Mit High­tech gegen Inkon­ti­nenz: Bay­reu­ther Team gewinnt beim Medi­cal Val­ley Award

Symbolbild Bildung

Glück­wunsch! Das For­scher­team Jan­nik Lockl und Tri­stan Zürl zählt zu den Gewin­nern des pre­sti­ge­träch­ti­gen ‚Medi­cal Val­ley Awards‘. Von der hoch­ka­rä­tig besetz­ten Jury wer­den sie nun für die 250.000 Euro „Pre-Seed“-Förderung des Baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­ni­ste­ri­ums emp­foh­len. Ihre Pro­dukt­idee ‚inCon­tAl­ert‘ ist ein Sen­sor zur Mes­sung des Füll­stands der Bla­se und wird Inkon­ti­nenz­pa­ti­en­ten dabei hel­fen, recht­zei­tig die Toi­let­te auf­su­chen zu kön­nen. Ziel der bei­den For­scher der Uni­ver­si­tät Bay­reuth ist es, mit der För­de­rung ihr Kon­zept „grün­dungs­reif“ zu entwickeln.

Die Bay­reu­ther For­scher Jan­nik Lockl (Wirt­schafts­in­for­ma­ti­ker) und Tri­stan Zürl (Inge­nieur) sind nach dem auf­re­gen­den Pitch noch ein biss­chen erschöpft, aber über­glück­lich über den Gewinn des Wett­be­werbs. Jan­nik Lockl kann nun gar sei­ne Pro­mo­ti­on an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth mit der Ent­wick­lung ver­knüp­fen, wie Prof. Dr. Maxi­mi­li­an Rög­lin­ger, Pro­fes­sor für Wirt­schafts­in­for­ma­tik und Wert­ori­en­tier­tes Pro­zess­ma­nage­ment, bestä­tigt: „Als Dok­tor­va­ter von Jan­nik Lockl macht es gro­ßen Spaß, For­schung und Unter­neh­mer­tum zu ver­ei­nen. Grün­dungs­vor­be­rei­tung bei gleich­zei­ti­ger Pro­mo­ti­on – dafür bie­tet die Uni­ver­si­tät Bay­reuth beste Vor­aus­set­zun­gen und ein klas­se Öko­sy­stem.“ Tri­stan Zürl, in des­sen Hän­den die Haupt­ver­ant­wor­tung für die tech­ni­sche Ent­wick­lung von ‚inCon­tAl­ert‘ liegt, hat bereits sei­ne Master­ar­beit bei Prof. Dr.-Ing. Ger­hard Fischer­auer, Lehr­stuhl­in­ha­ber für Mess- und Rege­lungs­tech­nik an der Inge­nieur­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät, über ‚inCon­tAl­ert‘ geschrieben.

Was kann ‚inCon­tAl­ert‘?

Jan­nik Lockl erklärt die gemein­sa­me Pro­dukt­idee: „‚inCon­tAl­ert‘ ist ein Sen­sor, wel­cher den Füll­stand der Bla­se misst, der dann in einer App ange­zeigt wird. Der Inkon­ti­nenz­pa­ti­ent kann so auf sei­nem Han­dy nach­schau­en, wann der näch­ste Zeit­punkt zum Auf­su­chen der Toi­let­te ist – oder er wird benach­rich­tigt, bevor es zum unge­woll­ten Urin­ver­lust kommt.“ Tri­stan Zürl ergänzt: „Inkon­ti­nenz­pa­ti­en­ten müs­sen so nicht mehr prä­ven­tiv die Bla­se ent­lee­ren oder aus Schutz vor dro­hen­dem Urin­ver­lust bei­spiels­wei­se Win­deln tra­gen.“ Von Inkon­ti­nenz sind in Deutsch­land mehr als fünf Mil­lio­nen Men­schen betrof­fen, wobei bis zu 20 Pro­zent davon an einer neu­ro­ge­nen Bla­se lei­den. In die­sem spe­zi­el­len Fall gibt es zwei Sze­na­ri­en: Ab einem kri­ti­schen Füll­stand kann es dazu kom­men, dass sich die Bla­se unkon­trol­liert ent­leert, oder dass sie ver­krampft und sich so der Urin ins Nie­ren­becken zurück­staut. Das kann zu gra­vie­ren­den gesund­heit­li­chen Schä­den füh­ren. „Nicht nur auf­grund des gesell­schaft­li­chen Gesichts­ver­lusts eines unge­woll­ten Uri­n­ab­gangs ist es uns des­halb ein gro­ßes Anlie­gen, die­ses Pro­blem schnellst­mög­lich zu lösen“, erläu­tert Jan­nik Lockl. „Gera­de Querschnitts‑, Mul­ti­ple Skle­ro­se- und Par­kin­son-Pati­en­ten lei­den täg­lich unter die­ser Gefahr, wel­che bald der Ver­gan­gen­heit ange­hö­ren soll!“

