Bei den 1.100 Bau­ar­bei­tern im Kreis Kulm­bach droht 10-Euro-Lohn-Lücke

Arbeit­ge­ber von Hand­werk und Indu­strie müs­sen Bau-Min­dest­löh­nen rasch zustimmen

Hand­werk und Bau­in­du­strie in Bay­ern sol­len Druck auf Bun­des-Spit­ze machen

Zwei Bau­ar­bei­ter, die glei­che Arbeit – und trotz­dem zwei unter­schied­li­che Löh­ne: Gut 10 Euro könn­ten die Löh­ne pro Stun­de auf den Bau­stel­len im Land­kreis Kulm­bach bald aus­ein­an­der­ge­hen. Denn Bau­ar­bei­ter, die kei­nen Tarif­lohn bekom­men, müs­sen jetzt sogar um ihren Bran­chen-Min­dest­lohn ban­gen. Das teilt die IG BAU Ober­fran­ken mit. Betrof­fen davon könn­te ein Groß­teil der rund 1.100 Bau­ar­bei­ter im Kreis Kulm­bach sein.

„Bau­hand­werk und Bau­in­du­strie müs­sen jetzt das tun, was die IG BAU schon gemacht hat: Die Arbeit­ge­ber müs­sen näm­lich einem Schlich­ter­spruch und damit neu­en Bau- Min­dest­löh­nen zustim­men. Pas­siert das nicht, droht dem Bau im Land­kreis Kulm­bach schlimm­sten­falls der gesetz­li­che Min­dest­lohn von 9,35 Euro pro Stun­de als unter­ste Ver­dienst­gren­ze. Jetzt hängt alles am sei­de­nen Faden der Arbeit­ge­ber“, sagt IG BAU­Be­zirks­vor­sit­zen­der Gerald Nicklas.

www​.igbau​.de Pres­se-Infor­ma­ti­on IG Bau­en-Agrar-Umwelt Bezirks­ver­band Ober­fran­ken Sei­te 2/2 Der Schlich­ter­spruch sieht vor, dass die Bran­chen-Min­dest­löh­ne auf dem Bau ab April stei­gen – und zwar auf 12,55 Euro für Hilfs­ar­bei­ten (Min­dest­lohn 1) und auf 15,40 Euro für Fach­ar­bei­ten (Min­dest­lohn 2). „Die­se Bau-Min­dest­löh­ne sind die Lohn-Stopp­schil­der nach unten. Und genau die braucht der Bau ganz drin­gend. Wenn die Arbeit­ge­ber die neu­en Bran­chen-Min­dest­löh­ne aller­dings nicht akzep­tie­ren, dann wäre das ein Lock­ruf an alle Bil­lig-Fir­men aus dem In- und Aus­land, als Dum­ping-Kon­kur­renz auf den Markt zu drängen.

Die­se Bil­lig­hei­mer wür­den dann ordent­lich arbei­ten­den und anstän­dig – näm­lich den Tarif­lohn – bezah­len­den Unter­neh­men im Kreis Kulm­bach wirt­schaft­lich das Hand­werk legen“, sagt Nick­las. Der Vor­sit­zen­de der IG BAU Ober­fran­ken warnt die hei­mi­schen Bau­un­ter­neh­men davor, sich hier auf einen „Kami­ka­ze-Kurs“ einzulassen.

Der Count­down dazu lau­fe bereits: Die Arbeit­ge­ber müs­sen bis zum kom­men­den Frei­tag – also bis zum 17. Janu­ar – grü­nes Licht für höhe­re Min­dest­löh­ne auf dem Bau geben. Die IG BAU ruft des­halb „alle anstän­di­gen Bau­un­ter­neh­men im Land­kreis auf, im Schul­ter­schluss mit ande­ren als ‚star­ke Bay­ern-Kraft‘ kla­re Signa­le an den Haupt­ver­band der Deut­schen Bau­in­du­strie (HDB) und an den Zen­tral­ver­band des Deut­schen Bau­ge­wer­bes (ZDB) zu sen­den – und zwar für das Akzep­tie­ren der neu­en Bau- Mindestlöhne.

„Hier steht viel auf dem Spiel. Näm­lich der fai­re Wett­be­werb bei fai­rer Bezah­lung. Der Bau darf nicht zur Nied­rig­lohn-Bran­che wer­den. Denn die Fol­gen für die Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lung wären ver­hee­rend – und das mit­ten im Bau-Boom: Selbst Fach­ar­bei­ter wür­den dann abwan­dern. Vom Nied­rig­lohn-Image der Bau­bran­che und ihrem feh­len­den Nach­wuchs ganz zu schwei­gen“, macht Gerald Nick­las klar. Gera­de jun­gen Men­schen müs­se das Signal gege­ben wer­den, dass der Bau eine boo­men­de Bran­che mit Zukunft sei, in der man was Tol­les schaf­fen, den Erfolg sei­ner Arbeit sehen und gutes Geld ver­die­nen könne.

Mit dem Tarif­lohn sei die „Lohn­lat­te“ fair gelegt. Der Basis-Tarif­lohn für einen erfah­re­nen Mau­rer, Zim­me­rer oder Stra­ßen­bau­er im Kreis Kulm­bach lie­ge der­zeit bei 20,63 Euro.

„Wür­den Unter­neh­men, die nicht an den Tarif­lohn gebun­den sind, künf­tig ledig­lich den gesetz­li­chen Min­dest­lohn von der­zeit nur 9,35 Euro bezah­len, dann wür­de das eine kras­se Kluft von über 10 Euro beim Stun­den­lohn bedeu­ten. Das wür­de der Bau nicht verkraften.

Denn das wür­de zu Lasten der Unter­neh­men gehen, die für fai­ren Wett­be­werb und Qua­li­tät ste­hen“, so Nick­las. Dem Bau dro­he dann ein regel­rech­ter Preiskampf.

Genau die­ser Punkt habe den Prä­si­den­ten des Bun­des­so­zi­al­ge­richts, Prof. Dr. Rai­ner Schle­gel, als Schlich­ter für das Bau­haupt­ge­wer­be offen­sicht­lich bewo­gen, sich für neue Bau-Min­dest­löh­ne aus­zu­spre­chen. „Die­ser Schlich­ter­spruch ist für alle Sei­ten – für die IG BAU, die ihm bereits zuge­stimmt hat, vor allem aber für Bau­hand­werk und Bau­in­du­strie – akzep­ta­bel. Zum Woh­le der Bran­che wird’s jetzt Zeit, dass auch die Arbeit­ge­ber ihn akzep­tie­ren“, for­dert der Vor­sit­zen­de der IG BAU Ober­fran­ken, Gerald Nick­las. Wie es tarif­po­li­tisch dann auf dem Bau wei­ter­geht, dar­über wer­den IG BAU und Bau-Arbeit­ge­ber bereits im Früh­jahr ver­han­deln: Dann steht näm­lich die neue Lohn-Tarif­run­de an.