Ver­tre­ter von Euro­Na­tur unter­stüt­zen For­de­rung nach Schutz­ge­biet im Steigerwald

Buchen­wäl­der im Stei­ger­wald ver­die­nen Sta­tus als Weltnaturerbe

Vertreter von EuroNatur besuchen Naturwaldreservat Waldhaus im Steigerwald: In der Mitte mit Mütze Waldexperte Prof. Mario Broggi, links der Altbuche Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur und Liebhard Löffler, 1. Vorsitzender des Vereins Nationalpark Steigerwald. Vor dem Baum Forstamtsleiter Ebrach a.D. Georg Sperber. Foto: Ulla Reck

Ver­tre­ter von Euro­Na­tur besu­chen
Natur­wald­re­ser­vat Wald­haus im Stei­ger­wald: In der Mit­te mit Müt­ze
Wald­ex­per­te Prof. Mario Brog­gi, links der Alt­bu­che Gabri­el Schwa­de­rer,
Geschäfts­füh­rer von Euro­Na­tur und Lieb­hard Löff­ler, 1. Vor­sit­zen­der des
Ver­eins Natio­nal­park Stei­ger­wald. Vor dem Baum Forst­amts­lei­ter Ebrach a.D.
Georg Sper­ber. Foto: Ulla Reck

Ver­tre­ter der Stif­tung Euro­Na­tur besuch­ten am Wochen­en­de gemein­sam mit Stif­tungs­rä­ten aus der Schweiz und Liech­ten­stein die Buchen­wäl­der im Nord­stei­ger­wald. Pro­fes­sor Dr. Mario Brog­gi, Forst­in­ge­nieur und Öko­lo­ge, beglei­te­te die Grup­pe als pro­mi­nen­ter Wald­ex­per­te. Brog­gi ist inter­na­tio­nal bekannt durch sei­ne For­schungs- und Bera­tungs­tä­tig­keit in der Schweiz, Öster­reich und Liech­ten­stein sowie im Euro­pa­rat. Als lang­jäh­ri­ger Direk­tor der Eid­ge­nös­si­schen For­schungs­an­stalt für Wald, Schnee und Land­schaft betrieb er Urwald­for­schung in den Buchen­ur­wäl­dern der Kar­pa­ten und war maß­geb­lich betei­ligt bei der Aus­wei­sung wich­ti­ger Buchen-Urwäl­der in der Ukrai­ne und in der Slo­wa­kei als Welt­na­tur­er­be. Die Teil­neh­mer waren beein­druckt von der hohen Qua­li­tät der alten Buchen­wäl­der im Stei­ger­wald. Sie unter­stüt­zen die For­de­rung der Ver­bän­de, in den Buchen­wäl­dern im Nord­stei­ger­wald umge­hend ein groß­flä­chi­ges, nut­zungs­frei­es Schutz­ge­biet aus­zu­wei­sen. Gabri­el Schwa­de­rer, Geschäfts­füh­rer von Euro­Na­tur, beton­te, dass der Stei­ger­wald mit einem aus­rei­chen­den Schutz­ge­biet bereits seit 2011 Teil des UNESCO Welt­na­tur­er­bes wäre. Ver­ant­wort­lich für den Schutz die­ser wert­vol­len Buchen­wäl­der ist die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung, deren Zutun dafür uner­läss­lich ist. Georg Sper­ber, ehe­ma­li­ger Forst­amts­lei­ter von Ebrach, führ­te die Gäste in das seit einem hal­ben Jahr­hun­dert nut­zungs­freie Natur­wald­re­ser­vat „Wald­haus“. Als Ver­tre­ter des Bür­ger-Ver­eins Natio­nal­park Stei­ger­wald war Lieb­hard Löff­ler, als Ver­tre­ter des Freun­des­krei­ses Natio­nal­park Stei­ger­wald waren Ulla Reck und Gün­ther Oltsch anwe­send. Löff­ler nahm als Vor­sit­zen­der des Bür­ger­ver­eins die Bemer­kung des Exper­ten für Unesco-Fra­gen , dass es schon seit acht Jah­ren ein Welt­na­tur­er­be Stei­ger­wald geben könn­te, auf und frag­te ver­wun­dert, wie­so man nicht ein­mal die Chan­cen dar­auf mit­hil­fe einer Mach­bar­keits­stu­die unter­sucht und statt­des­sen alle Chan­cen für die Regi­on boy­kot­tiert hat? Die Ver­ant­wor­tung dafür trifft die Poli­tik und alle Ver­hin­de­rer. Sie wer­den der nach­fol­gen­den Gene­ra­ti­on Rechen­schaft able­gen müssen.

