Auf­stel­lungs­ver­samm­lung – Frau­en-Power in Eckersdorf

Bei­gefüg­tes Foto: v.l.n.r.: Susan­ne Bau­er, Danie­la Endl, Andre­as von Heß­berg, Ulri­ke Wag­ner, Susan­ne Höhl, Lisa Wel­lisch, Hans Erhard Kel­ler, Car­la Grü­ne, Andre­as Endl, Uwe Koch, Flo­ri­an Questel.

Orts­ver­band der GRÜ­NEN mit 62% Frau­en­an­teil auf ihrer Kommunalliste

Am Mitt­woch­abend tra­fen sich die Grü­nen des Orts­ver­ban­des Eckers­dorf-Ver­wal­tungs­ge­mein­schaft Mistel­bach zur Listen­auf­stel­lung für die Kom­mu­nal­wahl im Schlossca­fé Fan­ta­sie. Mit dabei waren auch Bürger*innen aus dem Gemein­de­ge­biet, die par­tei­los sind, aber mit den Zie­len der grü­nen Poli­tik sym­pa­thi­sie­ren. Anwe­send waren auch Grü­ne Mit­glie­der aus benach­bar­ten Orts­ver­bän­den, aus dem Kreis­vor­stand und Land­rats­kan­di­dat Andre­as von Heß­berg. Nach einem kur­zen poli­ti­schen Auf­schlag durch den Orts­vor­sit­zen­den Andre­as Endl und der zwei­ten Vor­sit­zen­den Lisa Wel­lisch mit den zukünf­ti­gen grü­nen Arbeits­the­men im Gemein­de­ge­biet, wur­de als Wahl­lei­te­rin die Kreis- und Bezirks­vor­sit­zen­de Susan­ne Bau­er gewählt. Sie erklär­te rou­ti­niert in kur­zer Wei­se die not­we­ni­gen und ein­zu­hal­ten­den For­ma­lia bei einer sol­chen Listen­wahl. Die Kandidat*innen stell­ten sich und ihre poli­ti­schen Leit­the­men und Visio­nen für die Gemein­de Eckers­dorf in zwei­mi­nü­ti­gen Reden vor. Lisa Wel­lisch mahn­te den drin­gen­den öko­lo­gi­schen Auf­bau eines öffent­li­chen Nah­ver­kehrs­sy­stems hin zu einem post­fos­si­len und kun­den­freund­li­chen Trans­port­sy­stem an. „Es kön­ne nicht sein, dass früh und nach­mit­tags tau­sen­de Pkws durch oder von Eckers­dorf nach Bay­reuth fah­ren und fast über­all sitzt nur eine Per­son drin. Jedes Fahr­zeug, was nicht in die Stadt fährt, ist eine Berei­che­rung für die Men­schen, die Umwelt und den Geld­beu­tel.“ Andre­as Endl beton­te, dass drin­gend ein moder­nes Mobi­li­täts­kon­zept ein­ge­rich­tet wer­den muss.

„Wir for­dern das 365-Euro-Jah­res­ticket, klei­ne­re und fle­xi­ble­re Elek­tro-Bus­se mit einem sehr schnel­len Takt und neue Bus­hal­te­stel­len in den Sied­lungs­ge­bie­ten. Von der Haus­tür bis zur Hal­te­stel­le dür­fen nicht mehr als 10 Minu­ten Geh­zeit lie­gen. Außer­dem müs­sen die Bus­se die Mit­nah­me von Fahr­rä­dern, Roll­stüh­len und Kin­der­wä­gen mög­lich machen.“ Die Stu­den­tin Cla­ra Grü­ne, mit 18 Jah­ren sicher­lich eine der jüng­sten zukünf­ti­gen Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­rin­nen im Land­kreis, sprach davon, dass die Gemein­de Eckers­dorf drin­gend den Vor­bil­dern Creu­ßen und Peg­nitz fol­gen müs­se, und eben­falls eine Fair Trade-Gemein­de wer­den muss. „Fair Trade hat etwas mit Ver­ant­wor­tung und Rück­sicht­nah­me auf öko­lo­gi­sche Stan­dards, Men­schen­rech­te und fai­re Teil­ha­be am Wirt­schafts­kreis­lauf zu tun. Der öko­lo­gi­sche Umbau der Gemein­de­ver­wal­tung hin zu einer nach­hal­ti­gen, kli­ma­neu­tra­len und fai­ren Wirt­schafts­wei­se ist drin­gend geboten!“

