Sonntagsgedanken: Vom Sorgenmachen
Evangelium nach Matthäus Kapitel 6 V. 25 – 34, Teil I
Ein Mann kaufte sich eine Gans und siehe, am nächsten Morgen hatte sie ein goldenes Ei gelegt. Der Mann wunderte sich über die Maßen. Sollte das ein glücklicher Zufall sein? Doch am nächsten Tag lag wieder ein solches Ei da. Nun geriet er außer Rand und Band, malte sich seine Zukunft in den hellsten Farben aus. Doch schon bald stellten sich negative Gedanken ein: Warum legte die Gans nur ein Ei am Tag? Warum nur so ein kleines? Konnte man sie nicht zu einer Produktionssteigerung nötigen? Und wie ließ sich dieses Wunder erklären? Doch die Eier wurden einfach nicht mehr, nicht größer, was auch immer er unternahm, und er kam dem Geheimnis nicht auf die Spur, wie sehr er sich auch sein Hirn zermarterte. Schließlich übermannten ihn seine Neugier, seine Habgier, so dass er in die Küche rannte, ein großes Messer holte und die arme Gans in Stücke schnitt. Doch er fand nur Blut und Eingeweide. Der goldene Segen aber hörte mit diesem Tag auf.
Ich denke, es geht vielen Menschen ähnlich mit dem Geheimnis des christlichen Glaubens. Der Glaube sichert uns zu, dass Gott für uns da ist, für uns sorgt, dass er jeden Tag die Sonne aufgehen lässt, uns täglich das Leben neu schenkt, die Gemeinschaft mit unseren Lieben. Aber viele Menschen unserer Zeit geben sich mit der Religion nicht zufrieden. In ihrer Skepsis zerstören sie aber den Glauben, ihre eigene Lebensgrundlage und fallen damit der Sorge zum Opfer. Vielleicht werden deshalb die Menschen heute immer ruheloser, weil ihre Gottesbeziehung verkümmert.
Um Missverständnissen und Enttäuschungen vorzubeugen, sei freilich gesagt: Der christliche Glaube verheißt uns kein Paradies auf Erden, garantiert uns keinen totalen Schutz vor Unglück, Krankheit und Gewalt. Der Mensch ist von Erde genommen und damit unterliegt er den Bedingungen irdischen Lebens.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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