Schu­le mal anders: Schü­ler des Gym­na­si­ums Chri­sti­an Erne­sti­num besu­chen die Pal­lia­tiv­sta­ti­on des Kli­ni­kums Bayreuth

Symbolbild Bildung

Ster­ben, das heißt auch Leben bis dahin

Sie haben das Projekt gemeinsam ins Leben gerufen: Dr. Sabine Gernhardt, Chefärztin der Palliativstation am Klinikum Bayreuth,  und Dr. Günter Beck-Mathieu, Lehrer des Kurses Q 11 des Gymnasiums Christian Ernestinum, freuen sich über den gelungenen Projektauftakt.

Sie haben das Pro­jekt gemein­sam ins Leben geru­fen: Dr. Sabi­ne Gern­hardt, Chef­ärz­tin der Pal­lia­tiv­sta­ti­on am Kli­ni­kum Bay­reuth, und Dr. Gün­ter Beck-Mathieu, Leh­rer des Kur­ses Q 11 des Gym­na­si­ums Chri­sti­an Erne­sti­num, freu­en sich über den gelun­ge­nen Projektauftakt.

Das Ster­ben als Teil des Lebens zu begrei­fen ist eine Sache, es aber auch als sol­ches zu akzep­tie­ren, ist schwe­rer. Die Schü­ler des Kur­ses Q11 des Gym­na­si­ums Chri­sti­an Erne­sti­num haben im Rah­men des Schul­pro­jekts „Lebenswert(e)“ einen Nach­mit­tag auf der Pal­lia­tiv­sta­ti­on des Kli­ni­kums Bay­reuth ver­bracht und sich dabei aus­führ­lich mit dem The­ma Leben und Ster­ben befasst. „Eine emo­tio­nal beein­drucken­de Erfah­rung“, sagt Leh­rer Dr. Gün­ter Beck-Matieu.

Krank­heit, Lei­den, Schmer­zen. Das ist es, was vie­le mit dem The­ma Ster­ben ver­bin­den. Und es ist auch das, was ver­un­si­chert: Was darf ich sagen, was darf ich fra­gen? Wie soll ich mich ver­hal­ten? Wer auf die­se Fra­gen selbst kei­ne Ant­wort hat, bleibt meist stumm. Dabei ist es wich­tig über das The­ma zu spre­chen. Dr. Sabi­ne Gern­hardt ist Chef­ärz­tin der Pal­lia­tiv­sta­ti­on. Sie ist eine von den Men­schen, die den Tod schon in ganz unter­schied­li­chen For­men gese­hen hat und die jeden Tag Men­schen um sich hat, die wis­sen, dass ihr Leben bald zu Ende sein wird. Sie ist an die­sem Nach­mit­tag das Bin­de­glied zwi­schen den Pati­en­ten der Pal­lia­tiv­sta­ti­on und den Schü­le­rin­nen und Schü­lern, die sich bei einem Besuch mit dem The­ma Tod und Ster­ben aus­ein­an­der­set­zen. Und mit dem Leben bis dahin.

Theo­re­tisch haben sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit dem The­ma bereits im Unter­richt befasst. Unter dem Titel „Gesund und heil“ dis­ku­tier­ten sie Fra­gen wie: Was bedeu­tet es, gesund zu sein? Wel­che medi­zi­ni­schen Mög­lich­kei­ten gibt es gera­de am Lebens­en­de und was davon ist ethisch ver­tret­bar? Dabei wur­de auch das The­ma Ster­be­hil­fe dis­ku­tiert. Heu­te ler­nen Sie, dass hin­ter die­sen Fra­ge­stel­lun­gen Men­schen ste­hen, für die die­se The­men alles ande­re als theo­re­tisch sind.

Nichts beein­druckt so sehr, wie ein Besuch vor Ort

Bei dem Besuch auf der Pal­lia­tiv­sta­ti­on hat­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die Chan­ce, sich mit Dr. Sabi­ne Gern­hardt aus­zu­tau­schen. Sie mach­te dabei klar: Ster­be­hil­fe, die gibt es im Kli­ni­kum Bay­reuth nicht. Ihre Auf­ga­be sei es aber auch nicht, Leben um jeden Preis zu erhal­ten. „Wir möch­ten nicht dem Leben mehr Tage, son­dern den Tagen mehr Leben geben“, beschreibt es die Pal­lia­tiv­me­di­zi­ne­rin. Was sie damit sagen will: Vie­le unheil­bar kran­ke Pati­en­ten lei­den unter star­ken Schmer­zen, Übel­keit, Schlaf­lo­sig­keit, oft auch psy­chi­schen Bela­stun­gen. Und meist haben sie grö­ße­re Angst davor, das aus­hal­ten zu müs­sen, als vor dem Tod selbst. „Dabei kön­nen wir unter­stüt­zen und hel­fen und tun das auch, jeden Tag.“ Die Medi­zin bie­tet enor­me Mög­lich­kei­ten, Schmer­zen zu lin­dern, Beschwer­den unter Kon­trol­le zu brin­gen und den Pati­en­ten damit mehr Lebens­qua­li­tät für die Zeit zu geben, die ihnen bleibt.

Das Pro­jekt soll Schu­le machen

Auf der Pal­lia­tiv­sta­ti­on ler­nen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler Ärz­te und Pfle­ger ken­nen, die den Tod als das begrei­fen, was er ist: Ein Teil des Lebens. Und die die­se Ein­stel­lung auch ger­ne wei­ter­ge­ben. Dr. Sabi­ne Gern­hardt hat sich über die posi­ti­ve Reso­nanz gefreut: „Die Schü­ler waren sehr inter­es­siert und haben vie­le Fra­gen gestellt. Berüh­rungs­äng­ste gab es kaum. Genau das haben wir uns gewünscht.“ Nun soll das Pro­jekt, das Dr. Sabi­ne Gern­hardt gemein­sam mit Leh­rer Dr. Gün­ter Beck-Mati­eu initi­iert hat, Schu­le machen. Es soll fester Bestand­teil des Unter­richts wer­den und dabei über Bay­reuth hin­aus­wach­sen. Im Juni wird es dazu ein Fach­lei­ter­tref­fen im Kli­ni­kum Bay­reuth geben, bei dem Pal­lia­tiv­me­di­zi­ner und Leh­rer mit dem Mini­ste­ri­al­be­auf­trag­ten für Unter­richt und Kul­tus über Inhal­te des Pro­jekts „Lebenswert(e)“ austauschen.