„Schneewittchen“-Grabstein wird im Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­um ausgestellt

Symbolbild Religion

Sophia Maria von Erthal gilt als histo­ri­sches Vor­bild für das Mär­chen / Sie leb­te und starb in Bamberg

Grabstein im Diözesanmuseum und Domkapitular Norbert Jung. (Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg/Dominik Schreiner)

Grab­stein im Diö­ze­san­mu­se­um und Dom­ka­pi­tu­lar Nor­bert Jung. (Foto: Pres­se­stel­le Erz­bis­tum Bamberg/​Dominik Schreiner)

Das Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­um hat sei­ne Aus­stel­lung um ein beson­ders mär­chen­haf­tes Expo­nat erwei­tert. Ab sofort ist der Grab­stein von Sophia Maria von Erthal zu sehen, die für das histo­ri­sche Vor­bild für das Mär­chen „Schnee­witt­chen“ gehal­ten wird. Die Schwe­ster der bekann­ten Erthal-Brü­der, Fürst­bi­schof Franz Lud­wig und Kur­fürst und Erz­bi­schof Fried­rich Karl Joseph, wur­de 1725 in Lohr am Main gebo­ren und starb 1796 in Bam­berg, wo sie erblin­det im Klo­ster der „Eng­li­schen Fräu­lein“ am Holz­markt leb­te und auf dem Fried­hof der alten Mar­tins­kir­che begra­ben wur­de. Der Grab­stein galt als ver­schol­len, bis er vor kur­zem in Pri­vat­be­sitz wie­der auf­tauch­te und dem Diö­ze­san­mu­se­um über­ge­ben wurde.

In ihrem Geburts­ort Lohr am Main, die sich selbst „Schnee­witt­chen­stadt“ nennt, hat man zahl­rei­che Par­al­le­len zwi­schen dem Leben von Sophia von Erthal und dem Mär­chen her­aus­ge­fun­den: So ähnelt die Fami­li­en­kon­stel­la­ti­on mit der Stief­mut­ter der Geschich­te. Im angren­zen­den Bezirk an das dama­li­ge Herr­schafts­ge­biet gab es Berg­wer­ke, wo Kin­der oder Klein­wüch­si­ge in den Stol­len arbei­te­ten, was auf die sie­ben Zwer­ge hin­deu­ten könn­te. Um von Lohr zu die­sen Berg­wer­ken zu gelan­gen, muss man nach Anga­ben der Stadt tat­säch­lich sie­ben Hügel über­que­ren. Sophi­as Vater hat­te eine Spie­gel­fa­brik, und noch heu­te ist im Spes­sart­mu­se­um ein Spie­gel mit der Inschrift „Amour Pro­pre“ zu sehen, was „Selbst­lie­be“ bedeu­tet und ein Hin­weis auf das „Spieg­lein an der Wand“ und die Fra­ge nach der Schön­sten im gan­zen Land sein könn­te. Hin­zu kommt die Tat­sa­che, dass die Brü­der Grimm sech­zig Jah­re spä­ter nur fünf­zig Kilo­me­ter ent­fernt in Hanau leb­ten und nur sech­zig Jah­re nach Sophia gebo­ren wur­den. Des­halb ist es durch­aus mög­lich, dass sie von ihrer Geschich­te erfah­ren haben.

„Der Mär­chen-Bezug ist für uns mehr ein Gag“, sagt Muse­ums­lei­ter Hol­ger Kemp­kens und betont, dass der Grab­stein auch sonst in der Aus­stel­lung gezeigt wür­de. Dass eine Frau in der damals von Män­nern domi­nier­ten Welt einen eige­nen Grab­stein bekam, sei schon etwas Beson­de­res, betont der für Kunst und Kul­tur zustän­di­ge Dom­ka­pi­tu­lar Nor­bert Jung und fügt hin­zu: „Bemer­kens­wert ist, dass die Grab­mä­ler der Bam­ber­ger Weih­bi­schö­fe, die in Alt St. Mar­tin begra­ben wur­den, alle ver­schwun­den sind.“ Die alte Mar­tins­kir­che mit Fried­hof stand dort, wo sich heu­te der Maxi­mi­li­ans­platz befin­det. Sophi­as Grab­stein wur­de nach dem Abriss der Kir­che Anfang des 19. Jahr­hun­derts im All­ge­mei­nen Kran­ken­haus am Reg­nit­zu­fer auf­be­wahrt, das ihr Bru­der Franz Lud­wig gegrün­det hat, dann ver­lor sich bis­her sei­ne Spur.

Das Diö­ze­san­mu­se­um am Dom­platz 5 ist Diens­tag bis Sonn­tag von 10 bis 17 Uhr geöff­net. Wei­te­re Infos www​.dioe​ze​san​mu​se​um​-bam​berg​.de