Forst­be­trieb Ebrach: Stel­lung­nah­me zur Pres­se­mit­tei­lung des BUND Natur­schut­zes vom 16.08.2019

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Zu den Aus­sa­gen in der Pres­se­mit­tei­lung des BUND Natur­schutz vom 16.08.2019 nimmt der Forst­be­trieb Ebrach wie folgt Stellung.

Vor­be­mer­kung:

Es wird begrüßt, dass sich der BUND Natur­schutz mit den Abster­be­vor­gän­gen bei Buchen im Stei­ger­wald beschäf­tigt. Sinn­voll wäre es jedoch, wenn sich der BUND Natur­schutz vor der Abga­be einer Pres­se­mit­tei­lung bei den Fach­leu­ten der Baye­ri­schen Staats­for­sten infor­mie­ren wür­de. Der Forst­be­trieb Ebrach trägt schließ­lich die Ver­ant­wor­tung für den Staats­wald und muss die erfor­der­li­chen Maß­nah­men treffen.

Wenn Pres­se­mit­tei­lun­gen abge­ge­ben wer­den ohne die Fach­leu­te vor Ort ein­zu­bin­den, ent­steht der Ein­druck, dass die Kli­ma­kri­se zur Durch­set­zung ande­rer Zie­le benutzt wer­den soll. Das wird jedoch der dra­ma­ti­schen Ent­wick­lung in den Wäl­dern des Stei­ger­wal­des nicht gerecht.

Zu ein­zel­nen Punk­ten der Pressemitteilung

Aus­sa­ge des BUND Natur­schutz: „Die Buche ist in Euro­pa hei­misch und kri­sen­er­probt, sie gilt im Kli­ma­wan­del auf vie­len Stand­or­ten – auch im Stei­ger­wald – als Baum­art der Zukunft“

Dazu der Forst­be­trieb Ebrach: Alle Kli­ma­ex­per­ten pro­gno­sti­zie­ren für den frän­ki­schen Raum eine wei­te­re Zunah­me der Tem­pe­ra­tu­ren und einen Rück­gang der Nie­der­schlags­men­gen in der Vegetationszeit.

Schon bis­her hat die Buche auf den toni­gen und pseu­do­ver­gley­ten Keu­per­bö­den Pro­ble­me mit der Durch­wur­ze­lung und unter Was­ser­man­gel gelit­ten. Die Buche kann oft nur ein fla­ches Wur­zel­werk aus­bil­den, was die häu­fi­gen Wind­wür­fe zeigen.

Neu ist, dass die Buche auch auf den Sand­stein­bän­ken des Schilf‑, Bla­sen und Cobur­ger Bau­sand­steins Pro­ble­me mit der Was­ser­ver­sor­gung hat.

Des­halb hat die Argu­men­ta­ti­on, die Buche sei hei­misch, allen­falls eine Aus­sa­ge­kraft für die Ver­gan­gen­heit, nicht jedoch für künf­ti­ge Situa­tio­nen. Von einer „Baum­art der Zukunft“ zu spre­chen, wird schon jetzt von der Rea­li­tät überholt.

Aus­sa­ge des BUND Natur­schutz: „Natur­wäl­der haben ein feuch­te­res, küh­le­res Wald­in­nen­kli­ma, weil die hohe Struk­tur­viel­falt die Hit­ze abhält und das Kro­nen­dach nicht stän­dig durch Baum­ent­nah­men auf­ge­ris­sen wird“

Dazu der Forst­be­trieb Ebrach: Im Forst­be­trieb sind bereits über 1000 Hekt­ar als Natur­wäl­der oder Natur­wald­re­ser­va­te aus­ge­wie­sen. Oft sind die­se schon seit vie­len Jah­ren nicht mehr genutzt. Unter­stellt man glei­che Stand­orts­ver­hält­nis­se, so ist kein Unter­schied zwi­schen den Natur­wäl­dern und bewirt­schaf­te­ten Wäl­dern erkenn­bar. Bei­spiels­wei­se han­delt es sich bei den mas­si­ven Abster­be­vor­gän­gen, die vom Stei­ger­wald­zen­trum aus am gegen­über­lie­gen­den Hori­zont zu erken­nen sind, um Tritt­stein­flä­chen, in denen seit lan­gem schon kein Holz mehr genutzt wurde.

Wer sich mit Wald­struk­tu­ren in Urwäl­dern beschäf­tigt, weiß, dass groß­kro­ni­ge Bäu­me die Regeln sind und immer wie­der Lücken ent­ste­hen, wenn ein sol­cher Baum umfällt.

Genau das ist das Vor­bild für die Laub­wald­be­wirt­schaf­tung im Forst­be­trieb Ebrach.

