Katho­li­ken­zahl im Erz­bis­tum Bam­berg wird in den näch­sten Jahr­zehn­ten deut­lich sinken

Symbolbild Religion

„Die Ent­wick­lung der Mit­glie­der­zah­len ist ein mis­sio­na­ri­scher Auftrag“

Das Erz­bis­tum Bam­berg sieht die Ent­wick­lung der Mit­glie­der­zah­len in den näch­sten Jahr­zehn­ten als „mis­sio­na­ri­schen Auf­trag“. Das sag­te Erz­bi­schof Lud­wig Schick am Don­ners­tag nach der Ver­öf­fent­li­chung einer Stu­die des Frei­bur­ger For­schungs­zen­trums Gene­ra­tio­nen­ver­trä­ge (FZG). Dem­nach wird auch im Erz­bis­tum Bam­berg die Zahl der Katho­li­ken deut­lich sin­ken, und zwar von heu­te 684.000 auf 545.000 im Jahr 2035. Bis zum Jahr 2060 ist ein Rück­gang auf 355.000 Katho­li­ken mög­lich, wobei die For­scher hier Abwei­chun­gen in einem Kor­ri­dor von 331.000 bis 381.000 ein­kal­ku­lie­ren, weil kurz­fri­sti­ge Ent­wick­lun­gen in der Lang­frist­pro­jek­ti­on nicht berück­sich­tigt wer­den können.

Erz­bi­schof Schick: Beson­de­re Fami­li­en­pa­sto­ral ist notwendig

Allein demo­gra­fisch bedingt sinkt die Zahl der Katho­li­ken nur auf 654.000 im Jahr 2035 und auf 565.000 im Jahr 2060. „Den demo­gra­fi­schen Fak­tor kön­nen wir nicht ändern“, sag­te Erz­bi­schof Schick. „Aber die übri­gen Zah­len, die durch Aus­trit­te und weni­ger Tau­fen bedingt sind, kön­nen wir durch gute Seel­sor­ge und mis­sio­na­ri­sches Wir­ken beein­flus­sen.“ Schick kün­dig­te an, dass die Stu­die im Seel­sor­ge­amt, im Prie­ster­rat und in ande­ren Gre­mi­en inten­siv bera­ten wer­de, um die Mög­lich­keit für eine effi­zi­en­te­re Pasto­ral zu erken­nen und zu nut­zen. „Unser Anlie­gen ist es, die gute Bot­schaft Jesu Chri­sti den Men­schen zu ver­mit­teln für ein glück­li­che­res Leben.“ Ein beson­de­res Augen­merk müs­se auf die Chri­stin­nen und Chri­sten zwi­schen 28 und 45 Jah­ren gerich­tet wer­den, weil in die­ser Alters­grup­pe die mei­sten Kir­chen­aus­trit­te erfol­gen, die auch ver­hin­dert wer­den könn­ten. „Eine beson­de­re Fami­li­en­pa­sto­ral ist erfor­der­lich, damit die Eltern ihre Kin­der tau­fen las­sen und in die Kir­che ein­füh­ren.“ Wich­tig sei auch die auf­merk­sa­me Ein­la­dung aller Kin­der und Jugend­li­chen eines Jahr­gangs zur Erst­kom­mu­ni­on und zur Fir­mung. Noch nicht Getauf­te könn­ten für die Erst­kom­mu­ni­on und die Fir­mung zur Tau­fe geführt werden.

Für die kirch­li­chen Finan­zen bedeu­tet die Pro­jek­ti­on, dass auf­grund des erwar­te­ten Kauf­kraft­ver­lu­stes von 51 Pro­zent die Kir­chen­steu­er­ein­nah­men im Jahr 2060 etwa dop­pelt so hoch sein müss­ten, um die glei­chen Aus­ga­ben wie heu­te täti­gen zu kön­nen. Das bedeu­tet, dass 2060 die Kir­chen­steu­er­ein­nah­men nur für die Hälf­te der 2017 mög­li­chen Aus­ga­ben rei­chen wer­den. Das wird zur Fol­ge haben, dass die Kir­che nicht mehr jedes Ange­bot auf­recht erhal­ten kann und schon heu­te die Wei­chen stel­len muss. Die Bis­tums­lei­tung hat daher schon früh­zei­tig Kon­se­quen­zen gezo­gen und sich bei­spiels­wei­se bei den für die kirch­li­che Bil­dungs­ar­beit oder die diö­ze­sa­nen Schu­len not­wen­di­gen Gebäu­den posi­tio­niert und den Rah­men fest­ge­legt. Auch für die über die Kir­chen­steu­er mit­fi­nan­zier­ten pfarr­li­chen Gebäu­de wur­den Gebäu­de­kon­zep­te erstellt, die bei sich ver­än­dern­den Struk­tu­ren in den Seel­sor­ge­be­rei­chen aber immer wie­der ange­passt wer­den müs­sen. „Hier wer­den zum Bei­spiel auch kei­ne Gebäu­de­er­wei­te­run­gen mehr geneh­migt, da letzt­lich zusätz­li­che Bau­la­sten mit­tel­fri­stig nicht mehr finan­ziert wer­den kön­nen“, sag­te Finanz­di­rek­tor Mathi­as Vet­ter. Weni­ger Immo­bi­li­en und Kon­zen­tra­ti­on auf das Wesent­li­che sei hier das Ziel. „Es müs­sen auch immer wie­der Struk­tu­ren und Pro­zes­se hin­ter­fragt oder mit dem Ziel in den Blick genom­men wer­den, dass Kosten­sen­kun­gen oder Syn­er­gien erreicht wer­den kön­nen, gera­de im kirch­li­chen Ver­wal­tungs­be­reich“, so Vetter.

Bereits 2006 wur­de das FZG der Uni­ver­si­tät Frei­burg vom Ver­band der Diö­ze­sen Deutsch­lands (VDD) beauf­tragt, vor dem Hin­ter­grund der demo­gra­fi­schen Ent­wick­lung sowie mit Blick auf Kir­chen­aus­trit­te, Abwan­de­rungs­be­we­gun­gen und nied­ri­ge­re Tauf­be­reit­schaft die Fol­gen für die Kir­che zu unter­su­chen. Die lang­fri­sti­gen Pro­jek­tio­nen soll­ten in einer zwei­ten Stu­die auf den Basis­wer­ten von 2017 noch­mals bis zum Jahr 2060 aus­ge­dehnt werden.

Die Ergeb­nis­se der Stu­die sind nach Wor­ten Vet­ters grund­sätz­lich nicht über­ra­schend. „Sie sol­len jedoch der Diö­ze­san­lei­tung und allen sich in der Kir­che Enga­gie­ren­den bewusst machen, dass die in den letz­ten Jah­ren durch die gute kon­junk­tu­rel­le Ent­wick­lung zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel nicht wei­ter stei­gen wer­den und sich daher das kirch­li­che Auf­ga­ben­spek­trum ein­engen wird.“