„Bier­tra­di­ti­on in Forch­heim“: Vor­trags­ver­an­stal­tung des Män­ner­krei­ses Don Bosco

Symbolbild Bildung
Fritz Schneider Keller auf den Unteren Kellern um 1910. Die Karte stammt von Harald Schmidt.

Fritz Schnei­der Kel­ler auf den Unte­ren Kel­lern um 1910. Die Kar­te stammt von Harald Schmidt.

Als „span­nend und loh­nend“ bezeich­ne­te der Forch­hei­mer Lokal­hi­sto­ri­ker Rein­hold Glas bei einer Vor­trags­ver­an­stal­tung des Män­ner­krei­ses Don Bos­co Forch­heim sei­ne zwei­jäh­ri­ge Arbeit über die Erfor­schung der Bier­tra­di­ti­on in Forch­heim, die Geschich­te der Schank­stät­ten, Braue­rei­en und Fel­sen­kel­ler. Sei­ne For­schun­g­er­geb­nis­se, die haupt­säch­lich bei Besu­chen im Staats­ar­chiv Bam­berg und im Stadt­ar­chiv Forch­heim ent­stan­den, wer­den im Sep­tem­ber in einem Buch in der Rei­he „Freie Schrif­ten­fol­ge“ der Gesell­schaft für Fami­li­en­for­schung in Fran­ken mit Unter­stüt­zung des Hei­mat­ver­eins Forch­heim erscheinen.

The­ma sei­nes Refe­rats im Pfarr­zen­trum Don Bos­co, das auf unge­wöhn­li­che Zuhö­r­er­re­so­nanz stieß, war „Die Ent­ste­hung und Geschich­te der Forch­hei­mer Bier­kel­ler“. Glas führ­te aus, dass sich seit Urzei­ten die aus­ge­dehn­te Wald­flä­che „Bür­ger­wald“, heu­te Kel­ler­wald, mit einem sehr alten Baum­be­stand im Besitz der Stadt­ge­mein­de Forch­heim befand. Sie dien­te den Bür­gern in erster Linie zur Beschaf­fung von Brenn- und Bau­holz, aber auch als Stein­bruch. Im Jah­re 1691 wird ein Bereich des Bür­ger­walds, den man „im Stein­bruch“ nennt, von der Stadt­kom­mu­ne offi­zi­ell für die Anla­ge und Nut­zung von Kel­ler­stol­len frei­ge­ge­ben. Im glei­chen Jahr, so der Hei­mat­for­scher Glas, gehen zunächst 20 Lager­kel­ler in Betrieb. In der Fol­ge­zeit ver­meh­ren sich die Fel­sen­kel­ler nur lang­sam, sodass im Jah­re 1750 ein Zahl von 46 Kel­lern besteht, die sich bis 1852 auf die maxi­ma­le Sum­me von 54 ver­mehrt. Die letz­ten bei­den Kel­ler, die gegra­ben wur­den, waren 1804 der Blüm­leins-Kel­ler und 1807 der Neder-Keller.

Die Kel­ler, so Glas, wer­den von der Stadt, in ihrer Eigen­schaft als Lehens­herr­schaft, den Bür­gern als Zins­le­hen gegen Erb­zins und Hand­lohn über­las­sen. Zunächst dien­ten die Kel­ler aus­schließ­lich als Lager­kel­ler für Geträn­ke wie Bier, Most und Wein, aber auch für Lebens­mit­tel (Gar­ten- und Feld­früch­te, Gemü­se und Fleisch). Die Inha­ber waren über­wie­gend ört­lich-gewerb­li­che Bütt­ner- und Brau­er, ver­ein­zelt auch Bäcker, Metz­ger oder Rot­ger­ber. Gele­gent­lich tre­ten auch Amts­per­so­nen (Schult­heiß, Kast­ner, Stifts­de­chant) als Inha­ber auf. Auch dem Fran­zis­ka­ner­klo­ster Forch­heim wird 1697 ein Fel­sen­kel­ler zugestanden.

