Straf­an­zei­ge gegen ille­ga­le Obst­baum­fäl­lun­gen in der Frän­ki­schen Schweiz

Symbolbild Polizei

Erschrecken­de Rodun­gen eini­ger weni­ger Land­wir­te in der Frän­ki­schen Schweiz wer­den zum Fall für die Staatsanwaltschaft

Die Apfel­bäu­me rund um das Wal­ber­la in der Frän­ki­schen Schweiz ste­hen der­zeit in vol­ler Blü­te. Im Land­kreis Forch­heim wer­den dort vie­le der bay­ern­weit bekann­ten Streu­obst­wie­sen seit meh­re­ren Gene­ra­tio­nen von Land­wir­ten gepflegt. Doch an eini­gen Stel­len bie­tet sich der­zeit ein ech­tes Hor­ror­sze­na­rio (sie­he auch Vor­her-Nach­her-Fotos). In den letz­ten Wochen wur­den eini­ge tau­send Obst­bäu­me ille­gal wäh­rend der Brut­zeit gefällt und anschlie­ßend teil­wei­se sogar zu Acker­land umge­bro­chen. „Die­se mut­wil­li­ge Zer­stö­rung wert­vol­ler Bio­to­pe durch ein­zel­ne schwar­ze Scha­fe hat den LBV dazu ver­an­lasst, bei der Staats­an­walt­schaft in Bam­berg eine Straf­an­zei­ge gegen Unbe­kannt zu erstat­ten“, so der LBV-Vor­sit­zen­de Dr. Nor­bert Schäf­fer. „Wenn der Baye­ri­sche Bau­ern­ver­band sei­ne Zustim­mung am Run­den Tisch wirk­lich ernst gemeint hat, dann muss er sofort alle sei­ne Mit­glie­der anwei­sen, jeg­li­che Obst­baum­fäl­lun­gen in der Brut­zeit zu unter­las­sen“, sagt Schäf­fer weiter.

Zusätz­lich sor­gen Medi­en­be­rich­te dafür, dass das ille­ga­le Vor­ge­hen eini­ger weni­ger Land­wir­te wei­ter­geht. So behaup­te­te der ober­frän­ki­sche BBV-Bezirks­prä­si­dent Her­mann Greif trotz ein­deu­ti­ger Abspra­chen am Run­den Tisch, es gäbe kei­ne kla­ren Aus­sa­gen. „Wer zudem auch noch Ver­ständ­nis für eine Straf­tat äußert, der macht sich mora­lisch zum Mit­tä­ter. So ein Ver­hal­ten ist inak­zep­ta­bel“, so Nor­bert Schäf­fer. Der LBV sieht hier den Baye­ri­schen Bau­ern­ver­band und die zustän­di­gen Mini­ste­ri­en in der Pflicht, für Auf­klä­rung zu sor­gen. Die Nut­zung und Pfle­ge der Streu­obst­wie­sen wird im Gesetz­ent­wurf des Volks­be­geh­rens aus­drück­lich gewünscht und ist wei­ter­hin zuläs­sig. „Die Aus­gangs­la­ge ist also völ­lig klar, und an die­ser Klar­heit hat der BBV am Run­den Tisch sogar mit­ge­ar­bei­tet. Somit ist es auch die Ver­ant­wor­tung des BBV sei­ne Mit­glie­der rich­tig zu infor­mie­ren“, so Schäffer.

In den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten ist auch in Bay­ern der größ­te Teil der Streu­obst­wie­sen ver­lo­ren gegan­gen. Meist sind sie Wohn- und Gewer­be­ge­bie­ten zum Opfer gefal­len oder in eine inten­si­ve­re Nut­zung wie Acker über­führt wor­den. Nach einer aktu­el­len Hoch­rech­nung der Lan­des­an­stalt für Land­wirt­schaft (LfL) ste­hen der­zeit nur noch geschätz­te 5,6 Mil­lio­nen Streu­obst­bäu­me in Bay­ern. 1965 waren es zum Ver­gleich noch rund 20 Mil­lio­nen. Streu­obst­wie­sen haben in der tra­di­tio­nel­len Kul­tur­land­schaft einen wich­ti­gen Ring um Sied­lun­gen gebil­det. Sie sind der Lebens­raum von über 5.000 Pflan­zen- und Tier­ar­ten, dar­un­ter auch der bedroh­te Gar­ten­rot­schwanz und die hoch­be­droh­ten Vogel­ar­ten Wie­de­hopf, Wen­de­hals und Stein­kauz. Sie zäh­len damit zu den arten­reich­sten Lebens­räu­men Euro­pas. Ein LBV-Akti­ver vor Ort berich­tet sogar über Beob­ach­tun­gen, dass nach Rodun­gen unter­halb des Wal­ber­las Wen­de­häl­se und Gar­ten­rot­schwän­ze ver­geb­lich nach ihren Brut­plät­zen suchten.

Ein vom Trä­ger­kreis des Volks­be­geh­rens bei der Rechts­an­walts­kanz­lei Mei­ster­ernst in Auf­trag gege­be­nes Rechts­gut­ach­ten hat­te klar­ge­stellt, dass eine übli­che Nut­zung der Streu­obst­wie­sen durch die Unter­schutz­stel­lung nicht behin­dert wird. Das Gut­ach­ten beschei­nigt, dass die Ent­nah­me von alten oder über­al­ter­ten Bäu­men wei­ter­hin mög­lich ist. Eben­so kann die Zusam­men­set­zung der Obst­baum­ar­ten geän­dert wer­den. Das Baye­ri­sche Land­wirt­schafts­mi­ni­ste­ri­um hat am 12. April die Ämter für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten über die recht­li­che Situa­ti­on informiert.

Am von Alo­is Glück mode­rier­ten Run­den Tisch zur Arten­viel­falt wur­de das The­ma auch inten­siv in der Fach­grup­pe „Offe­ne Landschaft/​Landwirtschaft“ erör­tert. Dabei wur­den Bäu­me, die bis zu 50 Meter vom nächst­ge­le­ge­nen Wohn- oder Hof­ge­bäu­de ent­fernt sind, grund­sätz­lich aus­ge­nom­men. Zusam­men mit dem Baye­ri­schen Bau­ern­ver­band wur­de der Rah­men für die Nut­zung von Streu­obst­wie­sen, die grö­ßer als 2.500 Qua­drat­me­ter sind, klar definiert:

1. Für betriebs­wirt­schaft­lich ver­an­lass­te Ver­än­de­run­gen und Erwei­te­run­gen der Hof­stel­le kön­nen Obst­bäu­me gero­det wer­den. Dafür ist an ande­rer Stel­le ein Eins-zu-Eins-Aus­gleich zu schaffen.

2. Im Streu­obst übli­che Pfle­ge- und Erneue­rungs­maß­nah­men unter­lie­gen kei­ner Beschränkung.

3. Für beson­de­re Scha­dens­si­tua­tio­nen kann auf der Grund­la­ge einer zu erlas­sen­den Aus­füh­rungs­ver­ord­nung auch der Ein­satz von Pflan­zen­schutz­mit­teln erfolgen.