Uwe Koch ist seit 1982 in Eckers­dorf wohn­haft und beob­ach­tet die Kom­mu­nal­po­li­tik schon sehr lan­ge. „Ich habe ver­schie­de­ne Bür­ger­mei­ster in die­ser Zeit kom­men und gehen sehen. Aber in Sachen Trans­pa­renz und Bür­ger­nä­he, bei­spiels­wei­se bei Beschaf­fung und Neu­bau­pro­jek­ten hat sich nie etwas Grund­sätz­li­ches geän­dert. Ich befürch­te, dass mit der geplan­ten Mehr­zweck­hal­le glei­ches geschieht und die vor­aus­seh­ba­re Kosten­stei­ge­rung die Liqui­di­tät der Gemein­de über sehr vie­le Jah­re kaputt machen wird. Dabei kön­ne das Geld viel bes­ser in das nöti­ge Mobi­li­täts­kon­zept gesteckt wer­den. Susan­ne Höhl sprach die öko­lo­gi­sche Auf­wer­tung des gesam­ten Gemein­de­ge­bie­tes an. „Wir brau­chen drin­gend wie­der die blü­ten­rei­chen Wie­sen und Streu­obst­flä­chen, die es einst um Eckers­dorf gab. Stra­ßen­rand­strei­fen, für die die Gemein­de zustän­dig ist, müs­sen von rei­nen Gras­flä­chen mit hohem Pfle­ge­auf­wand zu Blüh- und Insek­ten­schutz­strei­fen umge­wan­delt wer­den. Außer­dem brau­chen wir wie­der vie­le Obst­bäu­me an den Rän­dern der ein­zel­nen Orts­tei­le – am besten mit alten frän­ki­schen Kultursorten.“

Der Kan­di­dat Hans Erhard Kel­ler ist im Gemein­de­ge­biet schon gut bekannt. Er saß bereits frü­her für die CSU im Gemein­de­rat und ist seit 25 Jah­ren über­zeug­ter Bio-Bau­er. „Selbst der Bau­ern­ver­band hat inzwi­schen kapiert, dass die Bio-Bau­ern gleich­be­rech­tig­te Mit­glie­der im Ver­band sind und dass die Zukunft immer stär­ker der Bio-Land­wirt­schaft gehö­ren wird. Ich fin­de die Ideen der Grü­nen zum öko­lo­gi­schen Umbau unse­rer Gesell­schaft nicht nur wei­test­ge­hend gut, son­dern der Kli­ma­wan­del wird uns alle in die Pflicht neh­men, die­se grü­nen Ideen immer rascher umzu­set­zen.“ Ulri­ke Wag­ner lehrt an der Grund­schu­le in Mistel­gau-Glas­hüt­ten und ist davon über­zeugt, dass sich der öko­lo­gi­sche Umbau unse­rer Gesell­schaft und Wirt­schaft beson­ders auf der kom­mu­na­len Ebe­ne festi­gen muss. „Die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve zur unsäg­li­chen Glo­ba­li­sie­rung ist die Regio­na­li­sie­rung. Nur wenn wir es schaf­fen, die regio­na­len Stoff- und Kon­sum­kreis­läu­fe stark auf­zu­wer­ten, kann die Wert­schöp­fung auch wei­test­ge­hend in unse­rer Regi­on blei­ben. Dazu gehö­ren fai­re Prei­se für die land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­te und die Aner­ken­nung der Kul­tur­land­schafts­pfle­ge durch die Land­wir­te. Des­halb enga­gie­re ich mich auch in der Regio­nal­wert-AG.“ Danie­la Endl kam noch­mals auf die Ver­kehrs­po­li­tik zu spre­chen. „Vie­le Pkws und Lkws fah­ren durch Eckers­dorf mit rück­sichts­los hohen Geschwin­dig­kei­ten. Man kann da nicht erst war­ten, bis etwas Schreck­li­ches pas­siert. Wir for­dern per­ma­nen­te Geschwin­dig­keits­kon­trol­len und mehr Fuß­über­we­ge mit Ampeln, als bis­her. Eben­so muss das gesam­te Rad­we­ge­netz zu den Orts­tei­len und nach Bay­reuth attrak­ti­ver aus­ge­baut wer­den. Dazu muss drin­gend auch die Fahr­bahn­ober­flä­che der Stra­ße am Schloss­park vor­bei run­ter nach Gei­gen­reuth fahr­rad­taug­lich aus­ge­bes­sert wer­den. Momen­tan ist die Strecke eher für Moun­tain­bikes geeig­net. In die Stadt und zurück wäre das eine idea­le Rad­strecke mit nur gerin­ger Stei­gung. Aller­dings brau­chen wir dann auch eine Bedarfs­am­pel am Über­gang zum Rad­weg nach Bayreuth.“