Netz­werk-Part­ner des Teams

Ursprüng­lich hat­ten Jan­nik Lockl und Tri­stan Zürl das Kon­zept von ‚inCon­tAl­ert‘ bei einem inter­na­tio­na­len Wett­be­werb (Inter­na­tio­nal Busi­ness Plan Com­pe­ti­ti­on) ent­wickelt, der inner­halb einer Lehr­ver­an­stal­tung der Uni­ver­si­tät Bay­reuth in Hong­kong statt­fand. Par­al­lel zu wei­te­ren Lehr­ver­an­stal­tun­gen und Semi­na­ren der Stabs­ab­tei­lung Entre­pre­neur­ship & Inno­va­ti­on half vor allem das gro­ße Netz­werk der Uni­ver­si­tät Bay­reuth bei den näch­sten Schrit­ten. So konn­te bspw. auf Ver­mitt­lung von Prof. Dr. Tor­sten Eymann, Uni-Vize­prä­si­dent für den Bereich Digi­ta­li­sie­rung, Inno­va­ti­on und Entre­pre­neur­ship, das Kli­ni­kum Bay­reuth als Part­ner für eine kli­ni­sche Vor­stu­die gewon­nen wer­den. Für Prof. Eymann ist „die Grün­dung von ‚inCon­tAl­ert‘ ein gutes Bei­spiel dafür, wie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth Unter­neh­mer­tum von der Ideen­fin­dung bis zur Grün­dung geför­dert und vor­an­ge­trie­ben wird.“ Part­ner ist eben­falls der ‚Medi­zin Cam­pus Ober­fran­ken‘, der in den kom­men­den Jah­ren den Brut­ka­sten für Aus­grün­dun­gen im Bereich der Medi­zin­tech­nik in Ober­fran­ken geben könnte.

Der ‚Medi­cal Val­ley Award‘

… ist ein Vor­grün­dungs­wett­be­werb des Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­ums für Wirt­schaft, Lan­des­ent­wick­lung und Ener­gie. Der Award rich­tet sich an aka­de­mi­sche For­schungs­pro­jek­te in der Gesund­heits­wirt­schaft aus Bay­ern mit gro­ßem Aus­grün­dungs­po­ten­zi­al. Die zehn besten Teams erhal­ten eine „Pre-Seed“-Förderung von bis zu 250.000 €, wobei der Preis vom Medi­cal Val­ley Cen­ter in Erlan­gen ver­ge­ben wird. Alle Teams wer­den dar­über hin­aus aktiv vom Medi­cal Val­ley und Exper­ten aus dem Netz­werk unter­stützt. Das Cen­ter ist ein Zusam­men­schluss von Akteu­ren aus Wirt­schaft, Wis­sen­schaft, Gesund­heits­ver­sor­gung und Poli­tik zur För­de­rung inno­va­ti­ver Dienst­lei­stun­gen und Tech­no­lo­gien. Die Award-Ver­ga­be soll Anrei­ze schaf­fen, um die Struk­tu­ren in der Gesund­heits­ver­sor­gung zu opti­mie­ren und gleich­zei­tig den Medi­zin­tech­nik-Stand­ort Bay­ern zu stärken.