Land­kreis Bam­berg: Der „Biber­mönch“ lei­stet gan­ze Arbeit

Spe­zi­el­ler Mönch regu­liert den Was­ser­stand hin­ter Biberdämmen

Das Gemein­schafts­pro­jekt der Fa. Röckel­ein und Biber­be­ra­ter des Land­rats­am­tes Bam­berg ist erfolg­reich angelaufen

Bibermönch (Quelle: Rudolf Mader)

Biber­mönch (Quel­le: Rudolf Mader)

Wenn es den Biber­mönch noch nicht gäbe, dann müss­te er erfun­den wer­den. Ein Biber­mönch? – Tier? – Oder doch Mensch? Selbst welt­um­span­nen­de Such­ma­schi­nen strau­cheln ob des Begrif­fes. Sie wer­den jedoch in aller­näch­ster Zukunft mel­den: Der Biber­mönch ist eine Sache. Er ist aus Beton und Stahl. Er wur­de im Land­kreis Bam­berg ent­wickelt. Und: Er trägt den Inter­es­sen von Mensch und Tier Rechnung.

Wozu braucht man den Biber­mönch? Das Tier, das der Neu­ent­wick­lung sei­nen Namen gab, hat die Ange­wohn­heit, Gewäs­ser auf­zu­stau­en, weil es sich schwim­mend bes­ser fort­be­we­gen kann. Das Auf­stau­en von Bächen wie­der­um gefällt weder Fische­rei­be­rech­tig­ten (Was­ser­lauf) noch Land­wir­ten (Überflutung/​Vernässung von Wiesen/​Äckern). Deren Bemü­hun­gen, die Biber-Däm­me zum Bei­spiel mit Drai­na­gen durch­läs­si­ger zu machen, um einen teil­wei­sen Abfluss des Was­sers zu gewähr­lei­sten, wer­den vom tie­ri­schen Bewoh­ner in der Regel schnell wie­der zunich­te gemacht.

Die Fir­ma Röckel­ein und die Biber­be­ra­ter des Land­krei­ses haben hier­für nun eine Lösung ent­wickelt. Mit dem Biber­mönch kann das Was­ser im Umgriff sei­ner Burg nun so regu­liert wer­den, dass die Inter­es­sen von Mensch und Tier in Ein­klang gebracht wer­den können.

Mit­te bis Ende letz­ten Jah­res, als der Start­schuss für das Pilot­pro­jekt am Lohn­dor­fer (Gemein­de Lit­zen­dorf) Biberha­bi­tat gege­ben wur­de, waren die dama­li­gen Ver­tre­ter von Behör­den und Ver­bän­den noch skep­tisch. Denn an der Furt des Eller­ba­ches stand neben dem Flur­weg und vor­bei­lau­fen­dem Gra­ben ein aus Beton gegos­se­nes Kon­strukt mit ver­schie­de­nen Öff­nun­gen, armiert mit einer schwe­ren Rif­fel­stahl­plat­te. Chri­stoph Röckel­ein und Ste­phan Salz­bren­ner (Biber­be­ra­ter des Land­rats­am­tes Bam­berg) haben gemein­sam mit Jür­gen Voll­mer (eben­falls Biber­be­ra­ter) Behör­den­ver­tre­tern, Land­rat Johann Kalb und Bür­ger­mei­ster Wolf­gang Möhr­lein das Vor­ha­ben prä­sen­tiert und erläutert.

Der Ort wur­de nicht zufäl­lig gewählt. Gera­de hier, zwi­schen Lohn­dorf und Tie­fen­el­lern, hat sich der Biber seit gerau­mer Zeit ein­ge­fun­den. Er hat einen Teil des Eller­ba­ches ange­staut, um von sei­ner Biber­burg aus, bevor­zugt schwim­mend, sei­nen Lebens­raum und Ter­ri­to­ri­um zu erschlie­ßen. Die Arten­viel­falt in die­sem Bereich hat er so bedeu­tend auf­ge­wer­tet. Neben die­sem posi­ti­vem Aspekt für die Natur gab es aber gleich­zei­tig von Anfang an auch Pro­ble­me durch das Anstau­en des Wassers.