Und so sieht die Eckers­dor­fer Wahl­li­ste von Bündnis90/​DIE GRÜ­NEN und Unab­hän­gi­gen aus: Platz 1–3 Lisa Wel­lisch (33) Kon­zert­pia­ni­stin; Platz 4–6 Andre­as Endl (40) Unter­neh­mens­be­ra­ter, Dipl.Kaufmann (Univ.); Platz 7–9 Car­la Grü­ne (18) Stu­den­tin Umwelt- und Res­sour­cen­tech­no­lo­gie; Platz 10–12 Uwe Koch (63) Ren­ter, Ver­si­che­rungs­kauf­mann; Platz 13–14 Susan­ne Höhl (53) Heil­prak­ti­ke­rin, Maschi­nen­bau­in­ge­nieu­rin; Platz 15–16 Hans Erhard Kel­ler (63) Land­wirt­schafts­mei­ster, Bio-Bau­er, Groß­han­dels­kauf­mann; Platz 17–18 Ulri­ke Wag­ner (61) Grund­schul­leh­re­rin; Platz 19–20 Danie­la Endl (36) Grundschullehrerin.
Im Anschluss an die Wah­len berich­te­te Land­rats­kan­di­dat Dr. Andre­as von Heß­berg über das novel­lier­te Baye­ri­sche Natur­schutz­ge­setz, wel­ches seit dem 1.8. in Kraft getre­ten ist. In meh­re­ren The­men­blöcken stell­te er dar, wel­che Neue­run­gen spe­zi­ell für die Kom­mu­nen von Rele­vanz sind und wo wir alle als Bürger*innen auch mit­ma­chen müs­sen. So geht es auch dar­um, die kom­mu­na­len Ver­wal­tun­gen bis 2030 kli­ma­neu­tral umzu­bau­en und auf den kom­mu­na­len Lie­gen­schaf­ten die neu­en Vor­ga­ben umzu­set­zen. Das reicht vom Ein­satz von syn­the­ti­schen Pflan­zen­schutz­mit­teln über die Fas­sa­den­be­grü­nun­gen von öffent­li­chen Gebäu­den bis zur öko­lo­gi­schen Auf­wer­tung von Grün­flä­chen, für die der kom­mu­na­le Bau­hof zustän­dig ist.

Von Heß­berg beton­te auch, wel­che Auf­la­gen in Zukunft bei der Bewirt­schaf­tung von Dau­er­grün­land­flä­chen zu beach­ten sind und wie die Vor­ga­ben zu insek­ten­freund­li­chen Beleuch­tungs­an­la­gen aus­se­hen. Auf die Fra­ge, ob die Bie­nen durch das neue Gesetz jetzt geret­tet sei­en, ant­wor­te­te Andre­as von Heß­berg: „Bei der in den letz­ten Jahr­zehn­ten nach­weis­lich stän­dig nach unten füh­ren­den Situa­ti­on der Arten­viel­falt und deren Popu­la­ti­ons­dich­ten wür­de ich behaup­ten, das Volks­be­geh­ren und das neue Natur­schutz­ge­setz ver­hel­fen den gefähr­de­ten Arten in Bay­ern zumin­dest zu einer Ver­schnauf­pau­se. Man­che Arten wer­den sich rasch wie­der ein­fin­den. Bei vie­len Arten müs­sen wir alle aber auch tat­kräf­tig mit­hel­fen. Streu­obst­wie­sen, Hecken, Feld­rai­ne, Lese­stein­häu­fen, Klein­ge­wäs­ser, all die vie­len wert­vol­len Habi­tat­struk­tu­ren, die auch unse­re frän­ki­sche und klein­bäu­er­li­che Kul­tur­land­schaft aus­ma­chen, müs­sen wir drin­gend wie­der in die Flä­che zurückbringen!“