Die aktu­el­len Dür­re­schä­den waren eben­falls The­ma. Georg Sper­ber erin­nert sich an eini­ge Hit­ze­re­kord­jah­re in sei­ner Dienst­zeit, wie 1976, als der Wald von Forst­ex­per­ten vor­schnell tot­ge­sagt wur­de, sich aber mit Aus­nah­me ein­zel­ner Bäu­me immer wie­der flä­chig erhol­te. Mario Brog­gi sieht die aktu­el­le Situa­ti­on nicht als Wald­ster­ben, son­dern als „Baum­ster­ben“ und ist sicher, die Natur hilft sich selbst und wird dadurch resi­sten­ter. Die Exper­ten sind sich einig, dass von der Poli­tik sofort wir­kungs­vol­le Kli­ma­schutz­maß­nah­men umge­setzt wer­den müs­sen. Es ist aber eben­so wich­tig, jetzt der Natur die nöti­ge Zeit und den nöti­gen Frei­raum zu las­sen, sich zu rege­ne­rie­ren und anzu­pas­sen. Blin­der Aktio­nis­mus mit Auf­räum­ar­bei­ten und Anpflan­zung neu­er Bäu­me, teils aus­län­di­scher Baum­ar­ten, sei der abso­lut fal­sche Weg und behin­de­re eher den Pro­zess. Bäu­me, die von Keim­ling an durch Natur­ver­jün­gung auf­wach­sen, bil­den einen wesent­lich sta­bi­le­ren Wald als ange­pflanz­te. Unbe­rühr­te Urwäl­der, eben­so „Natur­wäl­der“, die sich nach jahr­hun­der­te­lan­ger Nut­zung wie­der frei ent­fal­ten, spei­chern gigan­ti­sche Men­gen an Koh­len­stoff und haben so eine wesent­li­che Rol­le im Klimaschutz.

Euro­na­tur

„Euro­Na­tur“ ist eine inter­na­tio­nal täti­ge Natur­schutz­stif­tung, die grenz­über­schrei­tend Pro­jek­te in ganz Euro­pa rea­li­siert. Ihr Ziel ist, das euro­päi­sche Natur­er­be in sei­ner Viel­falt zu erhal­ten und wert­vol­le Natur- und Kul­tur­land­schaf­ten zu schüt­zen. Euro­Na­tur enga­giert sich für den Schutz bedroh­ter Lebens­räu­me und Arten sowie der letz­ten Wild­nis­ge­bie­te Euro­pas. Aktu­ell läuft auch ein Pro­jekt gegen die Abhol­zung der Urwäl­der in den rumä­ni­schen Karpaten.

Buchen-Natur­er­be in Bay­ern umge­hend schützen!

Die Urwäl­der Euro­pas waren Buchen­wäl­der. Deutsch­land beher­bergt ein Vier­tel der Flä­che ihres natür­li­chen Vor­kom­mens. Die letz­ten groß­flä­chi­gen und rei­nen Buchen­ur­wäl­der Euro­pas befin­den sich in den Kar­pa­ten, sie sind von Abhol­zung stark bedroht. In Deutsch­land gibt es kei­ne Urwäl­der mehr, von der ursprüng­li­chen Buchen­flä­che sind nur noch gerin­ge Reste, knapp 8 Pro­zent, übrig. Der Groß­teil davon ist jun­ger Wirt­schafts­wald. Buchen­holz wird ger­ne als Brenn­holz genutzt, der Forst­be­trieb Ebrach ist nach eige­nen Aus­sa­gen einer der größ­ten Brenn­holz­pro­du­zen­ten Deutsch­lands. Der Nord­stei­ger­wald ist Bay­erns wert­voll­stes Gebiet, das zweit­wert­voll­ste ist der Hoch­spes­sart. Die weni­gen bestehen­den Reste älte­rer Laub­misch­wäl­der müs­sen jetzt umge­hend geschützt werden!

Ver­ein Natio­nal­park Stei­ger­wald e.V.