Grü­ne Eckers­dorf: „Fai­rer Han­del und regio­na­le Bio­pro­duk­te ret­ten nicht die Welt, aber es ist ein guter Anfang“

Florian Blank, Dr. Sandra Huber, MdL Tim Pargent, Dr. Andreas von Heßberg, Lisa Wellisch, Andreas Endl, MdB Uwe Kekeritz. Foto: privat

Flo­ri­an Blank, Dr. San­dra Huber, MdL Tim Par­gent, Dr. Andre­as von Heß­berg, Lisa Wel­lisch, Andre­as Endl, MdB Uwe Keke­ritz. Foto: privat

Pres­se­mit­tei­lung der Eckers­dor­fer Grünen

Am letz­ten Frei­tag, 24.01., ver­sam­mel­ten sich Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im Reser­vi­sten­heim Eckers­dorf, um den Wor­ten von MdB Uwe Keke­ritz zu lau­schen. Als stv. Vor­sit­zen­der des Aus­schus­ses für Ent­wick­lung und Zusam­men­ar­beit im Deut­schen Bun­des­tag ist ihm das The­ma fai­rer Han­del und nach­hal­ti­ge Kom­mu­ne wich­tig. Wenn wir bei uns vor Ort unse­ren Kon­sum stär­ker nach öko­lo­gi­schen und sozia­len Kri­te­ri­en aus­rich­ten wür­den, kann sich die Situa­ti­on in den soge­nann­ten Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern sehr viel mehr ver­bes­sern, als es ein­sei­ti­ge Zah­lun­gen im Rah­men der Ent­wick­lungs­hil­fe vermögen.

So ging es bei sei­nem Vor­trag kon­kret um die Umge­stal­tung unse­rer Hei­mat­or­te hin zu fai­ren Städ­ten und Gemein­den. „Glo­bal Den­ken – lokal han­deln“, dies erklärt in einer ein­fa­chen Schlag­for­mel die Idee der Fai­ren Kom­mu­ne. In einer glo­ba­len Welt sind vie­le loka­le Fak­to­ren in die welt­wei­ten Güter- und Han­dels­strö­me inte­griert. Daher kann unser loka­les Kon­sum­ver­hal­ten nicht mehr von den glo­ba­len Ent­wick­lun­gen in Bezug auf Han­del, Natur, Wirt­schaft, Sozia­les und Poli­tik los­ge­löst betrach­tet werden.

Wir üben durch unser Ver­hal­ten mit­tel- und unmit­tel­ba­ren Ein­fluss auf die genann­ten Berei­che welt­weit aus. Die Aus­wir­kun­gen fai­rer Prei­se auf Güter des täg­li­chen Bedarfs, wie z.B. Kaf­fee, sind preis­lich für uns ten­den­zi­ell weni­ger spür­bar, bewir­ken aber bei den Erzeu­gern in Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern deut­lich exi­sten­ti­el­le Ver­bes­se­run­gen. Unser Wirt­schafts­sy­stem bie­tet bis auf gesetz­ge­be­ri­sche Frei­wil­lig­keit bis­lang kei­nen hin­rei­chend kon­kre­ten Lösungs­an­satz. Auch der Vor­stoß der EU durch die EU-Richt­li­nie 2014/24/EU vom 18. April 2014 star­ke poli­ti­sche Leit­plan­ken vor­zu­ge­ben, wur­de durch juri­sti­sche Spitz­fin­dig­kei­ten in Deutsch­land aus­ge­he­belt, denn bei uns ist die Ver­an­ke­rung umwelt­be­zo­ge­ner und sozia­ler Kri­te­ri­en in öffent­li­chen Aus­schrei­bun­gen und Ver­ga­be­ver­fah­ren erlaubt, aber lei­der nicht ver­pflich­tend. Das Poten­zi­al zur öko­lo­gi­schen und sozia­len Nach­hal­tig­keit haben die bis­he­ri­gen Bun­des­re­gie­run­gen bis­lang ver­spielt, denn die öffent­li­che Hand inve­stiert pro Jahr schät­zungs­wei­se zwi­schen 250 und 480 Mil­li­ar­den Euro in Güter und Dienst­lei­stun­gen, die eben nicht fair beschafft werden.

Wenn Bund und Land es ver­säu­men, dann müs­sen eben die Kom­mu­nen aktiv wer­den. Die Ant­wort liegt mit­hin also in der Stär­kung der Regio­na­li­tät, was auch öko­no­misch und öko­lo­gisch sinn­voll und nach­hal­tig ist. In der anschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­si­on stell­ten sich die Podi­ums­teil­neh­mer den inter­es­sier­ten Fra­gen der Besu­cher. So gab Dr. San­dra Huber, Grü­ne Bür­ger­mei­ster­kan­di­da­tin aus Peg­nitz und Spre­che­rin der Steue­rungs­grup­pe „Fair Trade“ im Land­kreis Bay­reuth sowie Fair Trade Town Peg­nitz gute Tipps bei der ope­ra­ti­ven Umset­zung in der Gemein­de Eckersdorf.

Hohes Inter­es­se bestand auch an der soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft (SoLa­Wi) von Flo­ri­an Blank, der einen SoLa­Wi-Betrieb in Stein bei Bus­bach betreibt. Das Beson­de­re ist bei die­ser spe­zi­el­len land­wirt­schaft­li­chen Orga­ni­sa­ti­ons­form, dass loka­le Ver­brau­cher mit einem loka­len Part­ner-Land­wirt koope­rie­ren und so Ein­fluss und Ein­blick in die loka­le Pro­duk­ti­on erhal­ten. Dafür geben die Ver­brau­cher Abnah­me­ga­ran­tien und betei­li­gen sich mone­tär am soli­da­ri­schen, land­wirt­schaft­li­chen Betrieb.

Auf die beson­de­re Ver­ant­wor­tung der Kon­su­men­ten am glo­ba­len wirt­schaft­li­chen Gesche­hen ver­wies Land­rats­kan­di­dat Dr. Andre­as von Heß­berg und berich­te­te dabei über ekla­tan­te Ver­let­zun­gen von Men­schen­rech­ten in Chi­na. Alles weit weg, aber bei der Betrach­tung von Beschaf­fungs­strö­men aus Chi­na wird eins deut­lich: wir kau­fen letzt­lich vie­le Waren und Dienst­lei­stun­gen aus dem Reich der Mit­te ein, ohne zu fra­gen, unter wel­chen unso­zia­len und aus­beu­te­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen die­se her­ge­stellt werden.

Was wäre also zu tun? Einen Ansatz zei­gen Lisa Wel­lisch, Andre­as Endl und Uwe Koch vom Vor­stand des grü­nen Orts­ver­ban­des Eckers­dorf auf: nach dem Ein­zug in den Gemein­de­rat wer­den wir als Grü­ne einen frak­ti­ons­über­grei­fen­den Rats­be­schluss zur Eta­blie­rung einer Steue­rungs­grup­pe und für die „Fair­trade-Gemein­de“ Eckers­dorf her­bei­füh­ren. Dass ein par­tei­über­grei­fen­des Inter­es­se besteht, zeigt auch die Anwe­sen­heit ande­rer Par­tei­en und die von der Eckers­dor­fer Bür­ger­mei­ste­rin Sybil­le Pichl. Nur gemein­sam las­sen sich sol­che wich­ti­gen sozia­le und öko­lo­gi­sche Zukunfts­pro­jek­te umset­zen, denn wir wol­len, dass alle unse­re Gemein­den nach­hal­ti­ger wer­den – weil wir hier leben!