Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg sieht gro­ßes Poten­ti­al im Aus­bau von Wind­kraft, Pho­to­vol­ta­ik und Wärmenetzen

Mehr als 270 Akteu­re der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg dis­ku­tie­ren Ansät­ze und Pro­jek­te einer rege­ne­ra­ti­ven und dezen­tra­len Ener­gie­wen­de auf Fach­kon­fe­renz in Bayreuth

Rund 270 Umwelt- und Kli­ma­schutz­ex­per­ten aus Wirt­schaft und Wis­sen­schaft, Ober­bür­ger­mei­ster und Bür­ger­mei­ster sowie wei­te­re kom­mu­na­le Ver­tre­ter sind am 13. Febru­ar in Bay­reuth zur 3. Kli­ma­schutz­kon­fe­renz der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg zusam­men­ge­kom­men. Mit Blick auf die Kli­ma­schutz­zie­le 2050 der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg wur­den Poten­tia­le der Ener­gie­wen­de dis­ku­tiert. „Als Modell­re­gi­on in Deutsch­land wol­len wir zei­gen, dass die Ener­gie­wen­de rege­ne­ra­tiv und dezen­tral umsetz­bar ist“, sagt Dr. Peter Plusch­ke, Geschäfts­füh­rer des Forums Kli­ma­schutz und nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg. „Wie dies gelin­gen kann, zeigt ein Maß­nah­men­plan, den wir auf der Kon­fe­renz vor­stel­len und für des­sen Umset­zung wir uns Unter­stüt­zung auf Lan­des- und Bun­des­ebe­ne wünschen.“

Die­ser Maß­nah­men­ka­ta­log, der Ener­gie­nut­zungs­plan, zeigt beson­de­res Poten­ti­al bei der Ener­gie­ge­win­nung durch Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik und beim Aus­bau von Wär­me­net­zen. Auch der Kop­pe­lung von Ener­gie und Mobi­li­tät, ins­be­son­de­re der Was­ser­stoff­tech­no­lo­gie, wird eine hohe Bedeu­tung zuge­mes­sen. Eine aktu­el­le Bestands­auf­nah­me des Ener­gie­ver­brauchs in der Metro­pol­re­gi­on (End­ener­gie­bi­lanz) zeigt, dass sich die Treib­haus­gas-Emis­sio­nen in der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg um 30 Pro­zent ver­rin­gert haben.

Doch zu wenig für das ehr­gei­zi­ge Ziel der Treib­haus­gas-Reduk­ti­on um 80 bis 95 Pro­zent bis 2050, wie 2017 im Kli­ma­pakt der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg beschlos­sen. Bis­her besteht eine Lücke von ca. 50 bis 65 Pro­zent­punk­ten zwi­schen dem Ziel 2050 und dem Sta­tus Quo. Mit wel­chen Maß­nah­men kön­nen die Städ­te, Land­krei­se und Gemein­den ihren Bei­trag zum gro­ßen regio­na­len Kli­ma­schutz­ziel lei­sten? Ant­wor­ten gibt der Ener­gie­nut­zungs­plan der Metropolregion.

Zen­tra­le Ergeb­nis­se des Ener­gie­nut­zungs­plans für die Metro­pol­re­gi­on Nürnberg

Die Stu­die skiz­ziert, dass lang­fri­stig der Gesamt­strom­be­darf der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg über erneu­er­ba­re Ener­gien gedeckt wer­den muss. Für den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien zei­gen sich erheb­li­che Poten­zia­le, die im Bereich Wind­ener­gie – vor allem auf­grund der 10H Rege­lung – bis­lang nicht aus­rei­chend genutzt wer­den. Aktu­ell gibt es 620 Wind­kraft­an­la­gen in der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg mit einer Ener­gie­er­zeu­gung in Höhe von 2.062 Giga­watt­stun­den (2016). Durch die Rea­li­sie­rung des kom­plet­ten in der Metro­pol­re­gi­on zur Ver­fü­gung ste­hen­den Wind­kraft­po­ten­zi­als kön­nen 21.500 Giga­watt­stun­den erreicht wer­den, was einer Ver­zehn­fa­chung der Ener­gie­er­zeu­gung aus Wind­kraft entspricht.

