Sonntagsgedanken: Die erste Gemeinde, Teil II

Symbolbild Religion

Apostelgeschichte des Lukas, Kapitel 2 V. 42ff

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Das dritte Merkmal der urchristlichen Gemeinde war ihre Treue zum Abendmahl. Früher war es in Franken üblich, nur zweimal im Jahr zum „Tisch des HERRN“ zu gehen, nämlich am Karfreitag und am Bußtag. Dieser Brauch unterstrich einerseits die Würde des Sakraments, führte aber andererseits zu Gedränge im Kirchenraum, zu einer würdelosen Massenabfertigung. Nach lutherischer Auffassung ist das Abendmahl nicht nur ein schöner Brauch, sondern es vermittelt das Heil, die leibhafte Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus; und gerade in dunklen Stunden, wenn der persönliche Glaube schwindet, wenn Angst und Wut über uns kommen, dürfen wir Kraft, Ruhe, neue Hoffnung schöpfen aus dem Sakrament. Der unvergessene Jörg Zink erzählt, wie eine Abendmahlsfeier im Kriegsgefangenenlager den aufgewühlten, zutiefst verunsicherten, ja verzweifelten Soldaten neuen Lebensmut schenkte.

Das vierte Merkmal der Urgemeinde war ihr Festhalten am Gebet. Das Gebet ist die natürliche Antwort des Menschen auf Gottes Handeln. Gott schenkt uns ja täglich das Leben neu, die Gemeinschaft mit unseren Lieben, unsere soziale Absicherung, den Frieden in unserem Land, unsere politische Freiheit. Nichts davon ist selbstverständlich. Wer betet, fühlt sich in Verbindung mit Gott, dem Herrn von Milliarden Sternen, fühlt sich von Gott getragen, kommt dadurch zur Ruhe. So wird das Gebet ebenso wie die Sakramente zur Quelle unserer Kraft. Freilich müssen wir Gott auch das Recht einräumen, unsere Bitten nicht zu erhören, denn er ist der Herr, nicht wir. Wenn eine Bitte nicht in Erfüllung geht, lernen wir hieraus vielleicht ein wenig Bescheidenheit, ein wenig Geduld, was gerade heute nötig wäre.

Weitere Sonntagsgedanken

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind