18 Mona­te Erfah­rung mit robo­ter­ar­mas­si­stier­ter Ope­ra­ti­ons­me­tho­de am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz

Der Vorsitzende des Fördervereins Klinikum Forchheim e.V.  Franz Streit dankt Gerda und Helmut Zinner für die Bereitschaft ihre persönlichen Erfahrungen zu teilen. Foto © Franka Struve/Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

Der Vor­sit­zen­de des För­der­ver­eins Kli­ni­kum Forch­heim e.V. Franz Streit dankt Ger­da und Hel­mut Zin­ner für die Bereit­schaft ihre per­sön­li­chen Erfah­run­gen zu tei­len. Foto © Fran­ka Struve/​Klinikum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz

„Das Knie ist ein sehr kom­ple­xes Gelenk, wel­ches weit mehr Funk­tio­nen hat als ein ein­fa­ches Schar­nier“, erläu­tert Dr. Uwe Leh­mann, Chef­arzt der Ortho­pä­die und Unfall­chir­ur­gie am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz, im Rah­men der Vor­trags­rei­he des För­der­ver­eins Kli­ni­kum Forch­heim e.V. im gut besuch­ten Konferenzsaal.

Abwä­gen zwi­schen Lebens­qua­li­tät und Symptomen

Die­se Kom­ple­xi­tät des Gelen­kes, wel­ches durch Bän­der und Seh­nen sta­bi­li­siert und durch Zug­kräf­te der Mus­keln bewegt wird, erschwe­re den Ersatz durch ein künst­li­ches Implan­tat. Unum­wun­den räumt Dr. Leh­mann ein, dass rund zwei von fünf Pati­en­ten Pro­ble­me mit einer Knie­ge­lenks­pro­the­se haben. Er emp­fiehlt daher genau abzu­wä­gen zwi­schen den Sym­pto­men, die mit einem Ver­schleiß der Knor­pel­mas­se ein­her­ge­hen, und der ver­blei­ben­den Lebens­qua­li­tät. Wenn jeder Schritt schmerzt, man abends vor Schmer­zen kei­nen Schlaf fin­det oder nachts des­we­gen auf­wacht und man maxi­mal 100 Meter zu Fuß bewäl­ti­gen kann, soll­te man einen künst­li­chen Ersatz von Tei­len des Knie­ge­len­kes oder des gesam­ten Gelen­kes in Erwä­gung zie­hen, so Dr. Lehmann.

Zer­ti­fi­zier­te Erfahrung

Die Ope­ra­teu­re des zer­ti­fi­zier­ten Endo­pro­the­tik­zen­trums Forch­heim (Endo­Fo), Dr. Uwe Leh­mann, Dr. Roß­meißl, Jür­gen Waibel und Dr. Wolf­gang Mül­ler, haben sich auf das Ein­set­zen von Endo­pro­the­sen spe­zia­li­siert, das sind Implan­ta­te, wel­che dau­er­haft im Kör­per blei­ben und ein Gelenk erset­zen. Zusam­men bringt das Endo­Fo-Team mehr als 150 Jah­re Erfah­rung in der Endo­pro­the­tik mit aus mehr als 10.000 Prothesenimplantationen.

Seit März 2018 ope­rie­ren die Exper­ten mit einem robo­ter­ar­mas­si­stier­ten System. Im Vor­feld des Ein­griffs wird eine spe­zi­el­le Pla­nungs-Com­pu­ter­to­mo­gra­fie (CT) ange­fer­tigt, die die indi­vi­du­el­le Ana­to­mie des Pati­en­ten erfasst. Das dar­aus resul­tie­ren­de 3D- Modell dient als Pla­nungs­grund­la­ge der Pro­the­se. Die Schlit­ten­pro­the­se oder Total­en­do­pro­the­se wird für jeden Pati­en­ten indi­vi­du­ell in das 3D-Modell eingepasst.

