Kinder-„Asyloper“ in Bamberg

Inspirationen von Schlingensief bis Rossini?

Eine zeitgenössische Operninszenierung mit Kindern? Ja! Und darüber hinaus mit brisantem aktuellem Inhalt und ausgehend von Schlingensiefs Operndorfidee und Rossinis Oper „Moses in Ägypten“.

“Die europäischen Gäste können dann statt auf den grünen Hügel zu gehen von hier auf die Savanne schauen” unter anderem so beschrieb Christoph Schlingensief seine Idee des Operndorfs in Bukina Faso. Wichtig dabei ist es, dass die Oper wohl der bildungsbürgerlichste und westeuropäisch geprägte kanonische Hochkulturraum schlechthin ist. Diesen in die afrikanische Savanne zu verlegen war die Idee Schlingensiefs. Olga Seehafer und Felix Forsbach schließen in ihrem theaterpädagogischen Projekt “Asyloper” daran an. Die Oper “Moses in Ägypten” von Rossini dient als Startpunkt der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Milieus, die meisten der teilnehmenden Jugendlichen haben Migrationshintergrund. In Rossinis Oper werden die Hebräer aus Ägypten vertrieben, Moses teilt das Meer und flieht vor der drohenden Strafe des Pharaos mit seinem Volk nach Israel. Diese biblische Geschichte wird in der Asyloper als Folie genutzt. Einige Teilnehmer*innen des Projekts haben selbst Fluchterfahrung und zu Zeiten, in denen die Seenotrettung so umstritten ist und die Aufnahme hilfesuchender Menschen so torpediert wird wünscht sich manch ein Mensch Moses mit seinem das Meer teilienden Stab zurück.

Eine sozialengagierte Oper mit benachteiligten Jugendlichen

Ausgehend von den Ideen Schlingensiefs und der Handlung der Oper von Rossini haben Olga Seehafer und Felix Forsbach vom Franz KAfkA e.V. in Kooperation mit seebach GbR, iSo e.V. und dem Theater im Gärtnerviertel mit den Jugendlichen eine eigene Inszenierung des Stoffes umgesetzt. Dabei wird auf die klassischen Zutaten einer Oper verzichtet und innerhalb der Arbeit wurde die Handlung mit den persönlichen Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen versehen und zum Teil ersetzt. So entstand die Asyloper als eine neue Form der sozialengagierten Oper. Es ist den beiden Organisator*innen leider aufgrund behördlicher Schwierigkeiten nicht gelungen die Aufführung auf dem Bamberger AEO Gelände zu realisieren. Dennoch wurde der derzeit aufgrund seiner kürzlichen Schließung dem Bamberger Kulturleben entrissene Raum der “Alten Seilerei” dank der Hilfe von iSo e.V. und Eberth Bau für diesen Zweck wieder temporär bespielbar gemacht.

Bundesweite Relevanz

Die Erarbeitung und Inszenierung der “Asyloper” wird vom Bundesverband freie darstellende Künste innerhalb des Projekts “tanz+theater machen stark” gefördert. Die “Asyloper” des Franz KAfkA e.V. ist erst das 3. Projekt in Bayern seit bestehen des Förderprogramms (2014), welches die umfangreiche Arbeit einer Inszenierung mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen umsetzt.

Asyloper

  • Aufführungen:
    • Freitag, 6.9.2019,
    • Samstag, 7.9.2019
    • Sonntag 8.9.2019
  • jeweils um 19 Uhr
  • Alte Seilerei, Bamberg