„Hel­fen bis die Pro­fis kom­men“ – Out­door-Erste-Hil­fe-Kurs fei­ert in Ober­fran­ken Première

Im Out­door-Erste-Hil­fe-Kurs ler­nen die Teil­neh­mer wie sie fern­ab von Arzt und Kran­ken­haus hel­fen können

Eine Wan­der­grup­pe unter­wegs am Wald­rand irgend­wo in Ober­fran­ken, das Wet­ter ist schön, die Stim­mung ent­spannt. Doch das ist schnell vor­bei, als ein auf­ge­reg­ter Wald­ar­bei­ter auf sie zuläuft: „Kom­men Sie schnell, mein Kol­le­ge ist ver­letzt!“ Der Mann liegt regungs­los am Boden. Und jetzt? Die Wan­de­rer reagie­ren zügig: Atmung kon­trol­lie­ren, sta­bi­le Sei­ten­la­ge, mit einer Wär­me­decke dafür sor­gen, dass der Ver­letz­te nicht aus­kühlt, und vor allem den Ret­tungs­dienst alar­mie­ren. Was ernst klingt, ist in die­sem Fall zum Glück nur eine Übung: Die „Wan­de­rer“ sind Teil­neh­mer eines Out­door-Erste-Hil­fe-Kur­ses und ler­nen in zwei Tagen, wie man Ver­letz­ten unter frei­em Him­mel und fern von Arzt oder Kran­ken­haus hel­fen kann.

Laut Allens­ba­cher Markt- und Wer­be­trä­ger­ana­ly­se gehen fast 40 Mil­lio­nen Deut­sche in ihrer Frei­zeit häu­fig oder ab und zu Wan­dern. Wan­dern ist in. Und auch Akti­vi­tä­ten wie Klet­tern oder Moun­tain­bike­fah­ren erfreu­en sich gro­ßer Beliebt­heit. Um ihren Sport aus­üben zu kön­nen, sind die mei­sten gut aus­ge­rü­stet. Beim The­ma Erste Hil­fe sieht es da schon anders aus: Nur die wenig­sten haben ein Erste-Hil­fe-Pack im Ruck­sack. Nach dem Kurs dürf­te sich das zumin­dest bei den Teil­neh­mern ändern: Sie ler­nen, wie man aus Ästen und einem Seil eine Tra­ge bau­en kann oder wie nütz­lich ein Drei­ecks­tuch beim Tra­gen einer ver­letz­ten Per­son sein kann. „Ver­bands­ma­te­ri­al, Drei­ecks­tü­cher, eine Ret­tungs­decke und ein Seil mit­zu­neh­men, kann ich auf jeden Fall emp­feh­len“, erklärt Frank Rei­se, Aus­bil­der der Johan­ni­ter-Unfall-Hil­fe: „In unse­rem Kurs lernt man aber noch mehr, auch Din­ge, die erst­mal banal erschei­nen, an die man im Not­fall aber viel­leicht nicht denkt.“ Zum Bei­spiel, dass es sinn­voll ist dem alar­mier­ten Ret­tungs­dienst eine Per­son ent­ge­gen­zu­schicken, anstatt ver­zwei­felt zu ver­su­chen, den Stand­ort im Wald irgend­wie zu beschrei­ben. Oder wie man einen Ver­letz­ten betreut, wenn die Anfahrt der Ret­ter im Gelän­de dann doch etwas län­ger dauert.

Der „Lehr­plan“ für die bei­den Tage ist umfang­reich. Am ersten Tag steht die Theo­rie im Mit­tel­punkt: Wie ver­hal­te ich mich im Wald, wel­che Gefah­ren gibt es, wie soll­te mei­ne Aus­rü­stung aus­se­hen und wie kann ich mich ori­en­tie­ren? Am zwei­ten Tag sind die Kurs­teil­neh­mer bei prak­ti­schen Fall­bei­spie­len dann vor allem selbst gefragt: Der ver­un­glück­te Wald­ar­bei­ter ist nur einer von meh­re­ren ‚Ver­letz­ten‘, denen sie an die­sem Tag hel­fen müs­sen. Die Trai­ner schau­en erst ein­mal nur zu und geben dann Tipps und Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge. „Es ist wich­tig, dass die Teil­neh­mer selbst ‚Hand anle­gen‘, einen Ver­letz­ten in die sta­bi­le Sei­ten­la­ge brin­gen oder auch eine Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung durch­füh­ren. Denn wer sol­che Situa­tio­nen schon mal durch­ge­spielt hat, reagiert im Ernst­fall beherz­ter“, erklärt Kurs­lei­ter Frank Reise.

Die Zusam­men­set­zung der Kur­se ist gemischt: „Am Anfang haben wir vor allem an Out­door-Sport­ler, aber auch an Lei­ter von Kin­der- und Jugend­grup­pen gedacht“, so Julia Reisch, bei den Johan­ni­tern in Ober­fran­ken ver­ant­wort­lich für den Bereich Erste-Hil­fe-Aus­bil­dung. „Inzwi­schen hat sich jedoch gezeigt, dass sich auch neue Berufs­grup­pen wie Wald­the­ra­peu­ten oder Wald­ge­sund­heits­trai­ner in unse­ren Kur­sen fit für ihre Tätig­keit unter frei­em Him­mel machen.“ Eines ist auf jeden Fall allen gemein­sam: Sie möch­ten sich in der Natur zu hel­fen wis­sen und in Zukunft in Not­si­tua­tio­nen ruhig und kom­pe­tent reagie­ren zu kön­nen. Und die­ses Ziel ist bei den elf Teil­neh­mern nach zwei Tagen Out­door-Trai­ning auf jeden Fall erreicht.

Auch in 2020 wer­den wie­der Out­door-Hil­fe-Kur­se bei den Johan­ni­tern ange­bo­ten. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und Anmel­dung: Julia Reisch, 0951 208533–26, E‑Mail: ausbildung.​oberfranken@​johanniter.​de.