Pre­miè­re im ETA Hoff­mann Thea­ter Bam­berg: Ödön von Hor­váths „Jugend ohne Gott“

"Jugend ohne Gott". Foto: ETA Hoffmann Theater

„Jugend ohne Gott“. Foto: ETA Hoff­mann Theater

Im natio­nal­so­zia­li­sti­schen Deutsch­land vor Kriegs­be­ginn ist die öffent­li­che Mei­nung, und auch das, was man im Pri­va­ten sagen darf, durch Erlas­se, Pro­pa­gan­da und sozia­le Kon­trol­le beein­flusst und regle­men­tiert. Eige­ne Gedan­ken aus­zu­spre­chen, die in den gleich­ge­schal­te­ten Medi­en nicht ver­tre­ten wer­den, ist Vater­lands­ver­rat. Ein Leh­rer sieht sich der regime­treu­en, men­schen­feind­li­chen Hal­tung sei­ner Schü­ler aus­ge­setzt. Mit 14 Jah­ren haben sie bewusst kaum ein ande­res als das Deutsch­land Hit­lers ken­nen­ge­lernt; ver­roht, ohne inne­ren mora­li­schen Kom­pass und zu Hass bereit, sit­zen sie auf der Schul­bank. Der Leh­rer lässt eine huma­ni­sti­sche Bemer­kung fal­len und prompt wer­den die Fron­ten in der Klas­se abge­steckt: Der Leh­rer wird von den Jun­gen dif­fa­miert, er spürt ihre berech­nen­de Ableh­nung. Der Gesin­nungs­kon­flikt eska­liert, als im Oster­la­ger erst Wert­ge­gen­stän­de und dann der Schü­ler N ver­schwin­den. Sei­ne Lei­che wird in einer Wald­höh­le gefun­den. Der Leh­rer weiß mehr, als er vor­gibt, und macht sich schul­dig, ver­wo­ben in ein Netz aus Lügen spürt er, dass er selbst zu der Gesell­schaft gehört, die von Gott und damit auch von der Wahr­heit ver­las­sen wur­de. Erst als er sich dazu durch­ringt, sei­ne klein­gei­sti­gen Abhän­gig­kei­ten zu Gun­sten einer eige­nen Hal­tung auf­zu­ge­ben, wird klar, wer der Täter ist.

In Ödön von Hor­váths Roman „Jugend ohne Gott“ offen­bart sich der schma­le Grat zwi­schen schwei­gen­dem Beob­ach­ten und der eige­nen Ver­ant­wor­tung, der in einer Gesell­schaft, in der sich gegen­sei­ti­ge Ver­ach­tung, Aus­gren­zung und Miss­trau­en aus­ge­brei­tet haben, zum Grat zwi­schen Gut und Böse wird. Hor­váths Roman wur­de kurz nach sei­nem Erschei­nen 1937 von den Nazis ver­bo­ten. Heu­te ist er in sei­ner ana­ly­ti­schen, lite­ra­ri­schen Kraft eine andau­ern­de Ermu­ti­gung, der eige­nen und gesell­schaft­li­chen Ver­ro­hung eine Absa­ge zu erteilen.

Ödön von Horváth
JUGEND OHNE GOTT

  • Pre­miè­re | Fr. 06.03.20 | 20:00 Uhr | Studio
  • Regie: Elsa-Sophie Jach
  • Büh­ne und Kostü­me: Johan­na Stenzel
  • Dra­ma­tur­gie: Vic­to­ria Weich
  • Beset­zung: Dani­el Diet­rich, Car­lot­ta Frey­er, Denis Gra­fe, Ste­fan Herr­mann, Ewa Rataj, Anne Weise

Wei­te­re Vor­stel­lun­gen: 06., 07., 11., 12., 13., 17., 20., 22. März. Wei­te­re Ter­mi­ne folgen.

Tickets gibt es an der Thea­ter­kas­se (Di.-Sa. 11–14 Uhr; Mi. 16–18 Uhr / Tel. 0951 87 3030; kasse@​theater.​bamberg.​de) oder online auf thea​ter​.bam​berg​.de.