Der angren­zen­de Flur­weg wur­de immer wie­der über­schwemmt und die gegen­über­lie­gen­de land­wirt­schaft­li­che Flä­che über­flu­tet, so dass an eine Bewirt­schaf­tung sel­bi­ger nicht mehr zu den­ken war. Der Auf­wand für den Land­wirt und die unter­halts­pflich­ti­ge Gemein­de Lit­zen­dorf war immens. Elek­tro­zaun, Damm­drai­na­gen und das immer­wäh­ren­de Ent­fer­nen des Dam­mes (geneh­migt durch die Unte­re Natur­schutz­be­hör­de) aus Ver­kehrs­si­che­rungs­grün­den waren enorm. Zuletzt muss­ten die Gemein­de­ar­bei­ter mehr­mals wöchent­lich das Geflecht aus Gehölz, Pflan­zen und leh­mi­gem Boden entfernen.

Das soll­te nun ein Ende haben, dach­ten sich Chri­stoph Röckel­ein, Juni­or­chef der Kas­par Röckel­ein KG und Ste­phan Salz­bren­ner. Bei­de haben dar­an getüf­telt wie man eine dau­er­haf­te Regu­lie­rung des Was­ser­stan­des errei­chen kön­ne, die es dem Biber erlaubt in sei­nem Revier bei für ihn opti­ma­lem Was­ser­stand zu leben, und die gleich­zei­tig eine Über­flu­tung des Flur­wegs und land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen ver­hin­dert. Da kam bei­den das Prin­zip eines sog. Mön­ches in den Sinn, der den Was­ser­stand bei Fisch­wei­hern und Karp­fen­tei­chen regu­liert. Nach eini­gen Über­le­gun­gen, Skiz­zen und Plan­zeich­nun­gen konn­te dann durch die Fir­ma Röckel­ein ein erster Pro­to­typ erstellt wer­den. Die­ser wur­de im Herbst letz­ten Jah­res unter Hil­fe der Gemein­de Lit­zen­dorf instal­liert und ist seit­dem in Betrieb. Von dem ein oder ande­ren Land­wirt, Spa­zier­gän­ger oder Natur­schüt­zer arg­wöh­nisch und fra­gend beäugt, konn­te mitt­ler­wei­le fest­ge­stellt wer­den, dass der Biber­mönch sei­nen Zweck voll­ends erfüllt. Der Biber ist zufrie­den mit der Was­ser­stands­hö­he in sei­nem Habi­tat. Der Flur­weg ist frei pas­sier­bar und die land­wirt­schaft­li­che Flä­che kann wie­der unein­ge­schränkt genutzt wer­den. Durch die Regu­lie­rung des Was­ser­stan­des hat sich im Biber­bio­top dau­er­haft eine Flo­ra und Fau­na eta­bliert, die andern­orts sei­nes­glei­chen sucht. Der per­so­nel­le Auf­wand für die Gemein­de Lit­zen­dorf geht seit­dem gegen Null, so dass sich die bezahl­ten Stun­den der Gemein­de­ar­bei­ter, jeden­falls an die­ser Stel­le, enorm redu­ziert haben. Auch die Stark­re­gen­fäl­le im Früh­jahr hat das Bau­werk bra­vou­rös gemei­stert. Ein wei­te­rer posi­ti­ver Effekt ist der Hoch­was­ser­schutz. Das durch den Biber­mönch regu­lier­te Biberha­bi­tat schafft Reten­ti­ons­raum und Regen­rück­halt für gewal­ti­ge Was­ser­mas­sen. Davon kön­nen die unter­lie­gen­den Ort­schaf­ten erheb­lich profitieren.

Die Fir­ma Röckel­ein will die gesam­mel­ten Erfah­run­gen nut­zen und das Pro­jekt nun auch ande­ren Kom­mu­nen und Betrof­fe­nen zur Ver­fü­gung stel­len. Bei ihr kön­nen, je nach Bedarf, die Biber­mönch­mo­du­le indi­vi­du­ell bestellt wer­den. Inter­es­sier­te kön­nen einen Ter­min am Anschau­ungs­ob­jekt mit der Fir­ma Röckel­ein und den Biber­be­ra­tern vereinbaren.