Rund 150 Teen­ager fei­ern bei „Forch­heim fei­ert ohne“ (FFO) im Jun­gen Thea­ter so rich­tig ab

Ursu­la Albusch­kat und Micha­el Kest­ler bei der Ein­lass­kon­trol­le zu Forch­heim fei­ert ohne (FFO) – Das For­mat fei­ert 10jähriges Jubi­lä­um / Foto: Alex­an­der Hitschfel

Das inzwi­schen bei den 12- bis 15jährigen aus­ge­spro­chen belieb­te Par­ty­for­mat „Forch­heim Fei­er Ohne“ kurz (FFO) fei­er­te im ver­gan­ge­nen Jahr sein 10jähriges Jubi­lä­um. In den letz­ten Jah­ren fei­er­ten Teen­ager aus Stadt und Land­kreis Forch­heim, inzwi­schen auch aus den Nach­bar­land­krei­sen, über 70mal so rich­tig ab. Wir haben uns bei der Janu­ar-Ver­an­stal­tung im Jun­gen Thea­ter ein­mal umgesehen.

Es ist Frei­tag­abend um 18 Uhr. Ursu­la Albusch­kat, Geschäfts­füh­re­rin im Kreis­ju­gend­ring Forch­heim (KJR) sperrt gemein­sam mit Secu­ri­ty-Mann, Micha­el Kest­ler, dem Mann mit dem furcht­ein­flö­ßen­den Blick, der hin­ter der Fas­sa­de aber ganz nett ist, die Ein­gangs­tü­re zum Jun­gen Thea­ter auf. Vor dem Thea­ter war­ten bereits Dut­zen­de von Teen­agern dar­auf ein­ge­las­sen zu wer­den. Doch so ein­fach geht das nicht. Albusch­kat und Kest­ler kon­trol­lie­ren am Ein­gang Aus­wei­se, denn rein darf nur, wer zwi­schen 12 und 15 Jah­ren alt ist.

Man hat­te beim Kreis­ju­gend­ring ein­fach Lust auf Disco

Wenn die Geschäfts­füh­re­rin zurück­denkt an die Anfän­ge der inzwi­schen weit über die Land­kreis­gren­zen hin­aus belieb­ten Ver­an­stal­tung, dann fällt ihr gleich ein, wie es damals zu die­ser Idee kam. „Ich hat­te ein­fach Lust auf Dis­co und woll­te für die Jugend­li­chen in Stadt und Land­kreis ein nied­rig­schwel­li­ges Ange­bot ohne vor­he­ri­gen Anmel­dungs­zwang schaf­fen“, erin­nert sich Albusch­kat zurück. Schnell ent­stand die Idee ein Par­ty­for­mat zu erschaf­fen, wel­ches ganz ohne Alko­hol und Dro­gen über die Büh­ne gehen soll­te. Schnell fand man mit den Jugend­kon­takt­be­am­ten der Poli­zei­in­spek­tio­nen Eber­mann­stadt und Forch­heim einen Koope­ra­ti­ons­part­ner, die für die Umset­zung der Kon­zept­idee mit Sor­ge trugen.

Jugend­li­che sol­len Umgang mit Aus­weis lernen

„Ein­lass nur mit gül­ti­gem Aus­weis“ steht in gro­ßen, fett­ge­druck­ten Let­tern nicht nur in der Vor­ankün­di­gung, son­dern auch auf einem Schild an der Abend­kas­se. „Die Jugend­li­chen sol­len ler­nen, wie man mit sol­chen Aus­wei­sen rich­tig umgeht“, erzählt Micha­el Kest­ler, wäh­rend er einem jun­gen Mäd­chen ins Gewis­sen redet, die mit einem abge­lau­fe­nen Schü­ler­aus­weis mit Par­ty machen möch­te. „Wann warst du das letz­te Mal bei FFO?“ will er von dem Mäd­chen wis­sen. „Im Novem­ber“, kommt post­wen­dend die Ant­wort zurück. „Dann hat­test du eigent­lich über acht Wochen Zeit dir einen neu­en Schü­ler­aus­weis machen zu las­sen“, belehrt er die jetzt 14jährige, die auch gleich reu­mü­tig ver­spricht beim näch­sten Mal einen neu bean­trag­ten Aus­weis vor­zu­le­gen. Sie ist wie vie­le Tees an die­sem Abend Stamm­gast bei FFO. Rein­ge­las­sen wird sie an die­sem Abend dann aber trotz­dem; aber sie muss beim näch­sten Mal einen gül­ti­gen Aus­weis vor­le­gen. „Nur so ler­nen die Kin­der Pflicht­be­wusst­sein“, sagt Kest­ler mit einem Augenzwinkern.

