Tag der seelischen Gesundheit in Forchheim eröffnet

Die Organisatoren. Foto: LRA

Die Organisatoren. Foto: LRA

Der Informationstag der PsychoSozialen ArbeitsGemeinschaft Bamberg-Forchheim und der Gesundheitsregionplus des Landkreises Forchheim wurde am 09.10.2019, unter Schirmherrschaft der Bayerischen Gesundheitsministerin Frau Melanie Huml und vom stellvertretenden Landrat Otto Siebenhaar, im Herder-Gymnasium Forchheim eröffnet.

Geladen waren Fachleute und Organisationen, die sich um Menschen mit psychischen Problemen kümmern, sowie interessierte Bürger.

Die Leiterin des Gesundheitsamtes Forchheim, Frau Dr. Christiane Fleischmann, eröffnete zu Beginn die Ausstellung der beratenden, ambulanten, stationären und Selbsthilfe-Einrichtungen im Landkreis Forchheim. Es wurde eine Vielzahl von wichtigen Informationen über Betreuung, Unterbringung, Behandlung und Begleitung, sowie finanzielle Unterstützung von psychisch/ psychiatrisch- und an Sucht Erkrankten angeboten.

Im Anschluss referierte Herr Dr. Daniel Renné, Referatsleiter Psychiatrie am Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, über die Stellung der „Psychiatrie in Bayern und ihre Perspektiven“. Auch wenn sich in der Gesellschaft seit circa 20 Jahren eine gewisse Akzeptanz gegenüber psychischen Erkrankungen zeigt, werden Patienten doch noch immer in Familie, Beruf und/ oder im sozialen Umgang stigmatisiert. Gleichzeitig ist statistisch eine Zunahme von psychischen Erkrankungen zu verzeichnen, insbesondere im Alter, was u.a. dem allgemein zunehmenden Durchschnittslebensalter zuzuschreiben ist. So durchlebt jeder 4. Bürger im Laufe seines Lebens eine psychische Erkrankung. Bei Suchterkrankungen ist z.B. eine Dominanz bei Männern im mittleren Lebensalter zu beobachten. Die Projekte und Maßnahmen des Ministeriums sind darauf ausgerichtet, der Tabuisierung von psychischen Erkrankungen entgegen zu wirken, eine bessere und flächendeckende Behandlung für Patienten zu gewährleisten, sowie das bayerische Netz der Krisendienste zu komplettieren.

Frau Irmgard Pees, die Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes Forchheim, stellte danach die beiden Neuerscheinungen der PSAG vor: den Flyer „Psychosozialer Beratungsführer für die Region Forchheim“ und die ausführliche Broschüre „Psychosozialer Wegweiser, Unterstützung bei psychischen und Sucht – Erkrankungen“. Beide Veröffentlichungen stellen alle im Landkreis Forchheim ansässigen Anlaufstellen für Menschen mit psychischen Problemen vor: im Flyer die Kontaktdaten, in der Broschüre eine umfangreiche Darstellung des Angebotes. Die Medien füllen somit die bisherige Lücke zum Überblick über die regionalen Angebote. Das verantwortliche Aktionsteam setzt sich zusammen aus: Kristina Bär (Landratsamt Forchheim/ Gesundheitsamt), Irene Braun (Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe Forchheim), Susanne John (AWO-Betreuungsverein), Barbara Krebs (Jobcenter Forchheim), Axel Kress (EUTB = ergänzende unabhängige Teilhabeberatung/ SkF Bamberg), Bärbel Matiaske (Landratsamt Forchheim, Gesundheitsregionplus Forchheim), Irmgard Pees (Sozialpsychiatrischer Dienst/ SkF Forchheim), sowie weiteren Fach-Autoren. Die Publikationen dürfen als inhaltlich besonders wertvoll und gestalterisch sehr ansprechend gelobt werden.

Am frühen Abend referierte Frau Dr. Margit Schmolke, Diplompsychologin und Leiterin des Münchner Lehr- und Forschungsinstituts der Deutschen Akademie für Psychoanalyse, in einem Referat „Recovery – Individuelle Genesungsmöglichkeiten von Personen mit einer psychiatrischen Erkrankung“. Sie stellte die in ihrem gleichnamigen Buch veröffentlichten Forschungsergebnisse vor und zeigte anhand einiger Beispiele die Umsetzung des Recovery-Ansatzes in der praktischen Therapie auf. Die grundlegenden Unterschiede zur klassischen Psychotherapie bestehen v.a. darin, dass immer Patient, Behandler und soziales Umfeld (sog. „Trialog“) in die Therapie einbezogen sind; die Therapie setzt Empathie auf allen Seiten voraus, um auf einer persönlichen Beziehungsebene zwischen allen Beteiligten zu wirken. Durch den Recovery-Prozess erwachsen den Betroffenen Chancen auf Besserung ihrer Symptome, werden individuelle Ressourcen aufgefunden und eine neue Lebenswahrnehmung hin zur Sinnerfüllung trotz psychischer Probleme und Hoffnung auf eine individuell positive Lebensqualität wird angestrebt.

Die Gesundheitsregionplus ist ein vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördertes Projekt mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Weitere Auskünfte dazu erhalten Sie von Frau Bärbel Matiaske unter der Telefonnummer: 09191/86-3510.