Ähn­li­ches gilt für die Pho­to­vol­ta­ik: Aktu­ell wer­den in der Metro­pol­re­gi­on 3.372 Giga­watt­stun­den (2016) Ener­gie durch Pho­to­vol­ta­ik bereit­ge­stellt. Wer­den sämt­li­che im Ener­gie­nut­zungs­plan ermit­tel­ten Poten­zia­le von Freiflächen‑, Dach- und son­sti­gen Anla­gen errich­tet, könn­ten 2050 19.900 Giga­watt­stun­den an Ener­gie bereit­ge­stellt wer­den, was einer Ver­sechs­fa­chung der aktu­el­len Ener­gie­lie­fe­rung durch Pho­to­vol­ta­ik entspricht.

Nimmt man alle ande­ren Poten­zia­le wie Bio­mas­se, Geo­ther­mie, Solar­ther­mie, Was­ser­kraft und Bio­gas dazu, ergibt sich in Sum­me ein umsetz­ba­res Poten­zi­al von 57.000 Giga­watt­stun­den für das Jahr 2050. Es wird ein mas­si­ver Aus­bau der zen­tra­len Wär­me­net­ze not­wen­dig sein, da in Wär­me­net­zen inno­va­ti­ve und system­re­le­van­te Tech­no­lo­gien bes­ser ein­zu­set­zen sind. Bis 2035 wird dabei die Kraft-Wär­me-Kopp­lung eine ent­schei­den­de Rol­le spie­len. In der Stu­die wur­den des­halb Geo­in­for­ma­ti­ons­sy­stem-basier­te Wär­me­ka­ta­ster für die Metro­pol­re­gi­on erstellt. Für alle 600 Kom­mu­nen der Regi­on zeigt die Stu­die poten­zi­el­le Wär­me­ver­bün­de (Nah- und Fern­wär­me­net­ze) und Emp­feh­lun­gen für die Umset­zung von zen­tra­len Wär­me­net­zen. Es zeigt sich, dass in vie­len Gemein­den der Regi­on Mög­lich­kei­ten zur Rea­li­sie­rung die­ser Wär­me­net­ze bestehen. Auch müs­sen die ein­zel­nen Ener­gie­sek­to­ren, ins­be­son­de­re Ener­gie und Mobi­li­tät, durch den Ein­satz zukünf­ti­ger Schlüs­sel­tech­no­lo­gien viel stär­ker und effi­zi­en­ter mit­ein­an­der ver­netzt wer­den. Die Elek­tro­mo­bi­li­tät bie­tet eine Mög­lich­keit, auch in der Mobi­li­tät die Nut­zung erneu­er­ba­rer Ener­gien umzu­set­zen. Dies setzt erheb­li­che Inve­sti­tio­nen in die Lade­infra­struk­tur vor­aus. Alter­na­ti­ve Antrie­be, auf der Basis von P2Gas oder P2Liquid, könn­ten im Güter­ver­kehr grö­ße­re Reich­wei­ten ermög­li­chen. In die­ses Feld greift auch die Was­ser­stoff­initia­ti­ve der Metropolregion.