Funk­ti­ons­wei­se

Wäh­rend der Ope­ra­ti­on nutzt der Ope­ra­teur die robo­ter­ar­m­un­ter­stütz­te Tech­no­lo­gie zum Sägen des Pro­the­sen­betts. Dabei wer­den Punk­te am offe­nen Knie gemes­sen und die Daten an einen Com­pu­ter über­tra­gen. Ein Medi­zin­pro­dukt­spe­zia­list beglei­tet die gesam­te Ope­ra­ti­on, plant mit dem Ope­ra­teur die exak­te Posi­tio­nie­rung der Pro­the­se und nimmt die Fein­ab­stim­mung der Bän­der­span­nung vor. Die Genau­ig­keit der Säge beträgt ein 1/10 Mil­li­me­ter und ein Grad. Bei einer Abwei­chung von der Pla­nung stoppt der Säge­vor­gang auto­ma­tisch. Kei­ne Bän­der- oder Ner­ven­struk­tu­ren kön­nen beschä­digt werden.

Beweg­li­cher, weni­ger Schmer­zen, gerin­ge­re Revisionsrate

Dr. Leh­mann zieht ein Resü­mee nach den ersten 18 Mona­ten mit der neu­en Tech­no­lo­gie: „In Punk­to Prä­zi­si­on und Pati­en­ten­si­cher­heit ist die com­pu­ter­un­ter­stüt­ze Tech­nik unschlag­bar.“ Eine Umfra­ge unter den im Kli­ni­kum Forch­heim Ope­rier­ten ergab, dass die robo­ter­un­ter­stützt-Ope­rier­ten wesent­lich zufrie­de­ner mit ihrem Beweg­lich­keit waren (Note 2,1) als die her­kömm­lich Ope­rier­ten (Note 2,8).

Inter­na­tio­na­le Stu­di­en aus den USA, Austra­li­en und Schwe­den legen nahe, dass ein manu­el­ler Teil­ge­lenk­flä­chen­er­satz am Knie bei mehr als vier Pro­zent der Pati­en­ten einen erneu­ten Ein­griff inner­halb von zwei Jah­ren nach sich zieht, wäh­rend die robo­ter­arm-assi­stier­te Metho­de nur einen zwei­ten Ein­griff bei etwas mehr als einem Pro­zent der Pati­en­ten erfordert.

Daten­er­he­bun­gen zei­gen, dass der Schmerz­mit­tel­ver­brauch nach der Ope­ra­ti­on gerin­ger ist, die Lie­ge­zei­ten kür­zer und die früh­funk­tio­nel­le Erho­lung rascher bei der robo­ter­ar­mas­si­stier­ten Metho­de ein­tritt als bei her­kömm­lich Operierten.

Erfah­run­gen am eige­nen Leib

Die per­sön­li­chen Erfah­run­gen von Ger­da und Hel­mut Zin­ner aus Neun­kir­chen am Brand unter­mau­ern die posi­ti­ven Ergeb­nis­se: Hel­mut Zin­ner hat­te bereits ein her­kömm­lich ope­rier­tes Knie­ge­lenk und ließ sich im Mai das zwei­te Knie mit robo­ter­arm-assi­stier­ter Tech­nik ope­rie­ren. Sei­ne Frau hat das lin­ke Knie mit der neu­en Tech­no­lo­gie in Forch­heim ope­rie­ren las­sen: „Mir ging es wäh­rend der ersten OP und auch seit­dem gut von Anfang an. Des­we­gen bin ich sehr zuver­sicht­lich und las­se mir jetzt auch das zwei­te Knie machen“, sagt sie. Ihr Mann geht ins Fit­ness­stu­dio und kann eine hal­be Stun­de auf dem Lauf­band laufen.

Anschlie­ßend stell­ten die Inter­es­sier­ten vie­le Fra­gen, zum Bei­spiel nach der MRT-Taug­lich­keit und der Lebens­dau­er der Pro­the­sen. Dr. Leh­mann ant­wor­te­te, dass die Pro­the­sen MRT-taug­lich sei­en und eine Lebens­dau­er von 15 bis 20 Jah­ren hätten.