Bam­ber­ger „Rau­li­no-Gar­ten­haus“ erstrahlt im histo­ri­schen Glanz

„Schmuck­stück im Schwei­zer Stil“

Bam­berg ist in erster Linie für sei­ne Bier­tra­di­ti­on bekannt. Doch neben dem Urba­nen Gar­ten­bau, dem Hop­fen­an­bau und der Baum­woll­spin­ne­rei (ERBA) war auch die Tabak­in­du­strie im 19. Jahr­hun­dert in der Dom­stadt ein wich­ti­ger Wirt­schafts­zweig. Von 1820 bis 1957 bestand in Bam­berg die renom­mier­te Tabak­fa­brik JOH. PET. RAU­LI­NO & COMP. An die­se Ära erin­nert unter ande­rem die 1803/1804 errich­te­te „Tabak­scheu­ne“ und das anlie­gen­de ehe­ma­li­ge Rau­li­no-Gar­ten­haus im Nebin­ger­hof 25 von 1850. Die Tabak­fa­bri­kan­ten­wit­we The­re­se Rau­li­no errich­te­te im Jah­re 1850 vor den Toren Bam­bergs die­ses im Schwei­zer Stil gestal­te­te Gar­ten­häus­chen als ihr Wochen­end­haus. Heu­te steht das zwei­ge­schos­si­ge histo­ri­sti­sche Wohn­ge­bäu­de mit­ten in Bam­berg und erstrahlt nach einer umfas­sen­den Sanie­rung wie­der wie zu sei­ner Errich­tung vor 170 Jah­ren im histo­ri­schen Glanz. Eigen­tü­me­rin ist die von der Stadt Bam­berg ver­wal­te­te Edgar-Wolf’sche Stiftung.

Im Rah­men der Sanie­rung wur­den die Grund­ris­se nach histo­ri­schem Vor­bild neu geord­net. Die histo­ri­schen Böden, soge­nann­tes „Frän­ki­sches Par­kett“, wur­den im Ober­ge­schoss kom­plett restau­ra­to­risch über­ar­bei­tet, abge­schlif­fen und in den ein­zel­nen Räu­men wie­der ver­legt und geölt. Im Trep­pen­haus wur­de eine neue brei­te Die­lung nach histo­ri­schem Vor­bild ein­ge­baut, da die alte Die­lung zer­stört und nicht mehr zu ver­wen­den war. Die neu­en Fen­ster wur­den nach dem Vor­bild der Ori­gi­nal­re­ste eines ver­schlos­se­nen Fen­sters am Gie­bel und Fotos, als moder­ne Iso­lier­glas­fe­ster mit ech­ten Spros­sen neu gefer­tigt. Die Türen wur­den soweit mög­lich restau­riert oder nach­ge­baut. Die histo­ri­schen Beschlä­ge wur­den nach Rei­ni­gung und Anpas­sung neu beschich­tet und wie­der eingebaut.

Das stark geschä­dig­te Dach­trag­werk muss­te kom­plett abge­baut wer­den, die erhal­tungs­wür­di­gen Bal­ken wur­den wie­der ein­setzt und mit neu­en Bal­ken ergänzt. In Abstim­mung mit dem Baye­ri­schen Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge wur­de die Fas­sa­de in einem kräf­ti­gen Rot gestal­tet. Die Natur­stein­glie­de­run­gen wur­den im Farb­ton des ver­wen­de­ten Sand­steins gefasst. Die Sand­stein­glie­de­run­gen, ‑gesim­se und der ‑sockel wur­den umfas­send über­ar­bei­tet und ergänzt. Ein archi­tek­to­ni­sches Schmuck­stück ist der Zwerch­gie­bel im “Schwei­zer Stil“. Er wur­de kom­plett abge­baut, sta­tisch gesi­chert, restau­riert und anschlie­ßend wie­der angebracht.

Bereits 1985 hat­te die Stadt das Grund­stück mit dem Gebäu­de erwor­ben. 2012 beschließt der Finanz­se­nat den Ver­kauf an die von der Stadt Bam­berg ver­wal­te­te Edgar-Wolf’sche Stif­tung. 2013 muss­ten die ehe­ma­li­ge Tabak­scheu­ne und das Gar­ten­haus infol­ge star­ker Feuch­te­schä­den an Dach, Trag­werk und Fas­sa­den sowie Grund­bruch am West­gie­bel des Wohn­hau­ses not­ge­si­chert wer­den. Bau­be­ginn der Gene­ral­sa­nie­rung war im März 2016, Bau­en­de im Dezem­ber 2019. Zum 01. April 2020 ist es nach vie­len Jah­ren Lehr­stand pri­vat vermietet.

Die Gesamt­ko­sten für die Sanie­rung waren 1,25 Mil­lio­nen Euro. 410.000 Euro wur­den im Rah­men einer Anteils­fi­nan­zie­rung aus Mit­teln des Ent­schä­di­gungs­fonds geför­dert, mit Mit­teln der Baye­ri­schen Lan­des­stif­tung und der Oberfrankenstiftung.