Die in den 1970er Jah­ren im dama­li­gen Forst­amt Ebrach unter des­sen Lei­ter Dr. Georg Sper­ber begon­ne­ne natur­ge­mä­ße Wald­be­wirt­schaf­tung hat sich an der Struk­tur von sol­chen Natur­wäl­dern orientiert.

Wenn der BUND Natur­schutz die­se Form der Wald­be­wirt­schaf­tung heu­te anpran­gert, muss er erklä­ren, wie er sich dann über­haupt eine natur­na­he Wald­be­wirt­schaf­tung vor­stellt. Er muss auch erklä­ren, wie er ohne Holz­ein­schlag die klei­nen, seit Gene­ra­tio­nen auf Eichen und Buchen spe­zia­li­sier­ten Säge­wer­ken im Stei­ger­wald mit Holz belie­fern will und ob er über­haupt noch zum umwelt­freund­li­chen Roh­stoff Holz steht.

Aus­sa­ge des BUND Natur­schutz: „Natur­wäl­dern kommt eine zen­tra­le Rol­le zu. Denn dort kön­nen unge­stört Anpas­sungs­pro­zes­se ablau­fen, die uns zei­gen, wel­che Baum­ar­ten dem Kli­ma­wan­del standhalten.“

Dazu der Forst­be­trieb Ebrach: Der Aus­sa­ge kann zuge­stimmt wer­den. Aller­dings genü­gen dazu die im Forst­be­trieb Ebrach bereits aus­ge­wie­se­nen 1.200 Hekt­ar Naturwaldflächen.

Die ange­spro­che­nen Anpas­sungs­vor­gän­ge lau­fen im Übri­gen auch in den bewirt­schaf­te­ten Wäl­dern ab. Es gibt auf nahe­zu der gesam­ten Wald­flä­che Natur­ver­jün­gung. Die­se unter­liegt in der­sel­ben Wei­se einer Selek­ti­on wie sie in Natur­wald­flä­chen abläuft.

Was aller­dings die Inven­tur­er­geb­nis­se in den Natur­wald­flä­chen des Forst­be­triebs bereits jetzt deut­lich zei­gen, ist die unge­bro­che­ne Domi­nanz der Buche in der Ver­jün­gung. Kli­ma­sta­bi­le­re Baum­ar­ten wie die Eiche haben in der Ver­jün­gung ohne Hil­fe des Men­schen kei­ne Chan­ce. Die Fol­ge ist eine Baumartenverarmung.

Die Baum­ar­ten­ver­ar­mung in den Natur­wäl­dern stellt jedoch nicht nur eine Hypo­thek für die Anpas­sung des Wal­des an die Kli­ma­er­wär­mung dar, son­dern hat auch eine Ver­rin­ge­rung der Arten­viel­falt zur Folge.

Die Baye­ri­schen Staats­for­sten arbei­ten des­halb bereits seit lan­gem nach dem „Vier-Baum­ar­ten-Prin­zip“, was bedeu­tet, dass bei der Wald­ver­jün­gung min­de­stens vier Baum­ar­ten vor­kom­men müs­sen. Aktu­ell wird dar­über nach­ge­dacht, ob das Vier-Baum­ar­ten-Prin­zip“ nicht auf mehr Baum­ar­ten erwei­tert wer­den muss, um das Risi­ko zu min­dern, soll­ten eine oder meh­re­re Baum­ar­ten künf­tig dem Kli­ma­wan­del zum Opfer fallen.

Aus­sa­ge des BUND Natur­schutz: „Ein Blick in den Ebra­cher Forst zeigt, dass Buchen­wäl­der bei intak­tem Wald­in­nen­kli­ma Hit­ze und Trocken­heit in der Regel bes­ser überstehen.“

Dazu der Forst­be­trieb Ebrach: Mit Aus­nah­me der Natur­wald­re­ser­va­te und Tritt­stein­flä­chen sind alle Wäl­der im Ebra­cher Forst bewirt­schaf­tet. Sie wer­den seit Jahr­zehn­ten inten­siv durch­for­stet. Teil­flä­chen wur­den bereits vor der Zeit der Baye­ri­schen Staats­for­sten groß­flä­chig im Stil der Natur­ge­mä­ßen Wald­be­wirt­schaf­tung (ANW) ver­jüngt. Es ist des­halb nicht nach­voll­zieh­bar, wel­che Wald­or­te der BUND Natur­schutz mit sei­nem „Blick in den Ebra­cher Forst“ meint.