Wei­chen­stel­lun­gen für die Zukunft

Wie geht es wei­ter? Durch die Umset­zung der im Ener­gie­nut­zungs­plan skiz­zier­ten Poten­tia­le kann es der Metro­pol­re­gi­on gelin­gen, die Treib­haus­gas-Emis­sio­nen bis 2050 um 91 Pro­zent zu sen­ken und so das gesteck­te Ziel einer Reduk­ti­on zwi­schen 80 bis 95 Pro­zent zu erfül­len. Dies setzt aller­dings ein deut­li­ches poli­ti­sches Signal und Bekennt­nis zu die­ser Ziel­er­rei­chung vor­aus, denen umfas­sen­de, vor Ort umzu­set­zen­de Maß­nah­men fol­gen müs­sen. Was ist nun nötig, um die­se Poten­zia­le kon­kret umzu­set­zen? Die Stu­die führt ein weit­rei­chen­des Maß­nah­men­pa­ket auf, das zeigt, wie Ener­gie­er­zeu­gung und –ver­brauch in den näch­sten Jah­ren umge­steu­ert wer­den müs­sen. Schon jetzt müs­sen die Wei­chen gestellt wer­den, um fal­sche Pfad­fest­le­gun­gen zu ver­mei­den. Wür­de z.B. 2020 wei­ter­hin der Ein­bau von Heiz­öl­kes­seln erlaubt, muss damit gerech­net wer­den, dass die­se Kes­sel auch im Jahr 2050 noch im Ein­satz sind. Die Stu­die wur­de von der Ener­gie­agen­tur Nord­bay­ern erstellt und durch das Baye­ri­sche Staats­mi­ni­ste­ri­um für Wirt­schaft, Lan­des­ent­wick­lung und Ener­gie geför­dert. Zum Down­load ist sie ver­füg­bar unter https://​kli​ma​schutz​.metro​pol​re​gi​onnuern​berg​.de/​a​k​t​u​e​l​l​.​h​tml

End­ener­gie­bi­lanz: Lücke zwi­schen Ist und Soll wird kleiner

2007 und 2013 wur­den die ersten End­ener­gie­bi­lan­zen der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg erar­bei­tet, also die Bilan­zie­rung des Ener­gie­ver­brauchs und die Ent­wick­lung der damit ver­bun­de­nen Treib­haus­gas-Emis­sio­nen in der Regi­on. Die auf der Kli­ma­schutz­kon­fe­renz ver­öf­fent­lich­te 3. Stu­die schreibt die Bilanz für den Beob­ach­tung­zeit­raum von 1990 bis 2018 fort. Daten­grund­la­ge sind die Daten der lei­stungs­ge­bun­de­nen Ener­gie­trä­ger Strom, Erd­gas, und Fern­wär­me in 600 kom­mu­na­len Gebiets­kör­per­schaf­ten und von über 100 Ener­gie­dienst-lei­stungs­un­ter­neh­men in der Regi­on. So ent­steht ein deut­li­ches Bild: die Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg ist auf einem guten Weg.

Der End­ener­gie­ver­brauch in der Metro­pol­re­gi­on lag im Jahr 2018 bei 109.656.900 Mega-watt­stun­den und die Treib­haus­gas-Emis­sio­nen bei knapp 21.000.000 Ton­nen CO2e. Die Treib­haus­gas-Emis­sio­nen sind seit 1990 ins­ge­samt um 30 Pro­zent gefal­len. Dies führt dazu, dass die Ziel­wer­te der Metro­pol­re­gi­on für 2020 bereits 2018 erreicht wor­den sind.

Knapp über 9.000.000 Mega­watt­stun­den wur­den 2018 in der Metro­pol­re­gi­on durch rege­ne­ra­ti­ven Strom bereit­ge­stellt. Ver­gleicht man die­sen Wert mit dem Strom­ver­brauch im Jahr 2018, zeigt sich ein Erneu­er­ba­rer Ener­gien-Anteil in Höhe von 46,4 Pro­zent. Dabei ist mit 34 Pro­zent die Wind­kraft am Stärk­sten ver­tre­ten, dahin­ter mit 33 Pro­zent die Pho­to­vol­ta­ik. 28 Pro­zent stellt die Bio­mas­se bereit, 3 Pro­zent die Was­ser­kraft und 2 Pro­zent stam­men aus Selbstverbrauch/​Direkt­ver­mark­tung.

