wur­den zwi­schen­zeit­lich bereits zu hohen Haft­stra­fen ver­ur­teilt. Wie die Ermitt­lun­gen der ober­frän­ki­schen Kri­mi­nal­be­am­ten erga­ben, sind zwei dort bereits ver­ur­teil­te 29 und 30 Jah­re alte Män­ner auch bei zehn Ein­brü­chen im Raum Hof in Erschei­nung getreten.

Staats­an­walt­schaft Hof und Ober­frän­ki­sche Ermitt­ler über­neh­men die Ermittlungen

Die über­ört­li­che Bege­hungs­wei­se und die kom­ple­xe Täter­zu­sam­men­set­zung mach­ten schnell klar, dass nur die Bün­de­lung der Ermitt­lun­gen in einer ganz­heit­li­chen Sach­be­ar­bei­tung ziel­füh­rend ist. Des­halb über­nahm im Früh­jahr 2019 die Staats­an­walt­schaft Hof in enger Zusam­men­ar­beit mit der KPI/Z Ober­fran­ken die zen­tra­len Ermitt­lun­gen. Die in das Raster der Ban­de fal­len­den über­ört­li­chen Fäl­le wur­den hier­bei bei­gezo­gen und als wei­te­re Ermitt­lungs­kom­ple­xe mit übernommen.

Umfang­rei­che Ermitt­lun­gen und Spurenauswertungen

Durch sehr umfang­rei­che Ermitt­lun­gen, Spu­ren­aus­wer­tun­gen und geziel­te ope­ra­ti­ve Maß­nah­men über meh­re­rer Mona­te hin­weg, gelang es, die Struk­tur der Ban­de Schritt für Schritt beweis­kräf­tig auf­zu­klä­ren und Tat­or­te gezielt zuzu­ord­nen. So konn­ten Beam­te der KPI/Z Ober­fran­ken Mit­te Sep­tem­ber 2019 ein Ban­den­mit­glied, auf­grund eines zuvor durch die Staats­an­walt­schaft Hof erwirk­ten Haft­be­feh­les, in Goch am Nie­der­rhein fest­neh­men. Bei der Durch­su­chung sei­ner Woh­nung, mit Unter­stüt­zung durch die ört­li­che Poli­zei, stell­ten die Kri­mi­nal­be­am­ten wich­ti­ge Beweis­mit­tel sicher.

Ermitt­lun­gen machen an Gren­zen nicht halt

Der sach­lei­ten­de Ober­staats­an­walt aus Hof und die ober­frän­ki­schen Kri­mi­nal­be­am­ten rei­sten Ende Okto­ber 2019 gemein­sam für wei­te­re Ermitt­lun­gen nach Cala­ra­si in Rumä­ni­en. Im Rah­men der Rechts­hil­fe erhiel­ten sie dabei Unter­stüt­zung von der ört­li­chen, rumä­ni­schen Poli­zei und durch­such­ten ins­ge­samt acht Objek­te in und um Cala­ra­si. Bei der Durch­su­chungs­ak­ti­on ent­deck­ten die Poli­zi­sten sehr vie­le Beweis­mit­tel und auch ein­deu­tig ent­wen­de­tes Die­bes­gut, das Tat­or­ten in Deutsch­land kon­kret zuge­ord­net wer­den konnte.

Inzwi­schen gelang es den ober­frän­ki­schen Kri­mi­nal­be­am­ten durch ent­spre­chen­de Spu­ren­ab­glei­che auch, den an bis­lang 26 Tat­or­ten fest­ge­stell­ten unbe­kann­ten Ver­ur­sa­cher der Spu­ren und somit drin­gend tat­ver­däch­ti­gen 46-jäh­ri­gen Rumä­nen, zwei­fels­frei zu ermit­teln und die rest­li­chen Ban­den­mit­glie­der im Täter­ge­fü­ge zuzuordnen.

Meh­re­re Haft­be­feh­le erlas­sen und vollzogen

Die Staats­an­walt­schaft Hof erwirk­te bis­lang ins­ge­samt acht Haft­be­feh­le gegen die tat­ver­däch­ti­gen Ban­den­mit­glie­der, von denen sich der­zeit sechs bereits in Deutsch­land in einer Justiz­voll­zugs­an­stalt befinden.

Zwei der Tat­ver­däch­ti­gen sit­zen auf­grund des Güters­lo­her Ver­fah­rens bereits in Haft und war­ten auf ihren Fol­ge­pro­zess im Hofer Ver­fah­ren. Ein wei­te­rer Tat­ver­däch­ti­ger wur­de bereits Mit­te Sep­tem­ber 2019 in Goch fest­ge­nom­men und befin­det sich seit­dem in Unter­su­chungs­haft. Ein ande­res, 30-jäh­ri­ges Ban­den­mit­glied saß wegen Eigen­tums­de­lik­ten in Öster­reich bereits ein und wur­de zwi­schen­zeit­lich nach sei­ner Haft­ver­bü­ßung an Deutsch­land über­stellt. Ende Janu­ar und Mit­te Febru­ar 2020 wur­den zwei wei­te­re Kom­pli­zen von Rumä­ni­en an Deutsch­land aus­ge­lie­fert. Die bei­den 39 und 48 Jah­re alten Män­ner befin­den sich mitt­ler­wei­le in einer deut­schen Justiz­voll­zugs­an­stalt und war­ten auf ihr Gerichtsverfahren.

Die zwei übri­gen Mit­glie­der der Ban­de befin­den sich der­zeit noch in Rumä­ni­en und sind fest­ge­nom­men. Mit ihrer Aus­lie­fe­rung nach Deutsch­land ist in den näch­sten Mona­ten zu rechnen.

Hoher Beu­te- und Sachschaden

Nach den ersten Fest­stel­lun­gen der Kri­mi­nal­be­am­ten erbeu­te­te die Ban­de bei den Ein­brü­chen Gegen­stän­de im Gesamt­wert von rund 250.000 Euro und ver­ur­sach­te dabei einen Sach­scha­den von fast 400.000 Euro.

Alle Mit­glie­der der Ban­de wer­den sich für die zahl­rei­chen Ein­brü­che quer durch Nord- und Nord­ost­bay­ern und ver­ein­zelt auch in ande­ren Regio­nen dem­nächst vor dem Land­ge­richt Hof straf­recht­lich ver­ant­wor­ten müs­sen. Indes dau­ern die staats­an­walt­schaft­li­chen und kri­mi­nal­po­li­zei­li­chen Ermitt­lun­gen vor­aus­sicht­lich noch meh­re­re Mona­te an.