Die Lage­rung des Bie­res in den Fel­sen­kel­lern war des­halb not­wen­dig, weil in frü­he­ren Zei­ten nur in der Zeit vom 29.9. (Michae­lis) bis 23.4. (Geor­gi), also in der kal­ten Zeit gebraut wer­den durf­te. Die Fel­sen­kel­ler ermög­lich­ten es nun, dass auch in der war­men Zeit des Jah­res Bier aus­ge­schenkt wer­den konn­te. Des­halb sprach man hier vom Lager- oder Som­mer­bier. Glas doku­men­tier­te anhand von Archi­va­li­en, dass nach der Auf­he­bung des Lehens­we­sens im Jah­re 1848 für die Fel­sen­kel­ler sog. Nut­zungs­rech­te ein­ge­führt wur­den. Man spricht nun laut BGB von soge­nann­ten Kel­ler­rech­ten, deren Inha­ber bis heu­te als Erb­bau­be­rech­tig­te bezeich­net werden.

Schon im Lau­fe des 18. Jahr­hun­dert wer­den vor den Fel­sen­kel­lern zuneh­mend Tische und Bän­ke auf­ge­stellt. An war­men Tagen ver­brach­ten immer mehr Forch­hei­mer ihren gemüt­li­chen Fei­er­abend unter den schat­ten­spen­den­den Buchen und Eichen. Offi­zi­el­le Schank­plät­ze, so Rein­hold Glas wer­den erst ab 1840, nach Ein­füh­rung des Anna­fe­stes von der Stadt­kom­mu­ne geneh­migt. Das erste feste Gebäu­de war im Bür­ger­wald das Schüt­zen­haus, erbaut im Jah­re 1840, ehe in den fol­gen­den Jah­ren klei­ne Bier­hüt­ten mit „Zech­ti­schen und Bier­bän­ken“ geneh­migt werden.

Glas wies nach, dass die Wei­ße Tau­be als erste Kel­ler­wirt­schaft im Jah­re 1862 ent­stand, erst 1906 folg­te der „Win­ter­bau­er“. Heu­te bestehen 14 Unte­re Kel­ler (Bau­ern-Kel­ler ohne Schank­platz) und 10 Obe­re Kel­ler, wobei der Schüt­zen-Kel­ler kei­nen Fel­sen­kel­ler besitzt. Ins­ge­samt ste­hen den Schank­stel­len 23 Fel­sen­kel­ler mit 53,5 Kel­ler­rech­ten gegen­über, die bis heu­te weit­ge­hend fort­ver­erbt werden.

Dann ging der Refe­rent mit den Zuhö­rern auf einen Kel­ler­rund­gang, begin­nend am frü­he­ren „Gott­la-Kel­ler“ und Bau­ern­kel­ler durch die Unte­ren Kel­ler über den Schlöß­la-Kel­ler, der als Ersatz für die im Rat­haus geschlos­se­ne Trink­stu­be errich­tet wur­de, hin­auf zu den obe­ren Kel­lern. In 30 Histo­ri­en stell­te Glas die Besitz­ver­hält­nis­se der Kel­ler­wirt­schaf­ten bzw. Schank­plät­zen mit Fel­sen­kel­lern zusam­men, die er bei­spiel­haft vor­trug. Bei vie­len Zuhö­rern ver­ban­den sich damit Kind­heits- und Jugenderinnerungen.

In sei­nem Buch „Bier­tra­di­ti­on in Forch­heim – Zur Geschich­te der Schank­stät­ten, Braue­rei­en und Fel­sen­kel­ler“ wird hier­über aus­führ­lich berich­tet. Die Publi­ka­ti­on umfasst auf 512 Sei­ten auch 620 Abbil­dun­gen in Form von Fotos, Holz­schnit­ten, Sti­chen, Ansichts­kar­ten, Plä­ne sowie zahl­rei­che Statistiken.

Vor­sit­zen­der Edu­ard Nöth dank­te dem Refe­ren­ten und Mit­glied des Män­ner­krei­ses Rein­hold Glas für die­sen lokal­hi­sto­risch wert­vol­len Vor­trag sowie für sei­ne her­vor­ra­gen­de For­schungs­tä­tig­keit, die er ja schon mit der Ver­öf­fent­li­chung des dop­pel­bän­di­gen Häu­ser­buchs von Forch­heim deut­lich unter Beweis gestellt hat.