Akti­on ober­frän­ki­scher Umweltschützer*innen in Bamberg

Wald­ster­ben 2.0 – Kli­ma­schutz jetzt!

Umweltschützer*innen in Bamberg

Umweltschützer*innen in Bamberg

Ober­frän­ki­sche Umweltschützer*innen for­der­ten bei einer Akti­on am Mon­tag­abend in Bam­berg wegen des aktu­el­len Wald­ster­bens mehr Anstren­gun­gen beim Kli­ma­schutz. Mit einer abge­stor­be­nen Kie­fer aus einem frän­ki­schen Wald demon­strier­ten sie die dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung der Wald­schä­den nach den Extrem-Som­mern 2015 und 2018.

„Wir ste­hen vor einem Wald­ster­ben 2.0, das durch die Kli­ma­kri­se ver­ur­sacht wird. Hin­ter­grund sind die extrem hohen Tem­pe­ra­tu­ren der letz­ten Som­mer infol­ge der Kli­ma­kri­se. Ver­ant­wort­lich hier­für sind die feh­len­den poli­ti­schen Maß­nah­men zur Bekämp­fung der Kli­ma­kri­se in den letz­ten Jah­ren. Bay­ern muss jetzt in der der Bun­des­re­gie­rung Nach­bes­se­run­gen des Kli­ma­päck­chens ein­for­dern, denn die bis­her beschlos­se­nen Maß­nah­men rei­chen nicht aus, das Kli­ma­ver­spre­chen von Paris ein­zu­hal­ten und den Tem­pe­ra­tur­an­stieg auf 1,5°C Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur zu begren­zen und damit auch den Schutz der Wäl­der auf den Weg zu brin­gen“, so Richard Mer­gner, Vor­sit­zen­der des BN.

Das erste Wald­ster­ben der 1980er Jah­re, als die Tan­nen auf­grund der Luft­ver­schmut­zung star­ben, konn­te noch durch poli­ti­sches Han­deln ein­ge­dämmt wer­den. Dies geschah damals nicht durch Appel­le, Anrei­ze und Han­del mit Ver­schmut­zungs­rech­ten, son­dern durch eine kla­re poli­ti­sche Nor­men­set­zung: Mit der Groß­feue­rungs­an­la­gen­ver­ord­nung 1983 wur­den die Kraft­werks­be­trei­ber gezwun­gen, Fil­ter ein­zu­bau­en. Seit­dem erhol­ten sich die Wäl­der wie­der. Bei den Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se und dem jet­zi­gen Wald­ster­ben 2.0 braucht es jedoch deut­lich mehr Anstrengungen.

„Auch bei uns im Land­kreis sind die ersten Wald­schä­den fest­zu­stel­len, zum Bei­spiel abster­ben­de Kie­fern, wo die Nadeln schon braun sind“, so Ulrich Buch­holz, der Vor­sit­zen­de der Kreis­grup­pe Forchheim.

„Die Schä­den für Gesell­schaft und Wald­be­sit­zer durch die Kli­ma­kri­se sind heu­te schon enorm. Die Fol­ge­ko­sten für ein wei­te­res Aus­sit­zen der Kli­ma­kri­se durch die Poli­tik wer­den deut­lich höher sein als die Kosten für Kli­ma­schutz­maß­nah­men“, so Fried­rich Oeh­me, Geschäfts­füh­rer bei der BN-Kreisgruppe.

Mit einer toten Kie­fer aus einem frän­ki­schen Wald ver­deut­lich­ten die ober­frän­ki­schen Akti­ven des BN die dra­ma­ti­schen Aus­ma­ße, die das Ster­ben von Bäu­men und teil­wei­se gan­zer Wäl­der in frän­ki­schen Wald­ge­bie­ten ange­nom­men hat. Die Vertreter*innen der neun Kreis­grup­pen und etli­cher Orts­grup­pen tra­fen sich am Mon­tag, 14.10.19 im Bam­ber­ger Restau­rant Korn­blu­me zu ihrer Herbsttagung.

Hin­ter­grund: Dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung der Wald­schä­den: Wald­ster­ben 2.0

Die Kli­ma­kri­se trifft die Wäl­der ver­schie­de­ner Regio­nen Bay­erns und Deutsch­lands sehr hart. Vor allem die Nadel­baum­ar­ten Kie­fer und Fich­te lei­den unter den zuneh­men­den Kli­ma­ex­tre­men Hit­ze, Trocken­heit und Stür­men. In Nord­bay­ern und etli­chen Bun­des­län­dern ster­ben in den tie­fe­ren und wär­me­ren Lagen immer mehr Kie­fern ab, teil­wei­se sogar gan­ze Wäl­der. In den Mit­tel­ge­bir­gen und in Süd­bay­ern rafft der Bor­ken­kä­fer zahl­rei­che Fich­ten dahin, die durch Hit­ze und Trocken­heit so geschwächt sind, dass sie dem Bor­ken­kä­fer mas­sen­haft zum Opfer fal­len. Die Aus­brei­tung der Fich­ten-Bor­ken­kä­fer ist in eini­gen Pri­vat­wäl­dern so mas­siv, dass man­che Wald­be­sit­zer den Kampf gegen den Bor­ken­kä­fern auf­ge­ge­ben haben. Es feh­len auch schlicht die Kapa­zi­tä­ten für die Auf­ar­bei­tung der Bor­ken­kä­fer­schä­den. Als Alter­na­ti­ven zu die­sen beson­ders gefähr­de­ten Baum­ar­ten gel­ten Eichen, Buchen und Weiß­tan­nen, die eine mode­ra­te Erwär­mung ver­kraf­ten wür­den. Aber auch die­se Baum­ar­ten ste­hen unter Stress und wür­den eine Kli­ma­er­wär­mung von 4 bis 5 °C wohl nicht über­le­ben. Die bis­he­ri­gen Wald­um­bau­be­mü­hun­gen, d.h. die Unter­pflan­zun­gen der Wald­be­sit­zer und För­ster sind gefähr­det, wenn die Poli­tik nicht end­lich beim Kli­ma­schutz handelt.

Eine wei­te­re Ver­schär­fung des Baum- und Wald­ster­bens wür­de zahl­rei­che zen­tra­le Lei­stun­gen die­ser Wäl­der für die Daseins­vor­sor­ge stark beein­träch­ti­gen und gefähr­den. Dies beträ­fe den Trinkwasser‑, Hochwasser‑, Klima‑, Boden‑, Lawi­nen- und den Bio­top­schutz die­ser Wäl­der, so z.B. die Trink­was­ser­ver­sor­gung und die Bewohn­bar­keit des Alpen- und Vor­al­pen­raums sowie der Flusstäler.