Bay­reuth: Medi­zin­cam­pus Ober­fran­ken soll Ärz­te­nach­wuchs anlocken

Die Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Gud­run Bren­del-Fischer, Orts­vor­sit­zen­de Ste­pha­nie Anna Koll­mer, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Ste­fan Specht, Gesund­heits­mi­ni­ste­rin Mela­nie Huml, 2. Bür­ger­mei­ster und OB-Kan­di­dat Tho­mas Ebers­ber­ger und die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Dr. Sil­ke Lau­nert (von links). /​Foto: Privat

Bay­reuth. Jeder drit­te Haus­arzt in Bay­ern ist über 60 Jah­re alt. Das heißt: in jeder drit­ten Haus­arzt­pra­xis im Frei­staat wird in fünf bis zehn Jah­ren hän­de­rin­gend ein Nach­fol­ger gesucht. Hier setzt der Medi­zin­cam­pus Ober­fran­ken an. „Der Cam­pus wird unse­rer Regi­on gut tun, wenn es um den Ärz­te­nach­wuchs geht“, sag­te die baye­ri­sche Gesund­heits­mi­ni­ste­rin Mela­nie Huml bei einer gemein­sa­men Ver­an­stal­tung des CSU-Kreis­ver­ban­des Bay­reuth-Stadt und des gesund­heits­po­li­ti­schen Arbeits­krei­ses der ört­li­chen CSU.

„Mit dem Medi­zin­cam­pus haben wir einen ech­ten Coup gelan­det, sag­te Huml. Damit sei­en die Medi­zin­stu­den­ten erst ein­mal in der Regi­on und sie sei sich sicher, dass auch eini­ge hier­blei­ben wer­den. Das Kon­zept sieht vor, dass pro Jahr 100 jun­ge Leu­te ihr Medi­zin­stu­di­um an der Fried­rich-Alex­an­der­Uni­ver­si­tät Erlan­gen begin­nen und sie nach dem 4. Seme­ster in Bay­reuth wei­ter stu­die­ren. Mög­lich mache die die Koope­ra­ti­on mit der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und dem Kli­ni­kum Bay­reuth als Kran­ken­haus der Maxi­mal­ver­sor­gung. Die ersten Stu­den­ten hät­ten ihr Stu­di­um bereits in Erlan­gen auf­ge­nom­men, in zwei Jah­ren wer­den sie in Bay­reuth sein. Hin­ter­grund ist, dass es mit Schaf­fung der neu­en Fakul­tät für Medi­zin in Augs­burg ledig­lich in den Regie­rungs­be­zir­ken Nie­der­bay­ern und in Ober­fran­ken kei­ne Medi­zi­ner­aus­bil­dung gibt. Mit dem Medi­zin­cam­pus, der auch neue Pro­fes­su­ren nach Bay­reuth brin­gen wird, sei die ober­frän­ki­sche Lücke zum größ­ten Teil geschlossen.

Als wei­te­ren wich­ti­gen Schritt zur Ver­bes­se­rung der ärzt­li­chen Ver­sor­gung gera­de auf dem fla­chen Land bezeich­ne­te die Mini­ste­rin die Land­arzt­quo­te. Dabei wer­den sechs Pro­zent aller Medi­zin­stu­di­en­plät­ze für die­je­ni­gen reser­viert, die sich ver­pflich­ten, zehn Jah­re in Gebie­ten zu prak­ti­zie­ren, in denen medi­zi­ni­sche Unter­ver­sor­gung herrscht oder droht. Die Abitur­no­te spielt dabei kei­ne Rol­le, wohl aber ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment, bei­spiels­wei­se als Ret­tungs­sa­ni­tä­ter oder ver­gleich­ba­re Tätig­kei­ten. „Mir ist sehr dar­an gele­gen, dass wir über­all in Bay­ern eine sehr gute Ver­sor­gung haben“, so Huml.

Der zwei­te gro­ße Bereich, der in den Zustän­dig­keits­be­reich von Staats­mi­ni­ste­rin Huml fällt, ist die Pfle­ge. „In der Pfle­ge tut sich eini­ges, das ist aber auch drin­gend not­wen­dig“, sag­te sie und ver­wies auf den demo­gra­phi­schen Wan­del. Der gesam­te Pfle­ge­be­reich benö­ti­ge vor allem mehr Wert­schät­zung. Um das zu errei­chen, will das Gesund­heits­mi­ni­ste­ri­um noch in die­sem Jahr eine groß­an­ge­leg­te Kam­pa­gne starten.

Auch die neue gene­ra­li­sier­te Aus­bil­dung, die Zusam­men­le­gung von klas­si­scher Pflege‑, Kin­der­kran­ken­pfle­ge- und Alten­pfle­ge­aus­bil­dung, soll zur Attrak­ti­vie­rung des Berufs­bil­des bei­tra­gen. Huml nann­te es pro­ble­ma­tisch, wenn sich jun­ge Leu­te schon mit 16 oder 17 Jah­ren fest­le­gen sol­len, in wel­chem Bereich der Pfle­ge sie tätig sein wol­len. Künf­tig soll es im Rah­men der Aus­bil­dung des­halb auch in allen drei Berufs­fel­dern Pra­xis­ein­sät­ze geben. Von den 22 Pfle­ge­schu­len in Bay­ern begin­nen im April bereits 19 mit der gene­ra­li­sier­ten Pflegeausbildung.

Mit der Fle­xi­bi­li­sie­rung der Pfle­ge hat sich die Mini­ste­rin auch eine wich­ti­ge Wei­chen­stel­lung zur Ent­la­stung von pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen auf die Fah­nen geschrie­ben. So soll unter ande­rem die strik­te Tren­nung zwi­schen ambu­lant und sta­tio­när auf­ge­ho­ben wer­den. Vor­stell­bar wäre bei­spiels­wei­se ein offe­ner Mit­tags­tisch, bei dem auch Ange­hö­ri­ge zum Essen kom­men kön­nen, oder gele­gent­li­che Über­nach­tun­gen in der Tages­pfle­ge. Zwei Drit­tel aller Pfle­ge­be­dürf­ti­gen wür­den zuhau­se ver­sorgt. Des­halb müss­ten die Ange­hö­ri­gen auch so weit wie mög­lich ent­la­stet wer­den. „Das hat auch mit Men­schen­wür­de zu tun“, so Huml.

Nach­hol­be­darf in Sachen Wert­schät­zung der Pfle­ge­be­ru­fe hat­te zuvor auch Mar­kus Ruck­de­schel, Spre­cher des gesund­heits­po­li­ti­schen Arbeits­krei­ses und Geschäfts­füh­rer des BRK-Kreis­ver­ban­des, ange­mahnt. Er sprach vom Pfle­ge­not­stand, benö­tigt wür­den mitt­ler­wei­le nicht nur Fach­kräf­te son­dern auch Hilfskräfte.

Zuvor hat­te Bay­reuths 2. Bür­ger­mei­ster und OB-Kan­di­dat Tho­mas Ebers­ber­ger sein Wahl­pro­gramm vor­ge­stellt. Bay­reuth ste­he gut da, sag­te er. „Wir nut­zen aber bei wei­tem nicht die Mög­lich­kei­ten, die wir eigent­lich hät­ten“, so Ebers­ber­ger. Orga­ni­siert wur­de die Ver­an­stal­tung vom CSU-Orts­ver­band Bay­reuth-West und vom Gesund­heits- u. Pfle­ge­po­li­ti­schen Arbeits­kreis der CSU (GPA).