Aus­stel­lung im Kunst­mu­se­um: Bay­reuth: „über­zeich­net – Expres­si­on und Karikatur“

Als vier­te – sozu­sa­gen nach­ge­reich­te – Jubi­lä­ums­aus­stel­lung aus den Samm­lun­gen zeigt das Kunst­mu­se­um ab dem 8.3.2020 „über­zeich­net – Expres­si­on und Karikatur“.

Helmut Bibow, Ende eines Kunstgespräches -, oJ, Federzeichnung, 21 x 24 cm, Dr. Helmut und Constanze Meyer kunststiftung

Hel­mut Bibow, Ende eines Kunst­ge­sprä­ches -, oJ, Feder­zeich­nung, 21 x 24 cm, Dr. Hel­mut und Con­stan­ze Mey­er kunststiftung

Nach den ersten drei Quer­schnitts­aus­stel­lun­gen durch die Samm­lun­gen zum 20. Muse­ums­ge­burts­tag ergab sich die Mög­lich­keit, sich in einer vier­ten Aus­stel­lung der Fra­ge zu wid­men, ob und in wel­cher Form es Gemein­sam­kei­ten zwi­schen Wer­ken der expres­si­ven Kunst und sol­chen der Kari­ka­tur gibt.

Eini­ge Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der expres­si­ven Kunst im zwan­zig­sten Jahr­hun­dert ver­stan­den sich als Chro­ni­sten und Kri­ti­ker ihrer Zeit. Mit ihrem bit­te­ren Sar­kas­mus wir­ken ihre Bil­der der Kari­ka­tur verwandt.

In den Muse­ums­samm­lun­gen sind Zeich­nun­gen und Druck­gra­phi­ken von den Künst­lern der „Brücke“ Erich Heckel, Ernst-Lud­wig Kirch­ner, Otto Muel­ler, Max Pech­stein und Karl Schmidt-Rottluff ver­tre­ten. Hin­zu kom­men Wer­ke von Max Acker­mann, Alfred Birk­le, Otto Dix, Con­rad Felix­mül­ler, Geor­ge Grosz, Hans Grun­dig, Han­nah Höch, Karl Hub­buch, Käthe Koll­witz, Oskar Kokosch­ka, Elfrie­de Loh­se-Wächt­ler, Karl Rössing, Georg Tap­pert oder Chri­sti­an Schad. Wer­ke der sozi­al­kri­ti­schen expres­si­ven Mach­kriegs­kunst von Alfred Hrdlicka oder Klaus Schrö­ter, expres­si­ve Men­schen­dar­stel­lun­gen von Jür­gen Brod­wolf und Blät­ter der „neu­en Wil­den“ sind eben­so zu fin­den wie Zeich­nun­gen von Jean­ne Gedon oder Carl Fre­d­rik Reu­ters­wärd und Kon­vo­lu­te von den Bay­reu­ther Künst­lern Fried­rich Böh­me, Wer­ner Froe­mel, Her­mann Rong­stock, Wo Sara­zen und Ger­da Voith von Voithenberg.

Matthias Ose, Otto Muellers sprachliche Hürden am roten main, 2019, Bleistift, Aquarell, 18 x 23 cm, Kunstmuseum Bayreuth

Mat­thi­as Ose, Otto Muel­lers sprach­li­che Hür­den am roten main, 2019, Blei­stift, Aqua­rell, 18 x 23 cm, Kunst­mu­se­um Bayreuth

Die Kari­ka­tur spielt in den Samm­lun­gen einen klei­nen, aber hoch­span­nen­den Part: Zur Dr. Hel­mut und Con­stan­ze Mey­er Kunst­stif­tung gehört auch ein grö­ße­res Kon­vo­lut des Kari­ka­tu­ri­sten Hel­mut Bibow. In den letz­ten Jah­ren kam durch die Schen­kung von Prof. Dr. Wer­ner Grü­nin­ger ein klei­ner Werk­kom­plex von Rudolf Hes­se hin­zu. Ganz neu in der städ­ti­schen Samm­lung sind 10 Ori­gi­nal­zeich­nun­gen des Bay­reu­ther Car­too­ni­sten Mat­thi­as Ose.

Das Wort „Kari­ka­tur“ stammt vom ita­lie­ni­schen „cari­ca­tu­ra“ und meint dort „über­la­den“, eigent­lich einen über­la­de­nen Kar­ren oder Wagen, im über­tra­ge­nen Sin­ne aber dann auch das „Über­trei­ben“. Im Über­trei­ben wird das Objekt der Ver­mitt­lung aus sei­nem gewohn­ten Zusam­men­hang her­aus­ge­löst. Im über­tra­ge­nen Sin­ne rich­tet man ein Ver­grö­ße­rungs­glas dar­auf und macht es sichtbar.

Die expres­si­ve Kunst und die Kari­ka­tur ver­mit­teln eine pro­non­cier­te Wirk­lich­keits­dar­stel­lung. Es fin­den sich schein­bar nicht zu Ende aus­ge­führ­te Moti­ve, ver­nach­läs­sig­te Umräu­me oder ins Lee­re lau­fen­de Per­spek­tiveli­ni­en, die das Augen­merk betont unbe­tont auf das Wesent­li­che rich­ten. Schnell dahin­ge­zeich­net erschei­nen schwer ver­dau­li­che Inhal­te als leicht, wie hin­ge­plap­pert. Wir sehen die­se Gestal­tungs­mit­tel sowohl bei den Chro­ni­sten des Expres­sio­nis­mus als auch bei Bibow, Froe­mel, Hes­se, Ose oder Reuterswärd

Auch die Kunst ist nicht gefeit gegen eine Neu­in­ter­pre­ta­ti­on durch die Kari­ka­tur. Zu erle­ben ist dies bei Bibow, Ose oder Voithenberg.

Zur Aus­stel­lung erscheint als vier­ter Band der Rei­he zum 20. Muse­ums­ge­burts­tag eine umfang­rei­che Publi­ka­ti­on mit einem Text von Chri­stoph Hin­kel. Wie immer beglei­tet auch die­se Aus­stel­lung ein umfang­rei­ches Vermittlungsprogramm.