Der Sek­tor Ver­kehr in der Metro­pol­re­gi­on hat­te im Jahr 2018 einen Ener­gie­ver­brauch von 39.206.000 Mega­watt­stun­den. Zum Ein­satz kamen über­wie­gend fos­si­le Treib­stof­fe. Dies führ­te zu 12.796.000 Ton­nen Treib­haus­gas-Emis­sio­nen. Die Ent­wick­lung der nicht­en­er­ge­ti­schen Treib­haus­gas-Emis­sio­nen in der Land­wirt­schaft haben sich seit 1990 von 6,3 Mio. Ton­nen auf 4,97 Mil­lio­nen Ton­nen redu­ziert. Ins­ge­samt ergab sich somit einen Rück­gang der Emis­sio­nen in der Land­wirt­schaft zwi­schen 1990 und 2018 um 21 Prozent.

Die End­ener­gie­bi­lanz wur­de von der Ener­gie­agen­tur Nord­bay­ern erstellt und kann her­un­ter­ge­la­den wer­den unter https://​kli​ma​schutz​.metro​pol​re​gi​onnuern​berg​.de/​a​k​t​u​e​l​l​.​h​tml

Nach der Vor­stel­lung der neu­en Stu­di­en und einem Vor­trag von Dr. Sabi­ne Jaro­the aus dem Baye­ri­schen Mini­ste­ri­um für Wirt­schaft, Lan­des­ent­wick­lung und Ener­gie zur Ener­gie- und Kli­ma­schutz­po­li­tik in Bay­ern sowie wei­te­ren Vor­trä­gen, teil­ten sich die Kon­fe­renz­be­su­che­rin­nen und Besu­cher auf sechs Work­shops zu Her­aus­for­de­run­gen in den unter­schied­li­chen Ener­gie­sek­to­ren auf. The­men waren: Inter­mo­da­le Mobi­li­täts­kon­zep­te in Stadt und Land, Umset­zung von kli­ma­neu­tra­len Quar­tiers­kon­zep­ten, Was­ser­stoff-Initia­ti­ve der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg, Kli­ma­schutz, Ernäh­rung und Land­wirt­schaft, Bio­mas­se – Per­spek­ti­ven für Land­wir­te und Kon­su­men­ten, Fri­scher Wind für die Wind­kraft – Bei­spiel Neu­hof a.d. Zenn.

Prei­se für weg­wei­sen­den Pro­jek­te im Bereich der Kraft-Wär­me/­Käl­te-Kopp­lung

Wel­che Vor­rei­ter es in der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg bereits in Sachen Kli­ma­schutz gibt, zeig­te die Preis­ver­lei­hung „energie.effizienz.gewinner“, die im Rah­men der Kli­ma­schutz­kon­fe­renz erst­mals in der Kate­go­rie „Kom­mu­nal“ an Kom­mu­nen und kom­mu­na­le Unter­neh­men ver­ge­ben wur­de. Für ihre weg­wei­sen­den Pro­jek­te im Bereich der Kraft-Wär­me/­Käl­te-Kopp­lung (KWK) wur­den von Dr. Jens Hauch, Geschäfts­füh­rer der ENER­GIE­re­gi­on Nürn­berg, und Dr. Peter Plusch­ke, Geschäfts­füh­rer des Forums Kli­ma­schutz und nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg, aus­ge­zeich­net: Hers­brucker Ener­gie- und Was­ser­ver­sor­gung GmbH, SK-Bai­er­s­dorf, Stadt Nürn­berg & N‑ERGIE Akti­en­ge­sell­schaft, Stadt­wer­ke Bay­reuth, Stadt­wer­ke Forch­heim GmbH, Stadt­wer­ke Schwa­bach GmbH & GEWO­BAU der Stadt Schwa­bach GmbH.

Der Kon­gress wur­de vom Forum Kli­ma­schutz und nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg mit Unter­stüt­zung der Kom­pe­tenz­in­itia­ti­ve ENER­GIE­re­gi­on ver­an­stal­tet und durch die Unter­stüt­zung der Volks­ban­ken Raiff­ei­sen­ban­ken ermöglicht.

Wei­te­re Infos unter: www​.kli​ma​schutz​.metro​pol​re​gi​onnuern​berg​.de