Aktu­el­le Ergeb­nis­se der Bam­ber­ger „For­schungs­grup­pe Retourenmanagement“

Symbolbild Bildung

Aktu­el­le Ergeb­nis­se der Bam­ber­ger For­schungs­grup­pe Retourenmanagement

Björn Asdecker hat die Hintergründe der Retourenentsorgung erforscht. Quelle: Benjamin Herges/Universität Bamberg

Björn Asdecker hat die Hin­ter­grün­de der Retou­ren­ent­sor­gung erforscht.
Quel­le: Ben­ja­min Herges/​Universität Bamberg

Im deut­schen Online- und Ver­sand­han­del wer­den knapp vier Pro­zent der zurück­ge­sand­ten Ware ent­sorgt, was etwa 20 Mil­lio­nen Arti­keln pro Jahr ent­spricht. War­um? Das woll­te Dr. Björn Asdecker, Lei­ter der For­schungs­grup­pe Retou­ren­ma­nage­ment der Uni­ver­si­tät Bam­berg, in einer aktu­el­len Umfra­ge wis­sen. „Mit die­ser Stu­die lie­gen jetzt erst­mals detail­lier­te Erkennt­nis­se über die Hin­ter­grün­de der Retou­ren­ent­sor­gung vor“, erklärt Asdecker. „Dies ist wich­tig, um dar­aus auf der poli­ti­schen Ebe­ne die rich­ti­gen Schlüs­se zie­hen zu können.“

Bereits Anfang 2019 hat­te die For­schungs­grup­pe Retou­ren­ma­nage­ment im Retou­renta­cho 2018/19 fest­ge­stellt, dass etwa 20 Mil­lio­nen zurück­ge­sand­te Online-Arti­kel ver­nich­tet wer­den. Nun befrag­te die For­schungs­grup­pe wei­te­re 139 deut­sche Online- und Mul­ti-Chan­nel-Händ­ler. Letz­te­re ver­kau­fen ihre Pro­duk­te über meh­re­re Kanä­le, unter ande­rem über das Inter­net. Nach der Umfra­ge kann Asdecker die Ursa­chen benen­nen: „Eine Ent­sor­gung ist oft­mals alter­na­tiv­los. So ist bei etwas über der Hälf­te der ent­sorg­ten Arti­kel eine Wie­der­auf­be­rei­tung nicht mög­lich, weil sie bei­spiels­wei­se defekt sind.“ Eine wei­te­re Ursa­che sei aus Nach­hal­tig­keits­sicht beson­ders bedenk­lich: Die Händ­ler müs­sen cir­ca eine Mil­li­on Pro­duk­te ver­nich­ten, weil Mar­ken- und Patent­in­ha­ber ihnen das vor­ge­ben. „Da sich die­se Arti­kel meist in einem sehr guten Zustand befin­den, han­delt es sich hier­bei um eine offen­sicht­li­che Res­sour­cen­ver­schwen­dung“, sagt Asdecker.

In immer­hin knapp 40 Pro­zent der Fäl­le wäre es zumin­dest theo­re­tisch mög­lich, dass Händ­ler die Ware spen­den, sofern sich ein Emp­fän­ger dafür fin­det. Das betrifft 7,5 Mil­lio­nen Arti­kel pro Jahr. War­um wer­den die­se Arti­kel nicht gespen­det? Das liegt in erster Linie an steu­er­li­chen Grün­den, etwa dar­an, dass die zu bezah­len­de Umsatz­steu­er die Ent­sor­gungs­ko­sten über­steigt. Außer­dem geben vor allem klei­ne Händ­ler an, dass es zu auf­wen­dig wäre, eine geeig­ne­te Spen­den­or­ga­ni­sa­ti­on aus­zu­wäh­len. „Offen­sicht­lich brau­chen die Händ­ler mehr Infor­ma­tio­nen dar­über, wer Sach­spen­den in klei­nen Stück­zah­len annimmt“, inter­pre­tiert Asdecker.

Ein wei­te­rer Grund, war­um Händ­ler den Weg der Ent­sor­gung wäh­len, sind die gerin­gen Kosten, die die Befrag­ten im Durch­schnitt mit 0,85 Euro pro Arti­kel ange­ben. „Die Ent­sor­gung ist offen­sicht­lich kosten­gün­stig und für End­ver­brau­cher nicht trans­pa­rent. Aktu­ell kön­nen Kun­den nicht nach­voll­zie­hen, was mit ihren Retou­ren pas­siert“, so Asdecker. „Um Händ­ler zu moti­vie­ren, sich aktiv für mehr Trans­pa­renz und eine gerin­ge Ent­sor­gungs­quo­te ein­zu­set­zen, sind Anrei­ze nötig, zum Bei­spiel ein Retou­ren-Nach­hal­tig­keits-Sie­gel.“ Einem Ver­bot der Retou­ren­ver­nich­tung nach dem Vor­bild Frank­reichs ste­hen die Befrag­ten kri­tisch gegen­über – eben­so wie Asdecker: „Ein Ver­bot kön­nen Händ­ler auf ein­fa­che Wei­se umge­hen und eine effek­ti­ve Kon­trol­le wäre mit unver­hält­nis­mä­ßig gro­ßem Auf­wand ver­bun­den.“ Statt­des­sen plä­diert er dafür, dass „die Poli­tik vor­han­de­ne Ent­sor­gungs­an­rei­ze und Spen­den­hemm­nis­se abbaut.“

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter: www​.uni​-bam​berg​.de/​p​u​l​/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​s​g​r​u​p​p​e​-​r​e​t​o​u​r​e​n​m​a​n​a​g​e​m​ent und www​.retou​ren​for​schung​.de