Leser­brief: Ostern

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Sehr geehr­te Damen und Her­ren, lie­be Freun­din­nen, Freun­de und Verwandte!

Der Palm­sonn­tag erin­nert an den umju­bel­ten Ein­zug Chri­sti in Jeru­sa­lem. Nur weni­ge Tage spä­ter for­der­te die­sel­be Men­schen­men­ge, dem­ago­gisch auf­ge­hetzt, sei­ne Kreuzigung.

Die Par­al­le­le ist unver­kenn­bar. Auf dem Höhe­punkt der Flücht­lings­kri­se, ver­ur­sacht durch Unter­drückung, Krieg und Hun­ger, zeig­te sich hier­zu­lan­de eine kaum erwar­te­te Will­kom­mens­kul­tur in der Bevöl­ke­rung. Die deut­sche Bun­des­kanz­le­rin äußer­te selbst­be­wußt: „Wir schaf­fen das!“

Doch getrie­ben von Dem­ago­gen und der Angst, bei Wah­len eini­ge Pro­zent­punk­te ein­zu­bü­ßen, äußer­ten sich vie­le ande­re poli­ti­sche Ver­ant­wor­tungs­trä­ger ableh­nend gegen­über den Men­schen, die bei uns Zuflucht such(t)en. Frag­wür­di­ge Maß­nah­men, unver­ständ­li­che Behör­den­ent­schei­dun­gen und so man­che bil­li­gen Bei­fall hei­schen­de Medi­en­schlag­zei­le beför­der­ten ein Kli­ma, das von christ­lich gepräg­ter Leit­kul­tur wenig spü­ren läßt. Selbst der viel­hun­dert­fa­che Tod im Meer ruft allen­falls noch ein müdes Ach­sel­zucken her­vor – daß Men­schen Ter­ror und Fol­ter­knech­ten über­stellt wer­den, nicht ein­mal das.

„Wahr­haf­tig, die­ser Mensch war Got­tes Sohn!“ rief der römi­sche Offi­zier, der das Hin­rich­tungs­kom­man­do auf Gol­ga­tha kom­man­dier­te, nach Jesus‘ Dahin­schei­den aus. Jetzt ist es an uns, die Stim­me zu erhe­ben und unter Ver­weis auf die bibli­sche Schöp­fungs­ge­schich­te hin­aus­zu­schrei­en: „Gott schuf auch die­se Men­schen nach sei­nem Angesicht!“

Wenn die­ser Schrei Gehör fin­det, fei­ert die Mensch­lich­keit, die christ­li­che Näch­sten­lie­be Auf­er­ste­hung. Dann ist Ostern.

Wir wün­schen Ihnen und Euch Got­tes Gna­de und ein geseg­ne­tes Osterfest.

Feli­ci­tas Bönig, Rita Stadter-Bönig, Wolf­gang Bönig

„Viel Käl­te ist unter den Men­schen, weil wir es nicht wagen, uns so herz­lich zu geben, wie wir sind.“ (Albert Schweitzer)