Erst im Blue Note dann im Jun­gen Theater

Anfäng­lich fand die Ver­an­stal­tung noch in der dama­li­gen Knei­pe Blue Note am Para­de­platz statt, vor ein paar Jah­ren ist man dann, nach­dem die Bar ihre Pfor­ten geschlos­sen hat, ins Jun­ge Thea­ter umge­zo­gen. „Wir sind dank­bar, dass uns das Jun­ge Thea­ter mit die­sem Par­ty­for­mat auf­ge­nom­men hat“, sagt Albusch­kat. Auch die Digi­ta­li­sie­rung hält bei den Jugend­li­chen merk­lich immer mehr Ein­zug. Immer wie­der gibt es Jugend­li­che, die mit einem auf dem Han­dy abfo­to­gra­fier­ten Aus­weis­do­ku­ment Ein­lass begeh­ren. „Das geht nicht so“, erklärt Kest­ler den Jugend­li­chen, denn Aus­weis­do­ku­men­te sind eben nur im Ori­gi­nal gül­tig. Albusch­kat und Kest­ler kon­trol­lie­ren am Ein­lass die von den Par­ty­gän­gern mit­ge­brach­ten Taschen und „fil­zen“ auch die Par­ty­gä­ste, die damit auch ler­nen sol­len, wie zukünf­ti­ge Per­so­nen- und Taschen­kon­trol­len aus­se­hen. „Hast du was dabei, was mich inter­es­siert?“, fragt Kest­ler den näch­sten Jun­gen, der an der Ein­gangs­kon­trol­le ankommt. In der Zwi­schen­zeit wis­sen die Par­ty­gän­ger, was hier erlaubt ist und was nicht und wis­sen auch um die Kon­trol­len am Ein­gang, denn schließ­lich soll es eine stö­rungs­freie Par­ty­ver­an­stal­tung geben.

Wenn sich die Augen­far­be ändert

„Wenn man die Bil­der in den Kin­der- oder Schü­ler­aus­wei­sen anschaut, dann ver­än­dern sich die Kin­der ja sehr schnell von Jahr zu Jahr und oft­mals ist es wirk­lich sehr schwer fest­zu­stel­len, ob die Per­son die am Ein­lass steht auch tat­säch­lich mit der Per­son auf dem Aus­weis­do­ku­ment über­ein­stimmt“, erklärt Kester, der hier schon die toll­sten Din­ge erlebt hat. „Da passt dann schon ein­mal die Augen­far­be im Aus­weis nicht mit der am Ein­lass befind­li­chen Per­son über­ein. „Wir hat­ten schon mal, dass sich die Augen­far­ben geän­dert haben“, schmun­zelt Kest­ler. In sol­chen Fäl­len wird der Sach­ver­halt natür­lich rigo­ros aufgeklärt.

Über 16jährige haben kein Inter­es­se mit Jün­ge­ren zu feiern

Anfäng­lich habe man ver­sucht die FFO-Par­ty auch auf die 18jährigen auf­zu­wei­ten, doch lei­der sei die­ser Ver­such nicht von Erfolg gekrönt gewe­sen, so Albusch­kat. „Die 17jährigen und 18jährigen wol­len halt nicht gemein­sam mit den 12jährigen fei­ern“, so die Geschäfts­füh­re­rin des Forch­hei­mer Kreisjugendrings.

