Tie­fer Blick ins Tot­holz: Koope­ra­ti­on von Forst­be­trieb Ebrach und Uni­ver­si­tät Würzburg

Symbolbild Bildung

Tot­holz spielt für die Bio­di­ver­si­tät in Wäl­dern eine wich­ti­ge Rol­le. Die Öko­lo­gi­sche Sta­ti­on der Uni Würz­burg und der Forst­be­trieb Ebrach erfor­schen es in einer Koope­ra­ti­on, die jetzt mit rund 500.000 Euro geför­dert wird.

Wald­ster­ben 2.0 – die­ser Begriff hat in Deutsch­land die Run­de gemacht. Gemeint ist damit das Abster­ben unter­schied­lich­ster Baum­ar­ten in Fol­ge des Rekord­som­mers 2019 mit Hit­ze, Trocken­heit und Borkenkäferbefall.

„Doch das Abster­ben der Bäu­me hat nicht nur Schlech­tes, denn in deut­schen Wäl­dern sind vie­le Insek­ten und Pil­ze auf Tot­holz ange­wie­sen. Und davon gibt es an vie­len Orten noch immer viel weni­ger als im natür­li­chen Durch­schnitt“, sagt der Bio­lo­ge Dr. Simon Thorn von der Juli­us-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät (JMU) Würz­burg. Für die Bio­di­ver­si­tät im Wald sei Tot­holz sehr wichtig.

Sebastian Vogel, Doktorand an der Ökologischen Station, entnimmt Totholzproben für die genetische Bestimmung von Pilzen und Bakterien. (Bild: Elisa Stengel / Universität Würzburg)

Seba­sti­an Vogel, Dok­to­rand an der Öko­lo­gi­schen Sta­ti­on, ent­nimmt Tot­holz­pro­ben für die gene­ti­sche Bestim­mung von Pil­zen und Bak­te­ri­en. (Bild: Eli­sa Sten­gel / Uni­ver­si­tät Würzburg)

Natur­schutz und Wirt­schaft­lich­keit vereinen

Von wel­chen Baum­ar­ten ist Tot­holz nötig und unter wel­chen Bedin­gun­gen soll­te es lie­gen, damit die Bio­di­ver­si­tät in Wäl­dern mög­lichst stark geför­dert wird? Dar­über weiß man laut Thorn bis­lang nur wenig. Damit sich das ändert, haben der Staat­li­che Forst­be­trieb Ebrach und die Öko­lo­gi­sche Sta­ti­on der JMU im Stei­ger­wald im Jahr 2015 ein For­schungs­pro­jekt initiiert.

Der Forst­be­trieb Ebrach ver­sucht, Tot­holz gezielt anzu­rei­chern und dadurch Holz­kä­fer und Pil­ze zu schüt­zen. Die­se Natur­schutz­maß­nah­men sind aller­dings mit deut­li­chen Ein­nah­me­aus­fäl­len ver­bun­den. „Wir möch­ten den Natur­schutz opti­mal betrei­ben, dass er sich so gut wie mög­lich mit der Wirt­schaft­lich­keit ver­ei­nen lässt“, sagt Ulrich Mer­gner, Lei­ter des Forstbetriebs.

Expe­ri­ment im Ebra­cher Forst

Um die­ses Ziel zu errei­chen, wur­de vor fünf Jah­ren ein Expe­ri­ment gestar­tet. Die Forst­leu­te leg­ten jeweils sechs Stäm­me von sechs unter­schied­li­chen Baum­ar­ten ent­we­der in der Son­ne, im Schat­ten oder unter einer künst­li­chen Beschat­tung aus. „Für uns war das eine groß­ar­ti­ge und unkom­pli­zier­te Mög­lich­keit, eine span­nen­de wis­sen­schaft­li­che Fra­ge zu unter­su­chen“, sagt Thorn, der die wis­sen­schaft­li­che Betreu­ung des Expe­ri­ments an der Öko­lo­gi­schen Sta­ti­on der JMU koordiniert.

In den ersten drei Jah­ren zeig­te sich, dass vor allem in besonn­tem Tot­holz vie­le sel­te­ne Arten vor­kom­men. Es gibt aber trotz­dem auch zahl­rei­che Arten, die sich bevor­zugt in beschat­te­ten Stäm­men ansie­deln. Dok­to­rand Seba­sti­an Vogel fasst die Ergeb­nis­se der­zeit zusam­men; sei­ne Arbeit wird von der Deut­schen Bun­des­um­welt­stif­tung finanziert.

Hal­be Mil­li­on Euro eingeworben

„Um das Pro­jekt wei­ter­zu­ent­wickeln und die öko­lo­gi­schen Mecha­nis­men zu ver­ste­hen, die die Unter­schie­de zwi­schen Licht und Schat­ten ver­ur­sa­chen, müs­sen wir noch tie­fer in die Details gehen. Dazu brau­chen wir Geld“, erklärt Simon Thorn. Und die­ses Geld – rund eine hal­be Mil­li­on Euro – hat er nun bei der Bau­er- und der Stemm­ler-Stif­tung sowie der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) eingeworben.

„For­schungs­gel­der sind hart umkämpft und wer­den beson­ders dann ver­ge­ben, wenn bereits gute Vor­ar­bei­ten gelei­stet wur­den. Das haben wir nur dank der Unter­stüt­zung durch den Forst­be­trieb geschafft“, so der Pro­jekt­lei­ter. „Durch die­se Finan­zie­rung kön­nen wir erst­mals auch Bak­te­ri­en und mikro­sko­pisch klei­ne Pil­ze unter­su­chen, die sich im Tot­holz ent­wickeln. Vie­le die­ser Arten sind für das Auge nicht sicht­bar, spie­len aber eine ent­schei­den­de Rol­le bei der Zer­set­zung von Totholz.“

Das Tot­holz-Pro­jekt im Ebra­cher Forst kann nun bis 2023 wei­ter­ge­führt wer­den. Dar­über freut sich auch Forst­be­triebs­lei­ter Mer­gner: „Natur- und Arten­schutz ist für uns kei­ne Ein­tags­flie­ge. Des­halb sind wir froh, dass wir lang­fri­sti­ge Unter­su­chungs­er­geb­nis­se erwar­ten dürfen.“