Forch­hei­mer Jusos: Sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Blick auf Afrika

Mit Martin Lücke (1. v.l.) und MdEP Maria Noichl (5. v.l.) hatten die Jusos Forchheim zwei Politiker mit Afrikaerfahrung zu Gast.

Mit Mar­tin Lücke (1. v.l.) und MdEP Maria Noichl (5. v.l.) hat­ten die Jusos Forch­heim zwei Poli­ti­ker mit Afrik­a­er­fah­rung zu Gast.

Die SPD wünscht sich einen Wan­del im Ver­hält­nis zum afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent. So das Fazit der Genos­sen nach einer Ver­an­stal­tung im Cur­ry­woschdhaus. Pro­mi­nen­te Gäste waren der ober­frän­ki­sche Kan­di­dat Mar­tin Lücke und Euro­pa­par­la­men­ta­rie­rin Maria Noichl. Schwer­punkt­mä­ßig ging es um die Zusam­men­ar­beit mit Afrika.

“Die EVP meint Euro­pa müs­se die Welt ernäh­ren, dabei habe Afri­ka genug Men­schen und Flä­che um sich selbst zu ver­sor­gen.” So grenz­te die baye­ri­sche Spit­zen­kan­di­da­tin MdEP Maria Noichl die Agrar- und Wirt­schafts­po­li­tik der Sozi­al­de­mo­kra­ten von der domi­nie­ren­den EVP ab. Noichl war als Mit­glied des Agrar­aus­schus­ses des euro­päi­schen Par­la­ments mehr­mals auf dem Kon­ti­nent. Ein wei­te­res Bei­spiel für absur­de Ent­wick­lungs­hil­fe lie­fer­te sie gleich mit: Die Lie­fe­rung gro­ßer Trak­to­ren nach Afri­ka. Das euro­päi­sche Wirt­schafts­mo­dell der Ratio­na­li­sie­rung funk­tio­nie­re in Afri­ka nicht. Arbeits­kraft sei dort bil­lig und die Arbeits­lo­sig­keit hoch. Am wich­tig­sten sei es die Men­schen in Lohn und Brot zu bringen.

Der Cobur­ger Arzt Mar­tin Lückes zeig­te sich geprägt von sei­nen Erfah­run­gen im Kon­go. Lücke war mehr­fach zu einem Part­ner­kran­ken­haus im Kon­go gereist. Im Kon­go gäbe es gras­sie­ren­de Armut, aber auch vie­le gut aus­ge­bil­de­te jun­ge Men­schen und gute Uni­ver­si­tä­ten. Daher plä­dier­te Lücke für ein moder­nes Ein­wan­de­rungs­recht, damit Euro­pa von die­sen Fach­kräf­ten – bei­spiels­wei­se in Medi­zin und Pfle­ge – pro­fi­tie­ren kön­ne. Erst recht weil Euro­pa für vie­le Afri­ka­ner ein Sehn­suchts­ort sei. Eben weil Euro­pa mit Frei­heit, Demo­kra­tie und Men­schen­rech­ten asso­zi­iert wer­de. Trans­fers von Migran­ten in die Hei­mat stüt­zen auch die dor­ti­ge Wirt­schaft. Lücke ver­trau­te dabei auf den tech­ni­schen Fort­schritt in der Sprach­ver­ar­bei­tung. Die­ser kön­ne gegen die Sprach­bar­rie­re helfen.

Einig waren sich Noichl und Lücke dar­in, dass man nicht ver­su­chen sol­le in Afri­ka euro­päi­sche Stan­dards zu ver­lan­gen. Euro­pa behan­de­le Afri­ka von oben her­ab. Dar­an schei­te­re Zusam­men­ar­beit oft im Vor­feld. Men­schen­rechts­stan­dards bei den Regie­run­gen direkt durch­zu­set­zen gestal­te sich dabei lei­der schwie­rig. Durch Bil­dung und die Zusam­men­ar­beit mit NGOs kön­ne jedoch eine bes­se­re Men­schen­rechts­la­ge erreicht wer­den. Auch die an Ent­wick­lungs­län­der ver­ge­be­nen Kre­di­te sind ein Dorn im Auge der Sozi­al­de­mo­kra­ten. Mit die­sen wür­den Staa­ten ange­füt­tert, dann schei­te­re die Rück­zah­lung meist. Für Schul­den­er­leich­te­run­gen wür­den anschlie­ßend Frei­han­dels­ab­kom­men zugun­sten der Geber­län­der ver­langt. Soet­was sei nichts ande­res als Kolo­nia­lis­mus durch die Hintertür.

Joscha Ber­ger – stu­dier­ter Ori­en­ta­list und Maghreb­ken­ner – berich­te­te von sei­nen Erfah­run­gen aus Alge­ri­en. Ber­ger hob her­vor, dass obwohl der Maghreb gefühlt weit weg sei, sei er Teil des Mit­tel­meer­rau­mes und kei­ne 20 Flug­mi­nu­ten von Mal­lor­ca ent­fernt. Die Maghreb­staa­ten wür­den mas­siv in Infra­struk­tur inve­stie­ren. Auch mit­ten in der Saha­ra hat­te er Zugriff auf mobi­les Inter­net. Aber trotz vie­ler gut aus­ge­bil­de­ter jun­ger Men­schen gin­gen die aus­län­di­schen Inve­sti­tio­nen dort seit Jah­ren zurück. Auch das füh­re zu Aus­wan­de­rung nach Euro­pa, gera­de wegen der dort ver­brei­te­ten Fran­zö­sisch­kennt­nis­se. Er plä­dier­te dafür die Part­ner­schaft mit den Maghreb-Staa­ten aus­zu­wei­ten. Sonst hei­ze die hohe Jugend­ar­beits­lo­sig­keit die Migra­ti­on wei­ter an.