Rei­ni­gungs­kräf­te im Kreis Bay­reuth weh­ren sich gegen Griff ins Portemonnaie

Arbeit­ge­ber wol­len kei­ne Über­stun­den-Zuschlä­ge bezahlen

240 Teil­zeit-Rei­ni­gungs­kräf­te im Kreis Bayreuth

Von der Arbeits­zeit bis zu den Urlaubs­ta­gen – alles gere­gelt. Bis­lang jeden­falls. Jetzt aber wird der Job für die ins­ge­samt 250 Rei­ni­gungs­kräf­te im Land­kreis Bay­reuth zur „Wackel­par­tie“. Denn die Arbeit­ge­ber haben den Man­tel­ta­rif­ver­trag gekün­digt. Die Gebäu­de­rei­ni­ger-Gewerk­schaft IG BAU kri­ti­siert das scharf: „Die Rei­ni­gungs­kräf­te hän­gen damit völ­lig in der Luft. Die 10 Rei­ni­gungs­fir­men im Kreis Bay­reuth kön­nen ihnen qua­si frei­hän­dig Urlaubs­ta­ge strei­chen und zusätz­li­che Arbeits­zei­ten aufs Auge drücken“, sagt der Bezirks­vor­sit­zen­de der IG BAU Ober­fran­ken, Gerald Nick­las. Die Kün­di­gung des Man­tel­ta­rif­ver­tra­ges sei „eine Pro­vo­ka­ti­on und ein Schlag ins Gesicht aller Beschäf­tig­ten, die in der Gebäu­de­rei­ni­gung arbeiten“.

Die IG BAU nennt die Hin­ter­grün­de: „Die Arbeit­ge­ber wol­len bei den Über­stun­den Geld spa­ren – ins­be­son­de­re bei Teil­zeit­kräf­ten. Dahin­ter steckt also der pure ‚Lohn-Geiz‘“, so Nick­las. Denn der bis­he­ri­ge Rah­men­ta­rif­ver­trag sehe bei Mehr­ar­beit für Voll­zeit- Beschäf­tig­te einen Zuschlag von 25 Pro­zent des Stun­den­lohns vor. Nach­dem das Bun­des­ar­beits­ge­richt nun ent­schie­den habe, dass auch Teil­zeit-Beschäf­tig­te Anspruch auf die­sen Zuschlag haben, sei die Absicht der Arbeit­ge­ber klar: „Sie wol­len bei den Zuschlä­gen knap­sen. Genau genom­men ist das der Griff ins Porte­mon­naie von Teil­zeit­kräf­ten. Es trifft also die Men­schen, die ohne­hin schon wenig haben und extrem hart für ihr Geld arbei­ten müs­sen“, sagt Gerald Nick­las verärgert.

Über­stun­den sei­en in der Gebäu­de­rei­ni­gung an der Tages­ord­nung – und Teil­zeit­jobs gang und gäbe: Im Kreis Bay­reuth arbei­ten 240 Gebäu­de­rei­ni­ge­rin­nen und Fen­ster­put­zer in Teil­zeit, 110 davon ledig­lich mit einem Minijob.

www​.igbau​.de Pres­se-Infor­ma­ti­on IG Bau­en-Agrar-Umwelt Bezirks­ver­band Ober­fran­ken Sei­te 2/2 Zwi­schen Gebäu­de­rei­ni­ger-Gewerk­schaft und Bun­des­in­nungs­ver­band rumort es seit lan­gem, so die IG BAU Ober­fran­ken. „Die Arbeit­ge­ber wei­gern sich seit Mona­ten beharr­lich, über bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen in der Bran­che zu ver­han­deln. – Und das sogar bei stei­gen­den Jah­res­um­sät­zen von bun­des­weit zuletzt mehr als 17 Mil­li­ar­den Euro“, so Gerald Nick­las. Nach der Kün­di­gung des Rah­men­ta­rif­ver­trags erwar­tet die IG BAU Ober­fran­ken nun „extre­men Unmut unter den Beschäf­tig­ten – auch im Land­kreis Bayreuth“.

Die Gebäu­de­rei­ni­ger-Gewerk­schaft pocht beim Bun­des­in­nungs­ver­band schon lan­ge dar­auf, kon­struk­ti­ve Gesprä­che zu füh­ren: „Die Beschäf­tig­ten ver­lan­gen mehr Aner­ken­nung für ihre har­te Arbeit. Dazu gehört auch, dass Fach­kräf­te rich­tig bezahlt, Berufs­er­fah­rung hono­riert und die Auf­stiegs­chan­cen ver­bes­sert wer­den – genau­so wie die gene­rel­le Ein­füh­rung von Weih­nachts­geld“, so Nicklas.

Außer­dem müss­ten die belohnt wer­den, die der Gebäu­de­rei­ni­gung über Jah­re hin­weg die Treue hal­ten. Wer sich durch lang­jäh­ri­ge Arbeit in der Bran­che einen Urlaubs­an­spruch von 30 Tagen erwor­ben habe, der soll ihn auch dann behal­ten, wenn der Arbeit­ge­ber ein­mal wech­se­le, for­dert die IG BAU. Nur so las­se sich die hohe Fluk­tua­ti­on durch das Abwan­dern von Fach­kräf­ten und damit der Ver­lust von Bran­chen-Know-how stoppen.

„Die Arbeit­ge­ber haben dies aber bis­lang strikt abge­lehnt. Sie erken­nen nicht, wie wich­tig es ist, die Jobs in der Rei­ni­gung deut­lich attrak­ti­ver zu machen“, sagt Gerald Nick­las. Im Gegen­teil: Durch die Kün­di­gung des Rah­men­ta­rif­ver­trags ver­schlech­te­re sich die Stim­mung im Gebäu­de­rei­ni­ger-Hand­werk jetzt erst rich­tig. „Die Unter­neh­mer ris­kie­ren viel. Sie sägen am eige­nen Ast, indem sie fai­re Rah­men­be­din­gun­gen für die Arbeit und damit das Ver­trau­en und den Team­geist aufs Spiel set­zen“, so der IG BAU-Bezirksvorsitzende.

Die Frie­dens­pflicht zwi­schen IG BAU und Innungs­ver­band endet am 31. Juli. „Bis dahin wird die Wut der Beschäf­tig­ten wei­ter wach­sen. Sie wer­den ihrem Ärger bei betrieb­li­chen und öffent­li­chen Aktio­nen in den näch­sten Wochen Luft machen – auch im Kreis Bay­reuth“, kün­digt Nick­las an.