Wer die erste Ein­lass­kon­trol­le bei Ursu­la Albusch­kat und Tho­mas Kest­ler an die­sem Abend über­stan­den hat, der muss noch eine Hür­de über­ste­hen, damit er Par­ty machen kann. Kreis­ju­gend­pfle­ge­rin Ste­fa­nie Schmitt und der Jugend­kon­takt­be­am­te der Poli­zei, Tho­mas Ochs kas­sie­ren die drei Euro Ein­tritts­ge­büh­ren ab. Nach die­ser Schwel­le sind die an die­sem Abend rund 160 Teen­ager dann mit Aus­nah­me des DJs und des The­ken­per­so­nals im Jun­gen Thea­ter unter sich und kön­nen rich­tig Par­ty machen.

Das Out­fit muss passen

Sowohl Mädels als auch Jungs haben sich an die­sem Abend so rich­tig auf­ge­stylt, denn schließ­lich muss man ja rich­tig „cool“ auch auf das ande­re Geschlecht wir­ken. Man­che Par­ty­gän­ger haben so eini­ge Stun­den damit ver­bracht, was sie an die­sem Abend anzie­hen und wie – beson­ders bei den Mäd­chen – die Haar­fri­sur aus­se­hen soll. Sol­che Anmach­sprü­che wie „Kann ich mal Dei­ne Han­dy­num­mer haben, ich habe mei­ne ver­ges­sen!“ sind bei der heu­ti­gen Jugend längst out. Wie man sich heu­te datet? Man erfragt ein­fach den Namen des­je­ni­gen für den man sich inter­es­siert und dann erfährt man in Insta­gram mehr über die­se Per­son. Face­book spielt bei der heu­ti­gen Jugend eine schon eher unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Snap­chat und Insta­gram ste­hen hoch im Kurs.

Ursu­la Albusch­kat kennt auch den Grund dafür. „Man will ja nicht unbe­dingt in den glei­chen sozia­len Netz­wer­ken unter­wegs sein wie die eige­nen Eltern“, sagt Albusch­kat mit einem Augenzwinkern.

Auch der Musik­ge­schmack der Jugend hat sich geändert

An die­sem Abend hat jeder Gast die Mög­lich­keit beim DJ Musik zu wün­schen, die man selbst ger­ne hört. Der Musik­ge­schmack hat sich von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on geän­dert, so auch bei die­ser ganz anders auf­ge­klär­ten Alters­grup­pe. Da wer­den am DJ Pult schon mal aus­ge­fal­le­ne Musik­wün­sche abge­ge­ben wie „Machs mir dog­gy“ von Kat­ja Kra­sa­vice oder man wünscht sich auch Songs mit Tief­gang. So muss­te der DJ bei­spiels­wei­se auch ein Lied mit dem Titel „Wenn ich eines Tages ster­be“ auflegen.

Anhand der gro­ßen Nach­fra­ge bei der monat­li­chen FFO-Par­ty, gefei­ert wird immer von Sep­tem­ber bis April und in den Som­mer­mo­na­ten wird aus­ge­setzt, zeigt sich die Beliebt­heit die­ses Ver­an­stal­tungs­for­mats. Bis zu maxi­mal 180 Par­ty­gän­ger dür­fen laut Ver­samm­lungs­stät­ten­ver­ord­nung in den Par­ty­kel­ler des Jun­gen Thea­ters ein­ge­las­sen wer­den und die Ver­an­stal­tung ist immer sehr gut besucht. Inzwi­schen gibt es das Ver­an­stal­tungs­for­mat seit 10 Jah­ren und kann damit ein klei­nes Jubi­lä­um fei­ern. Die näch­sten Ver­an­stal­tun­gen fin­den am 24.04.2020, am 25.09.2020, am 20.11.2020 und am 18.12.2020 in der Zeit von 18 bis 22 Uhr statt. Ein­lass ist nur für die 12- bis 15jährigen.

Alex­an­der Hitschfel