Es wird über­haupt nicht ange­zwei­felt, dass das Wald­in­nen­kli­ma wich­tig ist. Genau­so wich­tig ist es jedoch, zu durch­for­sten, um die Vita­li­tät der ver­blei­ben­den Bäu­me zu erhö­hen. Wenn die Wäl­der zu dicht ste­hen, muss sich der Baum bei Trocken­heit das weni­ge Was­ser mit vie­len Nach­barn tei­len, so dass es mög­li­cher­wei­se für kei­nen reicht. In den vor­sich­tig durch­for­ste­ten Wäl­dern wird auch der Unter- und Zwi­schen­stand geför­dert, was wie­der­um für Wind­ru­he sorgt, so dass sich die Feuch­tig­keit bes­ser hält.

Aus­sa­ge des BUND Natur­schutz: „Ein „Wald­um­bau“ ist in natur­na­hen Wald­ge­bie­ten, wie im Nord­stei­ger­wald, nicht nötig“

Dazu der Forst­be­trieb Ebrach: Die Wäl­der im Stei­ger­wald auf gro­ßen Flä­chen sich selbst zu über­las­sen, ist kurz­sich­tig und ange­sichts der vor­lie­gen­den Infor­ma­tio­nen über das Fort­schrei­ten der Kli­ma­er­wär­mung ver­ant­wor­tungs­los. Es gibt bereits jetzt genü­gend Hin­wei­se dar­auf, dass die Baum­ar­ten­ver­ar­mung, die in den unge­nutz­ten Wäl­dern statt­fin­det, kei­ne geeig­ne­te Vor­keh­rung für die sich ver­schär­fen­de Kli­ma­si­tua­ti­on bildet.

Selbst­ver­ständ­lich spielt beim Wald der Zukunft das Poten­ti­al der bis­he­ri­gen Baum­ar­ten eine wich­ti­ge Rol­le. Buchen­rein­be­stän­de sind jedoch kei­ne Lösung. Es wird nötig sein, sich mit der Ein­brin­gung von Baum­ar­ten und Her­künf­ten zu beschäf­ti­gen, die in Regio­nen wach­sen, in denen heu­te schon ein Kli­ma herrscht, auf wel­ches wir uns in Zukunft auch ein­stel­len müssen.

Wäl­der im Stei­ger­wald auf gro­ßer Flä­che sich selbst zu über­las­sen, wür­de uns jeden Hand­lungs­spiel­raum neh­men und die Lei­stungs­fä­hig­keit der Wal­der für künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen verringern.

Abschlie­ßen­de Bemerkung

Es wäre schön, wenn das Pro­blem des Kli­ma­wan­dels so ein­fach zu lösen wäre, wie es die Pres­se­mit­tei­lung des BUND Natur­schutz ver­mit­telt. Es mag auch durch­aus dort die Kri­tik an der Wald­be­wirt­schaf­tung berech­tigt sein, wo noch Nadel­baum­mo­no­kul­tu­ren vor­kom­men, über­höh­te Wild­be­stän­de Misch­wäl­der ver­hin­dern oder zu stark in die Wald­be­stän­de ein­ge­grif­fen wird.

Der Forst­be­trieb Ebrach, der sehr stark auf den Gedan­ken der natur­ge­mä­ßen Wald­be­wirt­schaf­tung des frü­he­ren Forst­amts Ebrach auf­baut, ist dafür jedoch ein denk­bar unge­eig­ne­tes Objekt:

  • Mit über 75% Laub­bäu­men sind die Wäl­der sehr naturnah
  • Es steht die natür­li­che Ver­jün­gung aller Baum­ar­ten im Vordergrund.
  • Bei Durch­for­stun­gen sind die Ent­nah­me­men­gen mit 20 – 40 Fest­me­ter pro Hekt­ar sehr vorsichtig.
  • Es ste­hen 1.200 Hekt­ar Natur­wald als Beob­ach­tungs­flä­chen zur Verfügung.
  • Mit dem Natur­schutz­kon­zept wird die Wald­ar­ten­viel­falt gesi­chert und verbessert.
  • Die Erhö­hung des lie­gen­den Tot­hol­zes ver­stärkt das Was­ser­rück­hal­te­ver­mö­gen des Waldbodens.

Die Kro­nen­schä­den und Abster­be­vor­gän­ge bei der Baum­art Buche auf Bewirt­schaf­tungs­feh­ler des Forst­be­triebs Ebrach zu schie­ben, ist des­halb nicht nur fach­lich frag­lich. Es lenkt auch vom eigent­li­chen Pro­blem ab. Das eigent­li­che Pro­blem ist die Kli­ma­ver­än­de­rung. Die­se macht auch vor Natur­wäl­dern nicht Halt. Ver­ant­wor­tungs­vol­le För­ste­rIn­nen müs­sen sich des­halb auf den Kli­ma­wan­del ein­stel­len, um auch künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen lei­stungs­fä­hi­ge Wäl­dern zu hinterlassen.